Freie Presse (Chemnitz): Kommentar zum Papstbesuch in Deutschland
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sollte ihn aber nicht überschätzen in seiner singulären Rolle, die
ihm aufgetragen wurde. Diese ist Fluch und Segen zugleich. Keine
andere Kirche hat wie die römisch-katholische solch einen
charismatischen Fixpunkt, der zum einen eine Gemeinschaft eint, zum
anderen aber auch die Erwartung weckt: Das ist der Mann, der wird es,
soll es, muss all das richten, was aus dem Ruder läuft. Ein Wort von
ihm, und alles wird gut? Nein. Der Papst ist das Oberhaupt einer
Gemeinschaft, bei dessen Einzigartigkeit man leicht die Vielfalt
übersieht, die seine Kirche ausmacht. Unser Vater: Das ist der Papst
für politisch links stehende Theologen Lateinamerikas ebenso wie für
die Hardliner seiner Kirche, die sich von Benedikt XVI. besonders gut
vertreten sehen. Dieser Papst wird als Ewiggestriger getadelt oder
gerade wegen seiner hartleibigen Rückständigkeit als Nonkonformist
bewundert, der sich nicht anpasst an das, was der Zeitgeist fordert.
Der Pluralität, die sich jenseits der Richtschnur bildet, die er
auslegt, ist er sich sicher bewusst. Er muss sie aushalten - und er
hält sie aus. Dahinter steht seine wahre Größe - eine Souveränität
und Respektfähigkeit, wie man sie jenen, die seine gestrige
Bundestagsrede mit plumper Unhöflichkeit boykottierten, nur wünschen
kann. Mit scharfem Verstand steht er, der Intellektuelle und
Philosoph, über den tagespolitischen Dingen, und wird oftmals als
Scharfmacher wahrgenommen mit dem, was er sagt oder nicht sagt. In
diesen Tagen ist Joseph Ratzinger auch ein Deutscher in Deutschland,
ein Vater unser selbst für jene, die in diesem Papst keinen Papa,
keine Vater-Figur, kein Vorbild sehen. Seit sechs Jahren ist
Ratzinger Benedikt XVI. Sein Fluch, sein Segen: Er ist sich treu
geblieben in dieser Zeit.
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Datum: 22.09.2011 - 19:28 Uhr
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