Börsen-Zeitung: Franz bricht ab, Kommentar zum geplanten Wechsel von Lufthansa-Chef Christoph Franz zum Schweizer Pharmakonzern Roche, von Peter Olsen.
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schon immer die Kritiker gerieben. Sein Meisterstück im
Lufthansa-Konzern hat er gewiss mit der Sanierung von Swiss
geliefert. Seither hat sich Swiss für die Kranichlinie zu einer
ähnlichen Ertragsperle entwickelt wie Audi im Volkswagen-Reich. Der
unbestreitbare Erfolg in der Schweiz hat Franz letztlich den
Vorstandsvorsitz bei der Konzernmutter verschafft.
Und nach der Ära Wolfgang Mayrhuber gab es mit der Abwicklung von
LH Italia, dem radikalen Kursschwenk bei AUA sowie der Abgabe der
britischen BMI einiges aufzuräumen. Das neue Meisterstück des
analytischen Strategen sollte aber das Effizienzsteigerungs- und
Kostensenkungsprogramm Score werden, das bis 2015 eine
Ertragsbesserung um mindestens 1,5 Mrd. Euro bringen soll. Nur mit
deutlich höherer Rendite, so Franz, könne Lufthansa auf Dauer im
globalen Wettbewerb eigenständig überleben und die dringend nötige
Erneuerung der relativ alten Flotte finanzieren.
Score, konzernintern wenig liebevoll auch als Scare (Schrecken)
gegeißelt, traf die Lufthanseaten ins Mark. Franz spielte die
komplette Klaviatur rauf und runter, um von der Notwendigkeit und der
Sinnhaftigkeit des radikalen Bruchs mit der über Jahrzehnte gewohnten
Kuschelatmosphäre zu überzeugen. Vieles hat er auf diesem Weg schon
erreicht, vermutlich auch im Denken der Belegschaft. Aber Widerstände
sind geblieben und dürften es Franz letztlich leicht gemacht haben,
seine Mission mit Auslaufen seines Vertrages abzubrechen.
Dass der Lufthansa-Chef, der erst 2011 das Ruder übernahm,
spätestens im nächsten Jahr mit der Übernahme des Vorsitzes im
Roche-Verwaltungsrat ruhigere Schweizer Gefilde ansteuert, ist
insbesondere für die Investoren eine schlechte Nachricht. Auch wenn
Franz die Bedeutung seiner Person für den Fortgang von Score
herunterspielt - eine Garantie, dass ein Nachfolger die beschlossenen
Konzepte mit gleicher Überzeugung in vollem Umfang umsetzt, gibt es
nicht.
Die Lufthansa-Ikone Jürgen Weber, der erst in diesem Jahr seinen
Wunschnachfolger Mayrhuber gegen heftigen Investoren-Widerstand an
der Spitze des Aufsichtsrats platzierte, war sich vor über einem Jahr
noch sicher, dass es für wichtige Posten bei der Airline intern immer
genügend Kandidaten gebe. Wenn das so wäre, dann hätte nach
Bekanntwerden der Franz-Entscheidung für Roche eine Nachfolgeregelung
bei Lufthansa sofort präsentiert werden müssen. Wurde aber nicht. Ein
gleitender Übergang sieht anders aus.
(Börsen-Zeitung, 17.9.2013)
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Datum: 16.09.2013 - 20:50 Uhr
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