NDR Info: Ex-Innenminister Beckstein vermutete frühzeitig Ausländerfeindlichkeit hinter Neonazi-Morden
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Beckstein hat bereits im Jahr 2000 nach der ersten Tat der
Neonazi-Mordserie Ausländerfeindlichkeit als Motiv vermutet. Die
Nürnberger Polizei sah nach einer mehrwöchigen Prüfung aber keine
Anhaltspunkte für einen ausländerfeindlichen Hintergrund. Das geht
aus Unterlagen hervor, die dem Radioprogramm NDR Info vorliegen. Im
Mai 2006 erkundigte sich Beckstein erneut. Nach inzwischen neun
Morden hielt dann auch die Polizei ein fremdenfeindliches Motiv für
denkbar. Beckstein sagt an diesem Donnerstag im
Bundestags-Untersuchungsausschuss aus.
Am 12. September 2000, nur drei Tage nach dem Mord an dem
Blumenhändler Simsek in Nürnberg, notierte Günther Beckstein an den
Rand eines Zeitungsartikels dazu: "Bitte mir genau berichten. Ist
ausländerfeindlicher Hintergrund denkbar?" Damit sprach der
CSU-Politiker ein Motiv an, das die bayerischen Ermittler erst im
Frühjahr 2006 in Erwägung zogen. Wie von Beckstein gewünscht
berichtete die Nürnberger Kriminalpolizei Anfang Oktober 2000 über
den aktuellen Sachstand im Fall Simsek: "Derzeit sind weder das Motiv
für die Tat, noch Anhaltspunkte für eine Täterschaft vorhanden." Am
ehesten sei ein "Motiv im persönlichen oder geschäftlichen Umfeld zu
suchen". Und: "Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass derzeit keine
Anhaltspunkte für einen ausländerfeindlichen Hintergrund der Tat
vorliegen."
Nach inzwischen neun Morden mit derselben Waffe notierte der
bayerische Innenminister im Mai 2006 abermals neben einem
Zeitungsartikel: "Könnte bei den Türken-Morden Fremdenfeindlichkeit
das Motiv sein?" Diesmal bestätigten die Fahnder die Vermutung des
Ministers. Sie verwiesen auf eine gerade fertiggestellte neue
Fallanalyse bayerischer Profiler. Danach wurde neben der These, die
Täter gehörten einer kriminellen Organisation an, nun auch die
Alternativhypothese verfolgt, es könnte sich um einen Einzeltäter mit
"Abneigung gegen türkisch aussehende Personen" und einer
"möglicherweise vorhandenen fremdenfeindlichen Einstellung" handeln.
Dafür wurde am 1. Juni 2006 eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet,
die auch in der rechten Szene ermittelte.
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John Goetz und Christoph Heinzle, Tel.: 040/4156-2885. 23. Mai
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Datum: 23.05.2012 - 14:15 Uhr
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