Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Tunesien

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ID: 329353
(ots) - »Tunesien - die Straße bringt den Wandel«. Seit
Tagen prangt dieser Titel über den Rund-um- die-Uhr-Berichten des
arabischen TV-Senders al-Dschasira im Maghreb und im gesamten Nahen
Osten. Die Story von der Vertreibung des korrupten Präsidenten Ben
Ali allein durch die Kraft der Straße hat eine extrem hohe
Einschaltquote bei 300 Millionen Arabern. Denn es brodelt in vielen,
wenn nicht allen diesen Ländern. Dass das eine Revolution ist,
versteht jeder Zuschauer - bis auf Libyens Staatschef Muammar al
Gaddafi, der seit 40 Jahren unstürzbare Irre von nebenan. Er ist
ratlos: »Ich kenne diese neuen Leute nicht, aber wir alle kennen Ben
Ali und die Veränderungen, die in Tunesien erzielt wurden. Warum
zerstört ihr dies alles?«. Millionen in der arabischen Welt wissen
um die Antwort. Sie erkennen sich in den TV-Bildern von dieser
urplötzlichen Revolution wieder. Ob Algerien, Libyen, Jordanien oder
sogar Iran: Überall leben Massen in Armut, verstellen korrupte
Behörden, prügelnde Polizisten oder auch hartleibige Mullahs den Weg
zu einem kleinen Stück persönlicher Freiheit. Im Jemen riefen prompt
tausend Studenten »Freies Tunis, Sanaa grüßt dich tausend Mal«. In
Kairo, wo mehr Geheimpolizisten als Uniformierte jedes Viertel fest
im Blick haben, trauten sich Hunderte zu einer nicht genehmigten
Demonstration vor der tunesischen Botschaft.

Noch ist der politische Wechsel zwischen Bizerte und Djerba nicht
wirklich vollzogen. Wie es mit Tunesien nach der heillosen Flucht des
Diktators und seiner korrupten Familie weitergehen wird, ist noch gar
nicht absehbar. Am Samtag und Sonntag entwickelte sich ein
gefährliches Machtvakuum. In dieser Phase macht das Militär Jagd auf
Ben Alis Sicherheitspolizei, werden Tankstellen, Supermärkte sowie
Geldautomaten geplündet, verteidigen Bürgerwehren ihren Kiez und


gehen die Lebensmittel aus. Wahlen, Opposition,
Koalitionsverhandlungen, stabile Verhältnisse bleiben bislang
europäisches Wunschdenken. Wahrscheinlicher ist ein Abgleiten in ein
vorläufiges Chaos, das denen dient, die im Hintergrund alte Fäden neu
spinnen. Ein Blick in die Berichte Amnesty Internationals zeigt, wie
viele politisch Andersdenkende Jahr für Jahr in den Wüstenknästen
verschwanden. Nach anderen Berichten wurden Tausende hingerichtet,
viele gingen ins Exil. Eine richtige Opposition hat sich gar nicht
bilden können. Schnelle Neuwahlen, sofern es dazu kommt, spielen den
alten Kräften auch formal in die Hand. Egal wie, Geheimpolizei und
Armee sind in der Position des Stärkeren und könnten die Macht
behalten. Eine im Rausch befindliche Protestbewegung ohne weitere
Strukturen lässt sich, so zeigen es viele Beispiele, über kurz oder
lang mit Scheinangeboten kompromittieren und schwächen. Politische
Wunder bleiben die Ausnahme.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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Datum: 16.01.2011 - 21:45 Uhr
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