Welt-Aids-Tag: Weniger Finanzierung und teurere Medikamente
gefährden Behandlungserfolge
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Medikamente gefährden die Behandlung von HIV/Aids in ärmeren Ländern.
"Der Preis für neuere Medikamente, die wir benötigen, steigt derzeit
rapide an, gleichzeitig haben Geldgeber entschieden, sich
zurückzuziehen", sagt Dr. Gilles van Cutsem, medizinischer
Koordinator von ÄRZTE OHNE GRENZEN für Südafrika und Lesotho, zwei
Tage vor dem diesjährigen Welt-Aids-Tag. Dabei zeigen aktuelle
Untersuchungen von UNAIDS, dass sich die Investitionen in
Aids-Programme auszuzahlen beginnen. Die Zahl der Neuinfektionen und
Tode sinkt.
"Wir behandelnden Ärzte haben das Gefühl, dass uns die Hände
gebunden werden", so van Cutsem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO
empfiehlt, Menschen mit HIV/Aids früher und mit neuen, besser
verträglichen Medikamenten als bisher zu behandeln. Im
Behandlungsprogramm von ÄRZTE OHNE GRENZEN in Lesotho hat die neue
frühe Behandlung die Zahl der Tode um 68 Prozent und die der neuen
opportunistischen Infektionen um 27 Prozent reduziert. Diese
Behandlungsstrategie hilft aber nicht nur einzelnen Patienten,
sondern der ganzen Gesellschaft, denn sie senkt auch die Gefahr einer
Weitergabe des Virus'. "Doch gerade jetzt, da wir sehen wie
vielversprechend die neuen Empfehlungen sind, frieren die Geldgeber
die Finanzierung der Programme ein."
Dem Globalen Fonds, dem wichtigsten internationalen
Finanzierungsinstrument im Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria,
wurden für die kommenden drei Jahre nur 11,7 Milliarden Dollar statt
der benötigten 20 Milliarden Dollar zugesagt. Die Gelder für das von
den USA finanzierte Aids-Programm PEPFAR, das mindestens die Hälfte
aller HIV/Aids-Behandlungen in ärmeren Ländern unterstützt, wurden
seit drei Jahren nicht erhöht.
Gleichzeitig arbeiten die reichen Länder daran, die Möglichkeiten
zur Generika-Produktion einzuschränken, was zu höheren
Medikamentenpreisen führen würde. In den Verhandlungen um ein
Freihandelsabkommen mit Indien will die Europäische Union Klauseln
wie die so genannte Datenexklusivität durchsetzen. Dies würde
bedeuten, dass Generika-Produzenten ihre kostengünstigen Medikamente
künftig noch schwieriger auf den Markt bringen können. Derzeit
stammen jedoch mehr als 80 Prozent der Aids-Medikamente, die mit
internationalen Geldern finanziert werden, von Generika-Produzenten
aus Indien. Auch 80 Prozent der Aids-Medikamente, mit denen ÄRZTE
OHNE GRENZEN 160.000 HIV/Aids-Patienten behandelt, kommen aus der so
genannten "Apotheke der Armen".
Setzt sich die EU durch, steht der Zugang zu kostengünstigen
generischen Versionen neuer Medikamente zur Bekämpfung von HIV/Aids
auf dem Spiel. Innerhalb der EU gehört die deutsche Regierung zu den
treibenden Kräften hinter dem Versuch, die Interessen der
Pharmaindustrie über das Leben von Patienten zu stellen. "Wir rufen
daher die Menschen auf, deutlich zu machen, dass sie mit der Politik
der Bundesregierung und der Europäische Kommission diesbezüglich
nicht einverstanden sind", so Oliver Moldenhauer, Kooordinator der
Medikamentenkampagne von ÄRZTE OHNE GRENZEN in Deutschland. Gegen
den Vorstoß der EU hat ÄRZTE OHNE GRENZEN die Kampagne "Europa! Hände
weg von unseren Medikamenten" gestartet. (https://action.msf.org/de)
Pressekontakt:
Svenja Kühnel/Christiane Winje, Tel: 030 700 130 230, 0163 8808 457
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de
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Datum: 29.11.2010 - 10:39 Uhr
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