Schwäbische Zeitung: Kommentar zum AOK-Fehlzeitenreport - Betäubte Arbeitswelt

Schwäbische Zeitung: Kommentar zum AOK-Fehlzeitenreport - Betäubte Arbeitswelt

ID: 931320
(ots) - Betäubte Arbeitswelt

Immer mehr Menschen ertragen ihren Arbeitstag nur unter Drogen.
Das ist das Erschreckende am Fehlzeiten-Report der AOK. Die Tatsache,
dass Arbeitnehmer zunehmend aus Druck, Versagensangst und Überlastung
in die Sucht gleiten, ist weitaus alarmierender als der
wirtschaftliche Schaden für die Krankenkassen und Unternehmen.

Die ganze Welt blickt mit großem Respekt auf die
Leistungsfähigkeit Deutschlands. Aber viele pflichtbewusste
Leistungsträger bezahlen diesen Erfolg mit ihrer Gesundheit. Die
Rechnung, dass Mitarbeiter in schlechten Zeiten unter Druck und mit
Angst um den Job mehr arbeiten - und in guten Zeiten häufig die Beine
hochlegen und blaumachen, geht also nicht auf. Die Zahl der Fehltage
insgesamt ist gleich geblieben. Blaumachen liegt nicht im Trend. Und
das, obwohl es scheint, als säßen gerade die Arbeitnehmer am längeren
Hebel: Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung, Unternehmen hofieren
gefragte Fachkräfte und setzen sie auf modern ausgestattete
Arbeitsplätze. Frühere Generationen hätten davon nur träumen können.
Klingt ja auch nach einer paradiesischen Arbeitswelt. Ist es aber oft
nicht.

Für viele reicht das Feierabendbier schon lange nicht mehr aus, um
nachts schlafen zu können. Zu oft genügen die Stunden zwischen
Feierabend und Arbeitsbeginn nicht, um die Kraft zu schöpfen, die
heute in vielen Branchen und Positionen erwartet wird. Für
ambitionierte Berufsanfänger kommt erschwerend hinzu, dass allzeit
volle Flexibilität in Raum und Zeit erwartet wird, was die Pflege
oder gar den Aufbau eines privaten Umfelds unmöglich macht, um daraus
noch Kraft zu schöpfen.

Druck nehmen, Leistung steigern, innere Leere vergessen: Jede
Sucht ist ein Ventil für Probleme, die anders gelöst gehören. Alkohol
und Tabletten sind schnelle, leicht erhältliche Lösungen, an denen


Staat und Pharmaindustrie viel Geld verdienen. Aber Suchtkranke
brauchen Hilfe, nicht etwa Verbote. Die Sucht einzugestehen, ist für
Betroffene schwer genug. Krank ist eigentlich eine Arbeitswelt, in
der Menschen Gift schlucken, um zu funktionieren.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
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Datum: 22.08.2013 - 21:01 Uhr
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