Multiresistente Erreger im Krankenhaus - Grundsatzproblem oder Panikmache?

Multiresistente Erreger im Krankenhaus - Grundsatzproblem oder Panikmache?

ID: 875070
(ots) - Krankenkasse hkk präsentiert hkk Gesundheitsreport
zur Infektionsrate mit multiresistenten Keimen in regionalen
Krankenhäusern / Verdoppelung der Infektionsraten seit 2007 /
Dringender Handlungsbedarf: Niederlande und Skandinavien als
Vorbilder

Problematische Hygieneverhältnisse in Krankenhäusern und
Infektionen durch multiresistente Keime waren in den vergangenen
Jahren immer wieder Gegenstand der Medienberichterstattung. Ob es
sich dabei nur um Einzelfälle oder ein auch in Nordwest-Niedersachsen
und Bremen verbreitetes Problem handelt, ließ die Krankenkasse hkk im
Rahmen ihres aktuellen hkk Gesundheitsreports vom Bremer Institut für
Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung (BIAG) untersuchen. Das
Ergebnis präsentierte BIAG-Leiter Dr. Bernard Braun am 21. Mai in
Bremen gemeinsam mit Dr. Jörg Herrmann, dem Leiter des Instituts für
Krankenhaushygiene in Oldenburg.

Laut Schätzungen mehr als 10.000 Tote jährlich durch
Krankenhaus-Infektionen

Laut einer Hochrechnung der 2012 veröffentlichten ALERTS-Studie am
Sepsis-Forschungs- und Behandlungszentrum der Universität Jena
erkranken in Deutschland 4,3 Prozent aller Krankenhauspatienten
während ihres Aufenthaltes an einer Infektion. Dies entspricht
jährlich zwischen 400.000 und 600.000 Fällen, die bei 10.000 bis
15.000 Patienten zum Tod führen. Davon werden schätzungsweise 15
Prozent durch multiresistente Krankheitserreger (MRE) verursacht.
Weitere Studien bestätigen diese Ergebnisse im Wesentlichen. MRE
verdanken ihren Namen der Eigenschaft, dass sie gegen zahlreiche
Antibiotika immun sind. MRE kommen nicht nur im Krankenhaus, sondern
in der gesamten Umwelt vor und stellen für gesunde Menschen meist
keine Gefahr dar - ganz im Gegensatz zu Menschen mit einem
geschwächten Immunsystem. Unter allen MRE tritt der MRSA-Erreger


(Methicillin-Resistenter Staphylococcus Aureus) am häufigsten auf.

Untersuchungsdesign

Als Grundlage für die Untersuchung dienten Routinedaten aus
Krankenhausabrechnungen von hkk-Versicherten aus den Jahren 2007 bis
2011. Einbezogen wurden alle hkk-Versicherten, die in diesem Zeitraum
im Krankenhaus behandelt und bei denen eine Infektion mit MRE
diagnostiziert wurde.

Verdoppelte Infektionsraten

Im Untersuchungszeitraum verdoppelte sich der Anteil der im
Krankenhaus behandelten hkk-Versicherten, die dort eine Infektion
erlitten, von 3,1 auf 6,3 Prozent. Betrachtet man nur die Zahl der
MRE-Infektionen, so wurden diese im Jahr 2007 in 271
Krankenhausfällen nachgewiesen, während es 2011 bereits 619 Fälle
waren. Damit hat sich auch der Anteil der MRE-Infektionen an allen
Krankenhausfällen in fünf Jahren von 0,465 auf 0,941 Prozent mehr als
verdoppelt. Der Anteil der MRSA-Infektionen stieg von 0,299 auf 0,526
Prozent. Zu 65,6 Prozent handelte es sich dabei um MRSA-Infektionen,
die ohne Krankheitssymptome verliefen. Betroffen waren vorwiegend
ältere Menschen: 49 Prozent aller MRE-infizierten Krankenhausfälle
betrafen Patienten im Alter von 70 bis 89 Jahren.

Sinkender Anteil komplexer Folgebehandlungen

MRE-infizierte Krankenhaus-Patienten verursachen erhebliche
Folgekosten, die auf längere Liegezeiten, Personal- und Sachkosten
für qualifiziertes Hygienepersonal, Isolier- und Sanierungsmaßnahmen
sowie Schutzkleidung zurückgehen. Überraschenderweise sank der Anteil
derartiger Komplexbehandlungen an allen MRE-Fällen im
Untersuchungszeitraum von 58 auf rund 42 Prozent, beziehungsweise bei
MRSA-Infektionen von 73 auf 58 Prozent. "Über die Gründe können wir
nur spekulieren", so Dr. Bernard Braun. "Entweder hat die Schwere der
Fälle abgenommen, so dass aufwendige Maßnahmen aus Sicht der
Krankenhäuser nicht notwendig sind. Oder viele Krankenhäuser sind
weder personell noch baulich und infrastrukturell in der Lage,
derartige Leistungen zu erbringen."

