Rollentausch
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Rollentausch
US-Präsident Barack Obama hat ein neues Konjunkturprogramm vorgeschlagen, um den lethargischen Arbeitsmarkt zu beleben. Ich bezweifle jedoch, dass weitere expansive fiskalpo-litische Maßnahmen in den USA den gewünschten Effekt auf den Arbeitsmarkt haben wer-den. Vielmehr besteht das Risiko, dass die USA damit nur den Weg in "japanische Verhält-nisse" gehen - mit steigenden Staatsschulden bei geringem Wachstum. Vielmehr sind Struk-turreformen notwendig ? allerdings werden diese bis zu den Kongresswahlen im November noch keine Wirkung zeigen.
Früher war alles besser
Lange Jahre galten die USA nicht nur als Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft, sondern auch als die Nation mit der höchsten Flexibilität. Bei einer sich anbahnenden Konjunkturabschwächung reagierten die Arbeitsmärkte unmittelbar, so dass in den USA die Arbeitsmarktentwicklung eher als gleichlaufender Indikator diente, während in Deutschland der Arbeitsmarkt ein extrem nachlau-fender Indikator war. Als die US-Wirtschaft 2007 in die Rezession rutschte, war der Zusammen-hang in der Abwärtsbewegung noch zu beobachten. So stieg die Arbeitslosenrate von 4,4 Prozent im Frühjahr 2007 bis zum Herbst 2009 auf 10,1 Prozent. Die hohe Anpassungsfähigkeit bei der Abwärtsbewegung half den Unternehmen, bereits in der Spätphase der Rezession und im nachfol-genden Aufschwung hohe Produktivitätssteigerungen zu erzielen. Die Gewinne zogen an, und eigentlich fehlte nur noch ein Anspringen des Arbeitsmarktes.
Arbeitsmarkt reagiert nicht Die Unternehmen stellen zwar seit Anfang 2010 wieder ein. Die Zahl der neugeschaffenen Jobs ist aber zu gering, sowohl gemessen am vorangegangenen "Blutbad" auf dem Arbeitsmarkt - insge-samt gingen in der Rezession in der Privatwirtschaft fast 8,5 Mio. Stellen verloren ? als auch am Bevölkerungswachstum. So überrascht es nicht, dass US-Präsident Barack Obama nun kurz vor den Kongresswahlen ein neues Konjunkturprogramm vorgeschlagen hat. Unter anderem sollen Unternehmen durch verstärkte steuerliche Vergünstigungen animiert werden, in neue Werke oder Maschinen zu investieren. Dabei geht es in erster Linie darum, den Arbeitsmarkt zu beleben.
Was aber, wenn zusätzliche Konjunkturprogramme auch nicht die gewünschte Wirkung erzielen und letztendlich die USA nur weiter in die Schuldenfalle treiben?
Sockelarbeitslosigkeit in den USA
Weitere expansive Maßnahmen können den Arbeitsmarkt dauerhaft nur in dem Umfang beleben, indem die Arbeitslosigkeit konjunktureller Natur ist. Der Blick auf die Entwicklung der Langzeit-arbeitslosen, die mittlerweile ein historisches Hoch erreicht haben, lässt aber die Vermutung auf-kommen, dass sich die USA nun mit einem Phänomen herumschlagen müssen, das Jahrzehnte lang eher Deutschland zugeschrieben wurde: Sockelarbeitslosigkeit.
Deutschland Du hast es besser
Im Gegensatz zu den USA haben wir diese strukturelle Belastung reduziert. Der deutsche Ar-beitsmarkt hat sich in der Krise überaus stabil gezeigt. Nur von Ende 2008 bis Mitte 2009 kam es überhaupt zu einem Abbau der Beschäftigung. Maßgeblich für die hohe Stabilität im Umfeld der Krise war sicherlich die Ausweitung der Kurzarbeiterregelungen. Aber auch die in den vergange-nen Jahren zunehmende Flexibilisierung von Arbeitszeiten und innovative Arbeitsmodelle haben geholfen, gut durch die Krise zu kommen. Die starke konjunkturelle Erholung bewirkt sogar, dass derzeit das Thema Fachkräftemangel im Vordergrund steht. Im Gegensatz zu den USA, aber auch zu vielen anderen Ländern, die dabei sind, die Nachwirkungen ihrer Immobilienblasen auf die Arbeitsmärkte zu verarbeiten, ist unser Arbeitsmarkt auf Erholungskurs. Hier sind zweifelsohne keine weiteren Konjunkturprogramme notwendig.
Keine weiteren Konjunkturprogramme
Auch bezweifele ich, dass weitere expansive fiskalpolitische Maßnahmen in den USA den ge-wünschten Effekt auf den Arbeitsmarkt haben werden. Vielmehr besteht das Risiko, dass die USA damit nur den Weg in "japanische Verhältnisse" gehen - mit steigenden Staatsschulden bei gerin-gem Wachstum. Auch in Deutschland haben wir nach der Wiedervereinigung die Erfahrung ge-macht, dass nach dem Platzen einer Immobilienblase ein langjähriger Anpassungsprozess mit Strukturreformen notwendig ist. Der außergewöhnliche Boom in den USA war maßgeblich durch eine Ausweitung von Arbeitsplätzen im Bausektor bzw. in Dienstleistungssektoren begleitet, die unmittelbar an dieser Entwicklung hingen. Diese Jobs kann man auch mit weiteren Fiskalmaß-nahmen nicht wieder aus dem Boden stampfen.
Strukturreformen notwendig
Auch wenn die keynesianische Medizin unmittelbar nach der Bankenkrise zu einer weltweiten Konjunkturerholung geführt hat, heißt das nicht, dass diese jetzt auch wieder wirkt. Bei der hier vorliegenden Krankheit - nämlich Strukturprobleme - sollte somit auch eine andere Medizin - nämlich Strukturreformen - verordnet werden.
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Datum: 14.09.2010 - 17:45 Uhr
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