Frankfurter Neue Presse: Flughafen-Streik
"Der Streikerfolg entscheidet"
Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos
ID: 575357
Tarifkonflikten als erstes auf der Strecke. Das trifft besonders auf
Tarifstreitigkeiten zu, in denen eine junge kleine, aber
schlagkräftige Gewerkschaft erstmals auf einen großen Konzern trifft:
In ihrem Bestreben, sich flächendeckend zu etablieren, sieht sich die
noch junge Gewerkschaft gezwungen, möglichst viel für ihre neuen
Mitglieder herauszuholen und sich dabei besonders unnachgiebig zu
zeigen. Das Unternehmen wiederum, dass es bislang gewohnt war, mit
einer mehr oder minder gesättigten Massengewerkschaft mit gemäßigten
Forderungen zu verhandeln, tut sich aus Prinzip schwer mit der
Spartengewerkschaft, die nur einen kleinen Teil der Belegschaft
vertritt, aber das ganze Unternehmen lahm legen kann.
Spätestens wenn die kleine Gewerkschaft sich daran macht, ihre
Streikmacht unter Beweis zu stellen, kommt es deshalb zu
Streitigkeiten darüber, ob das Verhalten der "jungen Wilden"
verhältnis - und rechtmäßig ist, landen die Tarifkonflikte notfalls
vor Gericht, um die "jungen Wilden" zu domestizieren. Dabei schaukeln
sich die Emotionen gegenseitig hoch, nehmen es beide Seiten in der
Öffentlichkeit mit der Wahrheit oft nicht so genau.
Das war beim Konflikt zwischen der Bahn und der GDL so. Und das
ist auch im jetzigen Konflikt zwischen der Fraport AG und der
Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) der Fall. Seit Wochen machen
Fraport und GdF widersprüchliche Angaben zu Tarifforderungen und
früheren Verhandlungsfortschritten, bezichtigen sich beide Seiten,
hinter dem schon Erreichten zurückzufallen und die Wahrheit zu
beugen. Die Fronten verhärten sich, statt miteinander zu sprechen,
reden alle nur noch schlecht übereinander. Ausbaden müssen es
offenbar wieder die Kunden.
Eine besonders unglückliche Figur macht dabei das
Fraport-Management. Natürlich ist seine Grundsatz-Position
nachvollziehbar: Im November 2009 nahm die gesamte Konzernbelegschaft
schmerzhafte Einschnitte hin, damit die rund 5500 Beschäftigten der
damals defizitären Bodenverkehrsdienste ihren Job behalten. Kräftige
Gehaltssteigerungen bei den drei kleinen, von der GdF vertretenen
Berufsgruppen würden da den Betriebsfrieden empfindlich stören und
könnten kräftige Gehaltsforderungen anderer Sparten nach sich ziehen.
Das will das Management verhindern. Aber nach nur zwei
Verhandlungsrunden die Schlichtung anzurufen, den Spruch des
Schlichters dann aber nicht anzuerkennen, zeugt nicht von
erfolgreicher Taktik. Und dass die Fraport-Führung bereits die
rechtlichen Grundlagen für die Ausgliederung der drei Sparten gelegt
hat, macht sie nicht glaubwürdiger. Letztlich erfolglos dürfte auch
der Versuch bleiben, GdF-Streiks gerichtlich verbieten zu lassen. Das
haben schon die Deutsche Flugsicherung und der Flughafen Stuttgart
vergeblich versucht.
Der Gdf ist wiederum vorzuwerfen, dass sie sich nun im Zuge des
bevorstehenden Streiks vom Schlichterspruch distanziert und ihre
Forderungen noch hochschraubt. Warum eine Arbeitsniederlegung nur für
die Anpassung der Gehälter innerhalb von zwei statt - wie bislang
gefordert - vier Jahren sinnvoll ist, leuchtet jedenfalls nicht ein.
Eine Einigung rückt damit in noch weitere Ferne.
So sieht es ganz danach aus, als ob am Ende nur der Erfolg der
Streiks über den Tarifkonflikt entscheiden würde. Gelingt es der GdF
tatsächlich, den Großteil des Flugbetriebs zum Erliegen zu bringen,
hat Fraport schlechte Karten.
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Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407
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Datum: 15.02.2012 - 20:16 Uhr
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