ARD-Politikmagazin KONTRASTE, 9.6., 21:45
Sicherheitsmängel in Berliner Forschungsreaktor ...
ID: 422175
Riss im Kühlsystem, Unregelmäßigkeiten bei Bauteil-Austausch
Im Forschungsreaktor in Berlin-Wannsee bestehen nach Recherchen
des ARD-Politikmagazins KONTRASTE gravierende Sicherheitsmängel. Ein
früherer leitender Mitarbeiter der Nuklearanlage berichtet unter
anderem über einen Riss im Kühlsystem, der bei einem Störfall die
Kühlung verhindern könnte. Folge könnte eine Wasserstoffexplosion
sein, bei der Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Die Auswirkungen
auf die Bundeshauptstadt wären vermutlich katastrophal. Je nach
herrschender Windrichtung müssten weite Teile Berlins oder Potsdams
evakuiert werden.
Zwar enthält der Forschungsreaktor weniger spaltbares Material als
konventionelle Kernkraftwerke. Allerdings fehlen vergleichbare
Schutzhüllen gänzlich. Daher würde ein großer Teil der strahlenden
Partikel direkt in die Umgebung gelangen.
Wie KONTRASTE weiter erfuhr, lehnte das zuständige
Helmholtz-Zentrum Berlin den Vorschlag des damaligen
Konstruktionsleiters ab, ein verschlissenes Aluminiumbauteil am
Reaktorkern gegen ein sichereres neuartiges zu ersetzen. Stattdessen
wurde das äußerst sicherheitsrelevante Teil nach einer alten,
riskanten Herstellungsweise gebaut und eingesetzt. Somit umschiffte
der Betreiber strengere Kontrollen, wie sie für nach einem modernen
Verfahren hergestellte Teile vorgeschrieben sind.
Der frühere Leiter der Konstruktionsabteilung sagte KONTRASTE:
"Der Reaktor in Wannsee ist so, wie er steht, nicht betriebsfähig und
sicherheitstechnisch bedenklich." Das Vorgehen der Geschäftsführung
gewährleiste "Betreibersicherheit, aber keine Betriebssicherheit".
Auf den Riss im Berliner Kühlsystem angesprochen, teilte das
Helmholtz-Zentrum mit, dieser habe "keine sicherheitstechnische
Bedeutung". Der ehemalige Leiter der Reaktorsicherheitskommission des
Bundes, Lothar Hahn, sagte dagegen im KONTRASTE-Interview: "Wenn es
einen Riss gibt in der Nähe des Reaktorkerns, dann ist ein gewisser
Einfluss auf die Sicherheit gegeben. Da muss die Bundesaufsicht tätig
werden."
Die direkte Zuständigkeit liegt zunächst bei der Berliner
Umweltsenatorin Katrin Lompscher von der Linken. Sie sieht keinen
Handlungsbedarf und stand für ein Interview nicht zur Verfügung.
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Datum: 09.06.2011 - 14:23 Uhr
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