Börsen-Zeitung: Unerwarteter Angreifer, Kommentar zur Ankündigung von Goldman Sachs, sich stärker dem Geschäft mit vermögenden Privatkunden zu widmen, von Sebastian Schmid.
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und stärker als bisher um vermögende Privatkunden werben. Ein
entsprechender Bericht des "Wall Street Journal" wurde von der
US-Investmentbank zwar zunächst heruntergespielt. Finanzchef David
Viniar ließ auf Nachfrage dann aber doch durchblicken, dass man im
Wealth Management zulegen will. In der New Yorker
Goldman-Bankentochter sind die Kundeneinlagen seit 2010 von 32 Mrd.
auf 48 Mrd. Dollar hochgeschnellt. Und der Bereich soll ausgebaut
werden - insbesondere außerhalb des Heimatmarktes USA.
Ein Blick auf das veröffentlichte Zahlenwerk verdeutlicht, weshalb
neue Profitbringer dringend gesucht werden. Zwar verdiente Goldman
mit 1,78 Dollar je Aktie weit mehr, als die beizeiten gebremsten
Analysten erwartet hatten. Die Eigenkapitalrendite von 5,4% stellt
allerdings alles andere als zufrieden - das gilt sowohl für die
Investoren als auch das Bankmanagement selbst. Noch im ersten Quartal
war mit gut 12% mehr als das Doppelte erreicht worden.
Die konjunkturellen Vorzeichen haben sich seit Ende März
allerdings ebenso dramatisch verschlechtert wie das Marktumfeld.
Entsprechend ist das Interesse von Investoren und Unternehmen an
Aktienemissionen derzeit nahe null. Auch das Geschäft mit Fusionen
und Übernahmen (M&A) bewegt sich mit wenigen Ausnahmen auf
niedrigstem Niveau - beides Kerngeschäftsfelder von Goldman Sachs.
Laut US-Notenbankchef Ben Bernanke ist mit einer Rückkehr zu
rasanterem Wachstumstempo in den USA so bald nicht zu rechnen.
Insofern ist es folgerichtig, dass sich Goldman verstärkt um weniger
konjunkturabhängige Ertragsquellen wie das Vermögensmanagement
bemüht. Erstaunlich ist eher, dass dies kaum öffentlichen Widerstand
auslösen dürfte, obwohl es zunehmenden Forderungen nach einem
Trennbanken-System zuwiderläuft. Die Bank verdankt dies auch der
Tatsache, dass zuletzt andere mit Negativschlagzeilen aufgefallen
sind: J.P. Morgan hat sich mit synthetischen Hedging-Konstrukten
verhoben und Milliarden verzockt; HSBC soll über Jahre Geldwäsche
betrieben haben; Barclays hat mit einer Gruppe anderer Großbanken den
Basiszinssatz Libor manipuliert. Und Goldman? Der einstige Buhmann
könnte beim Libor-Skandal sogar zu den Opfern zählen. Der ramponierte
Ruf ist fast vollständig wiederhergestellt. Gerade der richtige
Zeitpunkt, um den Kampf um die Gunst der wählerischen vermögenden
Privatkunden anzugehen.
(Börsen-Zeitung, 18.7.2012)
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Datum: 17.07.2012 - 20:45 Uhr
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