Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Katastrophen
ID: 555816
Kann man sich einen schönen Abend mit einem Katastrophenfilm
machen? Angesichts des realen Schiffsunglücks in Italien würde
derzeit wohl kaum einer "Titanic" für die gemütliche DVD-Runde
vorschlagen. Und doch spielen Kunst und Kultur eine ganz enorme Rolle
bei der Bewältigung von Traumata.
Dabei erleichtert gerade der Unterschied zwischen Wirklichkeit und
Fiktion den Blick auf die eigenen Verletzungen. Die Bomben von
Hiroshima und Nagasaki waren im Japan der 40er-Jahre ein
unaussprechliches Tabu. Ein Ventil fanden die Japaner erst ab 1954 in
den Godzilla-Filmen, das Atommonster erlaubte es, unmerklich, sogar
lustvoll an das angstbesetzte Thema zu denken. Zeitgleich zum
Eichmann-Prozess boomte in Israel ein bizarres Genre der
Holocaust-Literatur: Wort-Pornos mit erotisierten Szenen aus dem
Kriegsgefangenenlager.
Womöglich sucht die Fantasie sich umso entlegenere Bilder, je
schwerer der heimlich darin verhandelte Schmerz auszuhalten ist.
Umgekehrt bekommt der direkte Bezug auf Katastrophen oft neue
Bedeutungen: In "Titanic" zählt die Liebe mehr als der
Schiffsuntergang. Eine Botschaft, die derzeit tatsächlich unpassend
ist.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 17.01.2012 - 22:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 555816
Anzahl Zeichen: 1470
Kontakt-Informationen:
Stadt:
Osnabrück
Kategorie:
Kunst und Kultur
Diese Pressemitteilung wurde bisher 313 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Katastrophen"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Neue Osnabrücker Zeitung (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).