BRÜDERLE-Interview mit dem "Handelsblatt
ID: 620926
BRÜDERLE-Interview mit dem "Handelsblatt"
Frage: Herr Brüderle, die Altvorderen um Hans-Dietrich Genscher haben eine Neuorientierung der FDP angemahnt. Zu Recht?
BRÜDERLE: Nein, und so habe ich den Wahlaufruf von Hans-Dietrich Genscher, Klaus Kinkel und Gerhart Baum auch nicht verstanden. Hier unterstützt beeindruckende Erfahrung hoffnungsvolle Jugend. Alle drei leben in NRW und unterstützen Christian Lindner nach Kräften. Es geht um eine Neuorientierung in Nordrhein-Westfalen: weg vom rot-grünen Schuldenmachen, hin zum generationengerechten Haushalten. Wir machen Schluss mit der Schuldenpolitik. Das ist das Thema von Christian Lindner und das wird auch noch deutlicher das Thema der ganzen FDP.
Frage: Soll sich die FDP noch stärker als marktliberale Partei positionieren?
BRÜDERLE: Unser klarer Kurs bei Opel und Schlecker war richtig. Alle anderen Parteien wollten in den beiden Fällen mehr Staatswirtschaft. Aber wir lassen uns nicht beirren. Freiheit und fairer Wettbewerb sind für uns nicht verhandelbar. Wir sind und bleiben die Partei der Sozialen Marktwirtschaft und des Mittelstandes. Uns geht es um klare Wettbewerbsregeln, Belastungsgerechtigkeit und Chancen für alle.
Frage: Ihr Parteifreund Kubicki will eine mitfühlendere FDP. Können Sie damit etwas anfangen?
BRÜDERLE: Wolfgang Kubicki und ich sind uns einig, dass wir die Köpfe und Herzen der Menschen gleichermaßen ansprechen müssen. Das Bekenntnis zu Freiheit und Verantwortung hat ja nicht nur etwas mit Vernunft zu tun, sondern drückt auch ein Lebensgefühl aus. Das müssen wir den Menschen vermitteln, so wie es ja auch Bundespräsident Joachim Gauck sehr überzeugend gelingt. Aus einem freiheitlichen Lebensgefühl muss dann freiheitliches Handeln folgen.
Frage: Viele Bürger fragen sich, ob Deutschland die FDP noch braucht.
BRÜDERLE: Die FDP ist die einzig liberale Partei in Deutschland und ohne liberale Politik stünde unser Land heute nicht so gut da. Wir werden uns nicht sozialdemokratisieren wie die CDU. Die FDP will Bildungsvielfalt mit Gymnasien, starke Bürgerrechte, faire Wettbewerbschancen für den Mittelstand, Schuldenabbau und Steuergerechtigkeit. Die anderen wollen im Zweifel Einheitsschulen, mehr Überwachung, große Konzerne, mehr Schulden und höhere Steuern.
Frage: Wenn es nicht an Inhalten fehlt, stimmt dann das Personal nicht?
BRÜDERLE: Entscheidend sind Wahlen, nicht Umfragen. Wolfgang Kubicki und Christian Lindner bekommen viel Zustimmung und werden erfolgreich sein.
Frage: Wie groß ist noch der Rückhalt für Parteichef Philipp Rösler?
BRÜDERLE: Philipp Rösler ist vor einem Jahr mit einem sehr starken Ergebnis gewählt worden. Unser Team an der Spitze lebt von unterschiedlichen Charakteren und von einem gemeinsamen Ziel. Wir alle wollen die FDP wieder in die Erfolgsspur bringen und führen keine Personaldebatten.
Frage: Bleibt Rösler Parteichef, auch wenn die Wahlen verloren gehen?
BRÜDERLE: Da wir bei den Wahlen erfolgreich sein werden, wird sich diese Frage nicht stellen.
Frage: Sie stehen für den Fall der Fälle als Parteichef bereit?
BRÜDERLE: Ich stehe auf "Ein Fall für zwei". Ich bin kein "Mann für alle Fälle"!
Frage: Rot-Grün blockiert die Steuersenkungen im Bundesrat. Würden Sie darauf verzichten, um den Haushalt schon 2014 zu konsolidieren?
BRÜDERLE: Wir machen keinen Kuhhandel mit der SPD. Wir halten am Abbau der kalten Progression und der Entlastung der Mitte fest. Wachstum und Steuereinnahmen sind so gut, das wir zugleich schneller die Schulden abbauen können. Und zum Bundesrat nur so viel: Urteile des Bundesverfassungsgerichts gelten auch für Sozialdemokraten. Die Karlsruher Richter haben mehr Steuergerechtigkeit verlangt. Ich bin gespannt, wie Gabriel, Steinmeier und Steinbrück eine Blockadepolitik zulasten der breiten Mittelschicht an den Werktoren erklären wollen.
Frage: Die SPD will immerhin wie Sie die Praxisgebühr abschaffen.
BRÜDERLE: Einsicht ist möglich. Die SPD unter Ulla Schmidt hat die Praxisgebühr eingeführt. Die Gebühr ist ein Ärgernis, unter dem besonders ältere Patienten leiden, die nach einem langen Arbeitsleben naturgemäß öfter zum Arzt gehen müssen. Den Ärzten beschert die Praxisgebühr Bürokratie, die von der eigentlichen Arbeit abhält. Krankenkassen sind keine Sparkassen. Die Überschüsse in den Sozialversicherungen müssen soweit wie möglich an die Versicherten zurückgegeben werden. Die Abschaffung der Praxisgebühr wäre der beste und einfachste Weg.
Mit freundlichen Grüßen
Beatrix Brodkorb
Pressesprecherin der FDP-Bundestagsfraktion
und Leiterin der Pressestelle
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon: 030 - 227 52388
Telefax: 030 - 227 56778
Bereitgestellt von Benutzer: pressrelations
Datum: 20.04.2012 - 11:15 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 620926
Anzahl Zeichen: 5284
pressrelations.de – ihr Partner für die Veröffentlichung von Pressemitteilungen und Presseterminen, Medienbeobachtung und Medienresonanzanalysen
Diese Pressemitteilung wurde bisher 369 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"BRÜDERLE-Interview mit dem "Handelsblatt"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
FDP-Bundestagsfraktion (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).