"Rumänien ist mehr ...", KulturPreisEuropa 2009 nach Ost-Europa
Regisseur Radu Afrim und Nationaltheater Timisoara ausgezeichnet - Der Preis ist gefährlich!
Zum 20 Mal wurde jetzt die Europa-Auszeichnung des KulturForum Europa (KFE) vergeben. "Kultur ist nichts Natürliches. Es handelt sich um eine Leistung, die der Natur "abgetrotzt" werden muss. Dies gilt auch und gerade für Europa. Alle denkbaren positiven (geistigen, kulturellen und sozialen) Aspekte, die zu dieser Idee geführt haben, sind gefährdet, wenn nationale Egoismen die Gemeinschaft als Ganzes ignorieren. Europa ist förderungswürdig und wertvoll in der Gesamtheit des kulturellen und sozialen Erbes jedes einzelnen Staates, das es einzubringen, zu integrieren und zu nutzen gilt." So heißt es in der Präambel zur Vergabe des Preises, der bislang Medienanstalten wie 3sat, European Broadcasting Union, Festivals mit politischem Hintergrund in Polen, Ungarn und Kroatien, engagierte Bürgermeister von Wien, Barcelona und Neapel, sowie die deutschen Politiker Annemarie Renger, Johannes Rau und Hans-Dietrich Genscher gewürdigt hat. Letzterer war auch Initiator des KFE im Jahr 1992.

(firmenpresse) - KulturPreis Europa 2009 (KPE) nach Rumänien unter dem Aspekt "Positives aus dem neuen EU-Land"
Persönlichkeiten werden auszeichnet, die die Idee Europa ausarbeiten und zu ihrer Verwirklichung beitragen, Persönlichkeiten, die unter Einsatz ihrer ganzen Kraft dazu beitragen, dass auch andere wahrnehmen, dass die Idee Europa eine Chance bedeutet, das Modell friedlichen Zusammenlebens vieler verschiedener Menschen zu sein, deren Verschiedenheit als willkommenes Potential, als Mitgift gesehen wird, als Möglichkeiten, die bei der Lösung der vielfältigen anstehenden Probleme nützlich sein können und nicht etwas Angsterzeugendes, Fremdes, das es zu vernichten gilt. Dazu zählt das besondere soziale Engagement um Toleranz und Akzeptanz von Minderheiten, egal ob sozial, religiös oder sexuell.
Dramaturgisches Erlebnis im italienisch-rumänischen Kontext im Nationaltheater Timisoara (West-Rumänien)
Unter einer jungen, kreativen Leitung mit Maria-Adriana Hausvater als General-Direktorin, Ion Rizea ihrem Kooperator und Schauspieler, sowie einem soziokulturell emotional engagierten Regisseur Radu Afrim entstand in Rumänien ein neues Gesamtkunstwerk, ein Radu-Afrim-Spektakel, das begeistert. Der italienische Autor Fausto Paravidino schrieb “Die Krankheit der Familie M“, angesiedelt in einem Italien, dem er selbst entflohen ist, das der Tourist nicht kennt und wohl auch nicht mag. Und dies finden wir wieder, von Radu Afrim ins Rumänische transponiert. Er will nicht die Gesellschaft verändern. Er zeigt eine gesellschaftliche Randgruppe aus Rumänien, die mit ihren Problemen überall angesiedelt sein kann und doch bedeute diese Inszenierung ein besonderes Ereignis im Kontext des politischen Verhältnis der beiden europäischen Länder.
Das Ambiente eines ehemaligen rumänischen Militärgebäudes, „ausgebaut“ in ein „Set“ von Velica Panduru für das Spektakel, eine Hülle aus ruinösem Bau und leuchtend rotem Holzschliff-Boden, daraus karges Gestrüpp sprießt, aus dessen „Lichtungen“ weitere Spielorte erwachsen, breitete sich vor dem Besucher aus als Ort voller Symbolik.
Hier ließ der Regisseur eine scheinbar typisch rumänische „Familienkrankheit“ ablaufen, begeistert aufgenommen von einem Kultur hungrigen und intellektuell jungen rumänischen Publikum, das die Sprache, in die Alice Georgescu übersetzt hat, kennt, versteht und wohl auch um die Alltagsprobleme weiß, sie jedoch häufig ablehnt und Unverständnis zeigt.
