Börsen-Zeitung: Nasenstüber für Piëch, Kommentar zu MAN von Björn Godenrath
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von den Aktionärsschützern wegen mangelhafter Corporate Governance
unter Feuer genommen - und wer bringt ihn nun zur Räson? Es sind die
EU-Wettbewerbshüter, die dem gegen die Regeln guter
Unternehmensführung verstoßenden Treiben einen Riegel vorschieben:
Piëchs Wunschkandidaten aus dem VW-Vorstand dürfen wegen ihrer
Board-Tätigkeit bei Scania nicht in den MAN-Aufsichtsrat gewählt
werden, solange keine fusionskontrollrechtliche Freigabe vorliegt.
Das hat gesessen. Und dabei haben es die Brüsseler
Wettbewerbshüter nicht bei einem sanften Hinweis belassen, wie
Volkswagen suggeriert; vielmehr wurde vor Augen geführt, dass sich
ein Verletzen der EU-Gesetze negativ auf den Genehmigungsprozess
auswirken könnte, sollte Piëch seine Kandidaten in Vorwegnahme eines
positiven Beschlusses zur Lkw-Allianz durchdrücken. Der Plan war zu
dreist: Volkswagen wollte die Kontrolle übernehmen, bevor die Fusion
überhaupt in Brüssel angemeldet war - so lassen sich die
Wettbewerbshüter nicht vorführen. Also verpassten sie Piëch einen
Nasenstüber.
Die Kehrseite der Medaille: Den Anteilseignern wird anschaulich
vorgeführt, welch stumpfes Schwert der Corporate Governance Kodex
darstellt. Vom Gegenantrag der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW) blieb Piëch unbeeindruckt, die implizite
Androhung von Strafmaßnahmen sowie mögliche Fusionsauflagen ließen
den 74-Jährigen kurzfristig einlenken.
Und so kam es, dass VW-Chef Martin Winterkorn und CFO Hans Dieter
Pötsch auf der Hauptversammlung herumsaßen wie bestellt und nicht
abgeholt. Eigentlich sollten sie sich den Aktionären als neue
Kontrolleure vorstellen und dann auf der konstituierenden Sitzung des
Gremiums weitere Pflöcke für die Lkw-Allianz einschlagen. Das muss
nun warten, bis Brüssel grünes Licht für eine Zusammenarbeit mit
Scania gibt. Auch das ist kein Selbstläufer, untersucht die Behörde
doch bereits mögliche Wettbewerbsverstöße in der europäischen
Lkw-Industrie.
Die Berufung weiterer VW-Vertreter in den MAN-Aufsichtsrat ist
aber nur aufgeschoben, sofern das Vorhaben nicht komplett untersagt
wird. Die nun gewählten Notkandidaten werden ihre Plätze räumen, wenn
Piëch das will. Für die angestrebte Lkw-Allianz bedeutet Piëchs
voreiliges Handeln nichts Gutes, hat er die Kartellwächter damit doch
geradezu herausgefordert, das Fusionsvorhaben genauestens zu prüfen.
Das könnte Zeit kosten.
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Datum: 27.06.2011 - 20:50 Uhr
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