WAZ: Der Traum vom Silicon Valley. Kommentar von Ulrich Reitz
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Computermesse Cebit gelaufen. Die Geschäfte laufen ja auch gut, und
190 000 Menschen arbeiten schon in dieser Zukunftsbranche. Das
Problem ist nur, die Kanzlerin will viel mehr: eine neue Kultur von
Unternehmensgründern, ein deutsches Silicon Valley, gerne in Berlin.
Daraus wird aber nichts, und das liegt nicht nur am Berliner
Flughafen. Das Silicon Valley, der gesamte Großraum San Francisco,
das ist die Welthauptstadt des Internets. Wer die Zukunft für sich
gewinnen will, muss hierhin kommen. Zum Beispiel Mercedes Benz. Dem
konservativen Autobauer wird mit Blick auf die jungen Kunden ganz
mulmig. Für die ist der Führerschein kein Statussymbol mehr, weil man
sich Autos ja auch teilen kann oder eben anderswie reist, und viele
finden, Autos sind zu teuer und überhaupt Zeitverschwendung. Die
Jungen, denen am wichtigsten soziale Netzwerke und ihre eigene
Zukunft im Internet sind, die haben zu Mercedes gesagt: Ich werde
doch nicht mein ganzes Leben ändern, nur um Auto zu fahren. Seitdem
sitzen die schwäbischen Blechbieger auch in Palo Alto und entwickeln
einen Facebook-Daimler. Das Einmalige am Silicon Valley ist die
Mischung von Mentalität, Geld und Sonnenschein. Keine der drei
Eigenschaften findet man in Berlin. Es gibt zwei weltweit anerkannte
Spitzenuniversitäten, Stanford und Berkeley. Hier stehen private
Geldgeber Schlange, um die Technikabsolventen mit ihren Ideen für
sich zu gewinnen. Die Studenten wiederum haben in der Regel keine
Lust auf große Firmen, ihre verkrusteten Strukturen und die seltsamen
Chefs in Nadelstreifen. Die Hälfte des gesamten Venture Capitals der
USA fließt ins Valley, das sind 25 Milliarden Dollar. Ganz Europa
stellt für Firmengründungen ein Zwölftel dieser Summe zur Verfügung.
Und schließlich noch die Mentalität im Valley: Hier arbeiten Menschen
unterschiedlichster Hautfarbe und Religion zusammen am selben Traum -
die Welt zu bewegen und vielleicht dabei reich zu werden. Ein
deutsches Silicon Valley bleibt also entweder ein uneingelöstes
Politiker-Versprechen oder ein uneinlösbarer Traum. Auch wenn jetzt
die Sonne mal wieder in Deutschland scheint.
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Datum: 05.03.2013 - 19:04 Uhr
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