Der Preis ist gefährlich: Lob für ein Publikum, das die Politiker abstraft.
Da faszinierten die dreidimensionalen Bilder, die Radu Afrim, der auch ein ausgezeichneter Fotograf ist, entwickelt hat. Öde, Langeweile, Dialoge, die ständig aneinander vorbeigehen, sind eingebettet in den farbigen Raum und das Gefühl, es entstehen ständig neue, lebende Bilder. Hier sind der Alltag, die Gosse und die darin Herumvegetierenden erwachsen zu einem wunderbaren Radu-Afrim-Gesamtkunstwerk aus Farbe, Form, Aktion und Geräuschen: der Schmutz hat eine Farbe, die Langeweile einen Namen, ein kunstvolles Puzzle direkter Hinwendung von Regisseur, Szenerie und Akteuren zur gesellschaftlichen Realität und zum Alltag, um daraus eine neue Schönheit zu erschaffen. Nicht umsonst endet die Afrim-Version nicht mit Tod und Chaos. Hier steigt die Action der Straße wie ein Phoenix aus der Asche auf zu einem farbenprächtigen, sozialen und emotionalen rumänisch-europäischen Bild, das Afrim in allen seinen Stücken in Szene setzt.
Das hätte die Politiker wie die Fliegen anziehen müssen. Doch sie blieben fern, aus Angst vor der eigenen Courage, so vermuteten die Vertreter des KulturForum Europa, deren Erscheinen und Auftreten vom Publikum und der Presse als ganz besonders herzlich und ehrlich bewertet wurde. Wie aus gut unterrichteten Kreisen informiert, so hieß es beim KFE, sei der Kulturminister nicht erschienen, weil die Europa-Vereinigung doch bereits zweimal Schirmherr für ein GayFilm Festival in Rumänien gewesen ist. Daher könne man dieser Preisverleihung keine Bedeutung beimessen, so ein Sprecher des Ministers, der mit 35 Jahren jung und dynamisch wohl lieber seinem Wahlversprechen nachkommen will, 800 orthodoxe Kirchen zu bauen.
Und so blieb der Festakt in Timisoara ein Fest der Bürger für einen Preis der Bürger. Und wie zu Zeiten der Diktatur verbreitete sich die Nachricht der Auszeichnung als ein Zeichen europäischer Diversity, den Regisseur Radu Afrim und das TNT für Ihre Verdienste erhielten, als Kulturbotschafter zwischen Ost und West in Europa nationale Grenzen und kulturhistorische Barrieren zu überwinden und gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge in Rumänien und Europa zu verdeutlichen, wie ein unterirdisches Lauffeuer durchs Land. Alle sollten es wissen und das rumänische Internet war in den folgenden Tagen übervoll mit News über die Europa-Auszeichnung an das Theater und den Regisseur Afrim, dessen Stücke schon mehr als einmal politischer Willkür zum Opfer fielen.
Kein Theater-Rebell, sondern eine Hommage an Diversity
Das weckt die Erinnerung an Pier Paolo Pasolini, der sich stets dem Milieu der römischen Vorstädte verbunden fühlte und für dessen kleine Diebe, Strichjungen und Mörder er Sympathie empfand. Und auch hier liegt Jahre später in Rumänien die Wirklichkeit. Während Pasolini dem damaligen Italien in unerhört realistischer, radikaler Sprache die Verlogenheit der italienischen Nachkriegsgesellschaft entblößte und seinen Vorstadthelden ein Denkmal setzte, bleibt Afrim allgemeiner, multi-nationaler und erweist in seinen Inszenierungen einer sich rasant schnell ausweitenden sozial ausgegrenzten gesellschaftlichen Schicht die Hommage. Wie Pasolini setzt sich Radu Afrim mit den unmöglichen Möglichkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen auseinander. Doch seine „wohlproportionierten“ Helden gehören ihm. Er schenkt sie uns als Bilder, wir dürfen sie anschauen und die Erinnerung mit nach Hause nehmen.
