"Stolperstein" ehrt jüdischen Feuerwehrmann / Zum Jahrestag der Pogromnacht wendet DFV sich gegen das Vergessen
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jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und Synagogen in Brand
gesteckt. Vielerorts wurde den Feuerwehren auf dem dienstlichen Wege
befohlen, die Synagogenbrände nicht abzulöschen und nur die
umgreifenden Gebäude zu schützen. Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV)
erinnert daran anlässlich des Jahrestages und gedenkt der Opfer. Er
unterstützt dafür eine besondere Ehrung in Würzburg
"In der Würzburger Innenstadt entging die Hauptsynagoge aufgrund
der dichten Umbauung der Brandstiftung, wurde jedoch vollständig
demoliert", erinnert Rolf Schamberger, Leiter des Deutschen
Feuerwehr-Museums, im Rahmen eines Vortrags zu "Feuerwehren im
Nationalsozialismus" in Würzburg. Genau 74 Jahre nach der Pogromnacht
wird dort erstmals ein "Stolperstein" für einen jüdischen
Feuerwehrmann verlegt: Jakob Sichel, geboren 1875, war 1918 als
Sanitäter in die Freiwillige Feuerwehr Würzburg eingetreten. 1934
wird er aus dem aktiven Dienst ausgeschlossen, 1936 endet seine
passive Mitgliedschaft genau wie die seiner Frau und zehn weiterer
jüdischer Kameraden "in allen Ehren". Im November 1938 wurde Sichel
im KZ Buchenwald in "Schutzhaft" genommen und nach knapp zwei Wochen
entlassen. Am 23. September 1942 wurde er ins Ghetto Theresienstadt
deportiert, wo er vier Monate später starb.
"Die Opfer des Nationalsozialismus' dürfen nicht vergessen werden.
Menschen, die in unseren Feuerwehren jahrelang Dienst für den
Nächsten geleistet hatten, wurden deportiert, vertrieben und
ermordet. Ihrer und ihrer Leistung wird auch in Zukunft gedacht
werden - gegen das Vergessen!", mahnt Hans-Peter Kröger, Präsident
des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).
Museumsleiter Schamberger hat Unterlagen zum Schicksal Jakob
Sichels ausgewertet - darunter auch dessen Gestapoakte. In seinem
Vortrag spannt er den Bogen von historischer Entwicklung zu
persönlichen Ereignissen und betrachtet zudem die Verknüpfung mit
Karl Tretter, der mit Unterbrechungen von 1934 bis 1959
Oberkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Würzburg war. Dieser sorgte
unter anderem für die Möglichkeit der ehrenhaften Entlassung Sichels.
"Das klare Bekenntnis der Würzburger Feuerwehr zu ihren ehemaligen
jüdischen Kameraden ist ein sehr deutliches und ermutigendes
Signal!", erklärt Schamberger. Er bereitet zum 75. Jahrestag der
Pogromnacht 2013 eine Sonderausstellung im Leitmuseum der deutschen
Feuerwehren in Fulda vor.
An der Veranstaltung anlässlich der Stolpersteinverlegung nimmt in
der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg außer Schulleiter Dr. Roland
Demke und Oberbürgermeister Georg Rosenthal auch Dr. Josef Schuster,
Mitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland, teil.
"Stolpersteine" sind Gedenktafeln aus Messing, die vor dem letzten
selbst gewählten Wohnort von Opfern der NS-Zeit in den Bürgersteig
eingelassen werden. Es gibt mittlerweile mehr als 32.000 von ihnen;
sie liegen an rund 700 Orten in Deutschland. Die Initiative geht auf
den Künstler Gunter Demnig zurück. Weitere Informationen gibt es im
Internet unter www.stolpersteine.com.
Pressekontakt:
Bei fachlichen Rückfragen steht Museumsleiter Rolf Schamberger unter
Telefon (0170) 939 07 21 zur Verfügung.
Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Silvia Darmstädter
Telefon: 0170-4756672
Fax: 030-28 88 48 809
darmstaedter@dfv.org
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Datum: 08.11.2012 - 10:01 Uhr
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