Rheinische Post: Showgeschäft mit Kriminalität
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Für den Teil des deutschen Fernsehpublikums, der seine
Unterhaltungsbedürfnisse mit dem Programm von RTL II stillt, muss
einer ja kein schlechter Mensch sein, bloß weil er ein Bordell
betreibt oder wegen erpresserischen Menschenraubs im Gefängnis saß.
Hauptsache, er zieht sich lustig an, tut und redet absurdes Zeug vor
laufender Kamera, ist aber dennoch kein Politiker. Kaum einer seiner
Zuschauer würde den Hauptdarsteller der Seifenoper "Die Wollersheims
- eine schrecklich schräge Familie" wohl für ein Unschuldslamm halten
- aber im Zweifelsfall vor allem für ein "Original", das irgendwie
zur großstädtischen Milieu-Folklore dazugehört. Den Mechanismus der
fortwährenden Bagatellisierung von Straften und kriminellen
Strukturen zum Zwecke der Unterhaltung machten sich schon die Kölner
Milieugrößen der 60er und 70er Jahre zunutze. Anders als ihr Lehrling
Bert, für den selbstverständlich die juristische Unschuldsvermutung
gilt, hätten sie aber keine eigene TV-Show bekommen. Die Massivität
der Vorwurfe gegen Wollersheim macht nicht nur die Unangemessenheit
verharmlosender Ehrentitel wie "Rotlicht-König" deutlich, sondern
zeigt vor allem den Wasserstand des Werteverlust einer Fernsehwelt
an, in der Kriminalität und Kriminelle ganz selbstverständlich zum
Gegenstand des Unterhaltungsprogramms geworden sind.
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Datum: 03.07.2012 - 20:37 Uhr
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