"Es macht mich besonders glücklich, noch einmal die Bedeutung des Regisseurs und des TNT für Rumänien und Europa zu unterstreichen. Die Inszenierung wird in diesem Jahr en suite im Pariser Odeon Theater gezeigt, und ich bin sicher, sie wird höchstes Lob erhalten. Dies ist um so wichtiger, da so wieder Positives aus Rumänien nach Europa schwingt, ein Ziel, welches ich mir mit dem KulturForum Europa und als Journalist seit mehreren Jahren in jeder Aktion und Publikation gestellt habe," so KFE-Präsident Dieter Topp in seiner Laudatio.
"Werden Pasolinis Sujets, die technische Ausführung, der Einsatz von Laiendarstellern aus dem dargestellten Milieu als bedeutender Beitrag zum italienischen Neorealismus beschrieben, so liefert Afrim farbige Szenen gesellschaftlicher Missstände, die so beinahe überall im Europa einer immer mehr globalisierten Welt existieren, mit dem der rumänische Theatermacher höchst eigenständig aufwartet. Er erschafft mit seinen szenischen Bildern wundervoll süß-saure Märchen, inszeniert europäische Bilder, die in Neapel, Marseille, Manchester, ... und vielen anderen Arbeitervierteln am Rande der Großstädte entstehen können, löst interkulturelle Wechselwirkung aus, erzeugt interkulturelle Sensibilität, fördert emotionale Kompetenz mit einer vielfarbigen Botschaft von Toleranz, Akzeptanz und Diversity in Rumänien für sein Landsleute und für Europa," so Topp weiter
400 Jahre Multi-kulti gilt es nicht zu vergessen
"Das KFE arbeitet stetig an der Idee 'Europa auf dem Land'. Dort wird Europa gemacht. In den Köpfen der Bürger entsteht Europa. Es gibt viel zu tun, um der Angst vor etwas Neuern, Fremdem entgegen zu arbeiten, um Vorurteile abzubauen, um ein Stück auf dem Weg zur Toleranz und Akzeptanz voranzukommen", so Topp weiter. "Und damit sind wir in Timisoara angekommen, wo ich bereits im vergangenen Jahr die Möglichkeit hatte anzuschauen und zu erfahren, was in Stadt und Region kulturell und künstlerisch geschaffen wird, wie hier im Westen Rumäniens die europäischen Stränge zusammenlaufen. Die Region ist eine ganz besondere. Wir wissen, wie sich von diesem Ort, dem Theater, der Gedanke der Freiheit ausgebreitet hat. Aber auch die Idee eines multi-kulturellen Miteinanders ist hier bereits seit 400 Jahren verankert, eine europäische Errungenschaft, auf die sie stolz sein können und müssen und welche in vielen europäischen Ländern - trotzt Anstrengungen - noch lange nicht so weit gediehen ist. (Wir in Deutschland sind bislang mit 'Multi-kulti' gescheitert, es werden ungeheure Anstrengungen in diesem Sinne unternommen).
Ich bitte Sie sehr, das nicht zu vergessen und stolz auf dieses positive Beispiel aus Rumänien als Vorbild für unsere europäische Gemeinschaft zu sein und eine derartige Gesellschaftsform zu bewahren, zu pflegen und zu erweitern", bat Topp die Gäste und Preisträger.
Ein Preis europäischer Bürger für die Bürger Rumäniens
Er habe die Ehre und persönliche Freude, den KulturPreis Europa 2009 zu überreichen, nicht nur an Radu Afrim und das TNT mit seiner gesamten Crew, sondern dieser Preis sei ein Preis von Bürgern für Bürger, für Timisoara und alle in Rumänien, die unsere europäischen Nachbarn im gemeinsamen europäischen Haus seien, über die wir noch Vieles erfahren wollen. Es lohne sich der Mühe, sich gegenseitig kennen und schätzen zu lernen. "Daran arbeiten die Preisträger weiter, das weiß ich, und dazu möchte Sie alle im Gegenzug auch einladen", endete Dieter Topp
Weitere Informationen unter www.kfe.de
Fotos: PPS-Bauer
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Datum: 08.05.2009 - 14:41 Uhr
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