Von Tigern und Reaktorherzen
Ausgabe 2/2011 des Umweltmagazin zeo2 erschienen
ID: 378833
Es war ein fast prophetischer Satz: "Ein zweites Tschernobyl kommt
näher!", sagte der russische Atomexperte und Biologe Alexej Jablokow,
als die zeo2-Redaktion ihn Ende Februar zum Thema "25 Jahre
Tschernobyl" interviewte. Die Aussage des früheren Umweltberaters von
Michail Gorbatschow und Boris Jelzin bezog sich auf die letzte Frage
des Interviews. zeo2: "Herr Jablokow, kann unser Gedenken am 25.
Jahrestag von Tschernobyl die Energiepolitik der Welt ein wenig
vernünftiger machen?". Antwort Jablokow: (...) Die Zahl der Unfälle
und Vorkommnisse geht nicht zurück, denn die Atomanlagen werden immer
älter, die Laufzeiten hat man sogar noch verlängert. Man kann aus
einem alten aber kein neues Auto machen. Deshalb rückt ein zweites
Tschernobyl nicht weiter weg. Im Gegenteil: Es kommt näher!" Zwei
Wochen später erschütterten ein gewaltiges Erdbeben mit nachfolgendem
Tsunami Japan, die Welt und die Atomanlagen an der Pazifikküste.
Block I des Atomkomplexes von Fukushima war 1971 in Betrieb gegangen
und hatte im Februar 2011 eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre
erhalten.
***
Die Atomkatastrophe in Japan wird in der neuen Ausgabe von zeo2 in
zwei Kommentaren analysiert, die in allerletzter Minute am Tag der
Drucklegung noch ins Blatt gehoben wurden. DUH-Atomexperte Gerd
Rosenkranz schreibt: "Nie wieder wird in diesem Land eine Partei mit
einer Pro-AKW-Haltung in einen Wahlkampf ziehen. Der Kampf ist
entschieden. Schlimm genug, dass dazu ein Jahrhunderterdbeben am
anderen Ende der Welt notwendig war." Chefredakteur Manfred Kriener
kommentiert: "Die alte Sowjetunion konnte Tschernobyl noch hinter dem
Eisernen Vorhang verstecken. In Japan erlebt die Welt diese
Katastrophe wie in Zeitlupe. Wir können der Wucht der Ereignisse
nicht ausweichen. Wir fiebern mit, denken an die hilflosen Helfer und
beobachten mit angehaltenem Atem die Wettervorhersage."
***
Alle anderen Themen scheinen derzeit hinter der Atomkatastrophe zu
verblassen. Doch der große Rettungsplan für den Tiger - die
Titelgeschichte von zeo2 - bringt einen Hauch Optimismus in eine aus
den Fugen geratene Welt: Gelingt die Rettung der größten und
schönsten Raubkatze, die die Evolution hervorgebracht hat? Über
Jahrhunderte hielten Tiger und Menschen ein fragiles "Gleichgewicht
des Schreckens" - mehr als eine Million Menschen fielen dem Raubtier
zum Opfer. Dann schlug der Mensch zurück und dezimierte den Tiger
durch Jagd und Zerstörung seines Lebensraums auf einen Bruchteil
seiner ursprünglichen Verbreitung. Jetzt steigen die Bestände endlich
wieder. Zuletzt wuchs die Tigerpopulation in den indischen Reservaten
um 12 bis 20 Prozent. Die zeo2-Titelgeschichte widmet sich der
"Faszination Tiger" und seiner Bedrohung durch neue Staudämme und
alte chinesische Potenzmittel, durch Wilderer und Fallensteller. Das
auf dem Tigergipfel in St. Petersburg beschlossene Aktionsprogramm
inklusive 380 Millionen Dollar Tiger-Nothilfe soll dem Bestand wieder
auf die Tatzen helfen.
Schauspieler Hannes Jaenicke schreibt in einem Namensbeitrag über
sein Misstrauen in Naturschützer wie Wladimir Putin, dem Hausherrn
des Tigergipfels, der selbst "noch auf Bärenjagd geht und
großkalibrig im Wald rumballert". Aber er hat auch ein wenig
Hoffnung, denn "Tiger sind faszinierende Tiere. Sie sind genau wie
Haie, Eisbären oder Gorillas, über die ich meine Filme gemacht habe,
schillernde Stellvertreter des großen Jackpots der Natur. Sie
repräsentieren als so genannte flagship-Species ihre angegriffenen
und zerstörten Ökosysteme. Jeder kennt sie und sie gehen uns unter
die Haut."
Weitere Themen in der neuen Ausgabe von zeo2:
-Klimaforscher Stefan Rahmstorf: Was tun nach Cancún?
-Wolfram König, Chef des Bundesamts für Strahlenschutz:
Keine Billiglösung für Atommüll
-Strom ist politisch: Die Ökostrom-Anbieter nach Fukushima.
-Klima- gegen Naturschutz: Der Konflikt um Flächen für
erneuerbare Energien eskaliert.
-Zwerge unter Krebsverdacht: Die Risiken der Nanotechnologie
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und im Abonnement (www.zeozwei.de)
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Marcus Franken, zeo2-Chefredaktion, E-Mail: franken@zeozwei.de, Tel.
030 3926133
Manfred Kriener, zeo2-Chefredaktion, E-Mail: kriener@zeozwei.de, Tel.
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Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Mobil: 0171 5660577,
Tel.: 030 24008670, Fax: 030 2400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de
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Datum: 01.04.2011 - 09:29 Uhr
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