Ausland als Vorbild: 20 bis 30 Prozent aller MRE-Infektionen
vermeidbar

Dass es auch anders geht, beweist der Blick ins Ausland: Während
der Anteil von MRSA an allen nachgewiesenen Staphylococcus
Aureus-Proben in Deutschland mehr als 20 Prozent beträgt, liegt er in
Skandinavien, Estland und den Niederlanden weit unter 5 Prozent.
Selbst im chronisch unterfinanzierten britischen Gesundheitswesen
wurde die Rate innerhalb von fünf Jahren von 44 auf heute knapp 22
Prozent gesenkt. So schätzen denn auch Experten, dass mit Hilfe
geeigneter Hygienemaßnahmen in Deutschland 20 bis 30 Prozent aller im
Krankenhaus erworbenen Infektionen mit multiresistenten Erregern
vermeidbar wären. Hierzu bedarf es allerdings eines mehrschichtigen,
interdisziplinären Ansatzes.

Ganzheitliche Verbesserungen gefordert

Auch wenn die absolute Zahl nachgewiesener MRE-Fälle
vergleichsweise gering ist, kann eine veränderte Hygienekultur
weitreichende positive Auswirkungen auf das gesamte Gesundheitswesen
entfalten und zu neuen Qualitäts- und Sicherheitsstandards führen.
Positivbeispiele hierfür kommen aus den USA und den Niederlanden. Die
niederländische Anti-MRSA-Strategie umfasst ein Maßnahmenbündel, das
ein Komplettscreening in Risikobereichen, die Quarantäne des
Patienten bis zum Negativergebnis, die systematische Präsenz von
infektionsmedizinischen Experten sowie eine rigorose Politik zur
Vermeidung nicht notwendiger Antibiotika-Verordnungen im ambulanten
Bereich umfasst.

"Es besteht dringender Handlungsbedarf, um eine deutliche Senkung
der MRE- bzw. MRSA-Quoten in Deutschland zu erreichen. Erste Ansätze
lassen sich zwar schon erkennen. Was wir jedoch brauchen, ist ein
strukturiertes Konzept, in das Experten aus der Pflege, der Medizin,
der Biologie, den Krankenhäusern und der fleischproduzierenden
Landwirtschaft einbezogen werden", erklärt Dr. Bernard Braun. Ein
erster Schritt ist das Hygiene-Förderprogramm mit einem finanziellen
Umfang von bis zu 350 Millionen Euro für die Jahre 2013 bis 2016, das
im Rahmen des Entlastungspakets für Krankenhäuser geplant ist. Das
Förderprogramm sieht zweckgebundene Zuschüsse für die zusätzliche
Neueinstellung von ausgebildeten ärztlichen und pflegerischen
Hygienepersonals als auch für deren Aus- und Weiterbildung durch die
Krankenhäuser vor und soll nach derzeitigem Stand von den
Krankenkassen finanziert werden.

Über die hkk Erste Gesundheit: Die hkk zählt mit rund 360.000
Versicherten (darunter 260.000 zahlende Mitglieder), 26
Geschäftsstellen und 2.000 Servicepunkten zu den 20 größten
bundesweit geöffneten gesetzlichen Krankenkassen. Rund 700
Mitarbeiter in Bremen und Oldenburg betreuen ein Ausgabenvolumen von
846 Mio. Euro bei Verwaltungskosten, die 20 Prozent unter dem
Branchendurchschnitt liegen. Die hkk schüttet für 2013 eine Dividende
von 100 Euro als Beitragsrückzahlung an die Mitglieder aus. Bereits
für 2009 - 2012 haben hkk-Mitglieder jeweils 60 Euro erhalten.
Entsprechend verleiht das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) die
Höchstbewertung für Beitragsstabilität, Finanzkraft und Transparenz
(Focus Money 30/2012). Gleichzeitig bietet die hkk umfassende
Extraleistungen auch in den Bereichen Vorsorge, innovative
Behandlungsverfahren und Alternativmedizin. Vergünstigte private
Zusatzversicherungen der LVM ergänzen das Angebot. Die
Servicequalität wurde 2012 vom TÜV Nord mit "gut" bewertet, die
Kundenzufriedenheit vom M+M Versichertenbarometer mit der Note 1,69.
85 Prozent der Kunden würden die hkk, die zum Verband der
Ersatzkassen (vdek) gehört, uneingeschränkt weiterempfehlen.



Pressekontakt:
hkk Erste Gesundheit, Martinistr. 26, 28195 Bremen
Holm Ay, Tel 0421.3655-1000
Maike Kromminga, Tel 0421.3655-3177
Email: presse@hkk.de; www.hkk.de

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Datum: 21.05.2013 - 13:00 Uhr
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