MISEREOR nach Klimagipfel verärgert / Erzbischof Thissen: Beschlüsse von Durban reichen nicht aus
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MISEREOR hat verärgert auf die Ergebnisse des Klimagipfels in Durban
reagiert. Zwar habe die Weltgemeinschaft das Ziel bekräftigt, die
Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Derzeit tue man hierfür aber
viel zu wenig, so dass eine deutlich stärkere Temperaturerhöhung
immer wahrscheinlicher werde. "Weiterhin rennen wir mit offenen Augen
und klarem Verstand in eine Welt hinein, die um wohl vier Grad wärmer
würde, wenn wir nicht entschiedener handeln. Hinter dieser Zahl
verbirgt sich eine extreme Gefährdung von Menschenleben und der
gesamten Schöpfung", sagte der für MISEREOR zuständige Hamburger
Erzbischof Werner Thissen. Zwar konnten die Vereinbarungen des
Kyoto-Protokolls formal gerettet werden. Diese werden aber nur auf
einen Kreis von Staaten angewendet, der für lediglich zwölf Prozent
aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. "Das Bestürzende
ist, dass ein rechtlich bindendes Abkommen für alle Staaten erst ab
2020 in Kraft treten soll. Selbst die freiwilligen Zusagen aller
Industrie- und Schwellenländer sind auch weiterhin ernüchternd
gering", kritisierte Thissen.
"Damit reagieren wir viel zu spät! Die Folge wird sein: Je höher
die Temperaturen steigen, desto mehr Opfer fordert der Klimawandel.
Die Auswirkungen der Erderwärmung führen bereits heute in vielen
Ländern der Welt zu einer Verschärfung von Problemen wie Hunger und
Armut, Konflikten und Migration. Die reichen Industrienationen machen
sich schuldig, wenn sie auf diese Situation nicht entschlossen und
umfassend reagieren.", betonte Thissen.
MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer warnte, unter den
derzeitigen Bedingungen werde die Welt in wenigen Jahren bereits
schwerwiegende Veränderungen erleben: Bis 2020 könnten zwischen 75
und 250 Millionen Menschen zusätzlich in Afrika unter
Wasserknappheit leiden. In manchen afrikanischen Ländern könnten
Ernteerträge um bis zu 50 Prozent abnehmen. Gerade die afrikanische
Verhandlungsgruppe habe sich daher sehr engagiert gezeigt. "Afrika
hat viel Mut bewiesen, sich aus der Gruppe der G77 und China zu lösen
und für seine eigenen Interessen einzutreten. Das verdient große
Anerkennung", so Sayer. Lobenswert sei auch, dass die EU in einer
neuen Allianz mit knapp 120 Entwicklungsländern den Druck auf große
Verursacher von Treibhausgasemissionen erhöht hat. Sayer
kritisierte hingegen mit scharfen Worten die abwartende Haltung der
USA in Durban. "Damit setzen die Amerikaner aus rein
innerparteilichen Machtgründen menschenwürdige Lebensverhältnisse in
den armen Ländern und den Erhalt der Schöpfung in skandalöser Weise
aufs Spiel."
Sayer würdigte indessen Anstrengungen Chinas zum Klimaschutz
innerhalb des eigenen Landes: "Dies weist in die richtige Richtung."
Doch China müsse ebenso wie Indien, Brasilien oder Saudi-Arabien nun
auch global Verantwortung übernehmen und auf ein rasches, rechtlich
bindendes Abkommen hinarbeiten.
Nun komme es darauf an, das Klimaproblem auf verschiedenen Ebenen
entschlossen anzupacken: Jedes Land müsse bereits jetzt auch ohne
bindendes UN-Abkommen mehr gegen die Erwärmung des Globus tun. Dazu
gehöre zum Beispiel auch, so Sayer, die weltweiten Subventionen für
Kohle, Erdöl und Erdgas radikal abzusenken. Sie lägen derzeit bei
jährlich über 400 Milliarden Dollar. Es gehe nicht an, dass die
heute Regierenden bindende Entscheidungen auf künftig Regierende
verschieben.
Pressekontakt:
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Datum: 11.12.2011 - 10:53 Uhr
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