Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Mehdorn
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Hartmut Mehdorn, Ex-Bahnchef und Ex-Air-Berlin-Vorstand, wird neuer
Geschäftsführer des unvollendeten Chaosflughafens Berlin. Die
Nachricht hat viele überrascht. In der Tat muss man sich fragen: Gibt
es keine jüngeren Manager, dem die Aufgabe, einen halb fertigen
Flughafen zügig zu Ende zu bauen, zuzutrauen wäre? Offenbar nicht.
Nach der Absage des früheren Chefs des Frankfurter Flughafens,
Wilhelm Bender, stand der Aufsichtsrat um Brandenburgs
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) unter Druck, rasch einen
neuen Kandidaten zu präsentieren. Ziel und Botschaft sind klar: Es
soll nicht noch mehr Zeit verplempert werden. Dabei gleicht der Bau
des Hauptstadtflughafens einem Himmelfahrtskommando. Die Kosten sind
seit Baubeginn im Jahr 2006 von zwei auf zuletzt 4,3 Milliarden Euro
geklettert. Es gibt jede Menge Planungsfehler, vor allem bei der
Brandschutzanlage. Zuletzt wurden 20000 Baumängel gezählt. Hinzu
kommen die immer wieder nachträglich beschlossenen Änderungswünsche
seitens der Volksvertreter. Das hat die Kosten zusätzlich in die Höhe
getrieben. So musste der Eröffnungstermin der Hauptstadtflughafens
BER bereits viermal verschoben werden. Wie bereits bei den völlig aus
dem Ruder gelaufenen Milliardenprojekten Stuttgart 21 und
Elbphilharmonie Hamburg, so zeigt auch das Projekt
Hauptstadtflughafen Berlin, dass die öffentliche Hand nicht in der
Lage ist, den Kostenrahmen auch nur halbwegs einzuhalten. Die Politik
hat sich bis auf die Knochen blamiert. Und nun kommt Mehdorn. Ist er
der Richtige? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Die einen
verweisen auf Sanierungserfolge bei der Deutschen Bahn. Immerhin hat
er den Staatskonzern flott gemacht: aus operativ 1,5 Milliarden Euro
Verlust wurden 2,5 Milliarden Euro Gewinn. Dafür, so die berechtigte
Kritik, hat er jedoch Investitionen in Züge und Gleise
vernachlässigt. Doch Mehdorn muss keine schlechte Wahl sein. Als
ehemaliger Chef der Fluggesellschaft Air Berlin und Chef von Airbus
Deutschland kennt er die Branche. Er hat Kontakte, gilt als gut
vernetzt. Vor allem aber ist er ein Mann mit klarer Kante. Mehdorn
verbiegt sich nicht gern vor Politikern. Er scheut sich nicht davor
anzuecken. Vielleicht ist es genau das, was die Flughafengesellschaft
jetzt braucht: Einen Manager, der das Projekt BER mit straffer Hand
führt. Mehdorn selbst weiß um seine Qualitäten. »Ich bin bekannt
dafür, dass ich einen geraden Weg gehe«, sagte er am Freitag. Mehdorn
stellt sich einer großen Herausforderungen. Um Geld dürfte es ihm
nicht gehen. Zu verlieren hat er ebenfalls nichts. In einem Alter, in
dem die meisten Bürger längst ihren Ruhestand genießen, nimmt er sich
vor, ein Prestigeprojekt zu retten. Ob das gelingt? Aus Sicht der
Steuerzahler kann man ihm das nur wünschen. Ein weiteres
Milliardengrab können wir nicht gebrauchen. Im Oktober 2014 muss BER
fertig sein.
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Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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Datum: 08.03.2013 - 19:30 Uhr
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