MONITOR Spezial: "Deutsche Einheit" aus Gera
"Einheit oder einverleibt? - 20 Jahre Wiedervereinigung", Das Erste, 30.09.2010, 22.00 Uhr
ID: 261060
nach der Wende? Sind sich West und Ost so nahe gekommen, wie die
Jubiläumsfeiern es suggerieren? Warum fühlen sich zwei Drittel der
Ostdeutschen als Menschen zweiter Klasse? Diesen Fragen geht das
ARD-Magazin "Monitor" in seiner Spezialausgabe aus Gera nach.
"Monitor goes East, das ist sinnvoll und spannend bei einem so
historischen Datum", so Moderatorin Sonia Seymour Mikich.
In Gera hatten vor genau 20 Jahren "Monitor"-Reporter wie der
damalige ARD-Korrespondent Jürgen Thebrath Gewinner und Verlierer der
herannahenden Einheit hautnah erlebt und porträtiert: Der bis dato
mächtige Kreispartei-Sekretär zum Beispiel wurde in den Schlachthof
strafversetzt, die SED-Funktionärin glaubte ungebrochen an den Sieg
der Partei, und Bürgerrechtler hatten den Kopf voller Träume und
glaubten an den vergoldeten Westen. "Monitor" hat die
Interviewpartner von damals nun wieder gefunden, um zu erfahren, wie
es ihnen im Kapitalismus ergangen ist: Ein Rückblick erinnert an die
Stimmungen, Ängste und Hoffnungen von damals. "Monitor" trifft die
Protagonisten von einst wieder und erzählt von ihrem heutigen Leben.
Eine lebenswirkliche Doppelreportage, die den Wandel von
Einstellungen und Gefühlen bilanziert:
Als Kurt Duminick vor 20 Jahren im fast leeren Gebäude der
SED-Bezirksleitung vor der West-Kamera von "Monitor" saß, war er für
"den Kontakt zwischen den Massenorganisationen und der SED
zuständig", wie er es heute beschreibt. Er beherrschte die Sprache
des Sozialismus und glaubte fest, die Genossen, die ihn jetzt
besuchten, "wieder zum parteilichen Leben führen" zu können. Kurz
darauf war er selbst arbeitslos. Wie viele seiner Genossen musste er
sich selbstständig machen, eine Anstellung fand der SED-Kader damals
nicht. Von dieser Zeit erzählt er immer noch bitter, er fühlte sich
ungerecht behandelt. Heute arbeitet er als Finanzberater. Vom
Sozialismus mitten in den Kapitalismus.
Der Bergbauingenieur Peter Petersen riskierte viel, als er Ende
1989 in der Johanniskirche in Gera vor laufender ARD-Kamera rief:
"Dieser Staat braucht 15 bis 20 Jahre, um sich wirtschaftlich zu
erholen. So viel Zeit habe ich in meinem Leben nicht mehr. Und jeder
Mensch hat ja nur ein Leben. Ich will jetzt leben." Der
Superintendant raunte ihm immer wieder ins Ohr, er solle sich
mäßigen, doch Petersen dachte nicht daran, er wollte die DDR
lebenswert machen und sprach einfach weiter. Schließlich wollte sein
eigener Sohn das Land verlassen. Heute ist er gesundheitlich schwer
angeschlagen, wie viele seiner Kollegen die im Uran-Bergbau der
Wismuth AG arbeiteten. "Wenn ich jetzt in der Kirche sprechen würde,
würde ich sagen, ihr müsst mehr teilen, denn die Spaltung unserer
Gesellschaft in Arm und Reich ist gefährlich. Dafür haben wir nicht
gekämpft."
"Monitor" untersucht in dieser Sonderausgabe außerdem die "innere
Grenze" zwischen Ost und West und fragt, warum mit Ausnahme der
Bundeskanzlerin Ostdeutsche kaum in den Führungsebenen der Republik
angekommen sind. Nicht einmal auf dem Gebiet der ehemaligen DDR
stellen sie einen relevanten Anteil als ranghohe Entscheidungsträger
in Politik, Wirtschaft, Justiz, Wissenschaft, Verwaltung und Medien.
Eine Generation nach der Wende sind deutliche Unterschiede bei
Aufstiegschancen, Machtverteilung und Selbstwahrnehmung festzumachen,
jenseits der Klischees vom Jammer-Ossi und Besser-Wessi. Denn keines
der 30 DAX-Unternehmen wird zum Beispiel von einem Ostdeutschen
geleitet und keiner der 16 Bundesverfassungsrichter stammt aus dem
Osten.
Außerdem fragt "Monitor": Was ist aus den großen investigativen
Themen geworden, die nach der Wende Schlagzeilen machten? Die
verschwundenen SED-Millionen, die gestohlenen Rosenholz-Dateien, die
Treuhandskandale? Schließlich zeichnet die Sendung vor Ort nach, wie
intensiv die Treuhandpolitik in der Nachwendezeit die
Besitzverhältnisse bis heute geprägt hat.
Redaktion: Monika Wagener
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Datum: 21.09.2010 - 09:59 Uhr
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