Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Feiertagsreden und Flüchtlingselend Niemand ist eine Inse

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Feiertagsreden und Flüchtlingselend
Niemand ist eine Insel
STEFAN SCHELP

ID: 956604
(ots) - Brauchen wir eigentlich Sonntagsreden? Brauchen
wir einen, der uns am Tag der Deutschen Einheit die Leviten liest?
Den gelernten Pastor aus dem Osten? Einen, der gerade erst bekannt
hat, müde zu sein? Ja doch, den brauchen wir. Wer, wenn nicht der
Bundespräsident soll uns denn ins Gewissen reden? Wann, wenn nicht an
Weihnachten, Neujahr oder eben zum Tag der Deutschen Einheit, soll
uns das erreichen? "Niemand ist eine Insel" heißt ein Roman von
Johannes Mario Simmel aus den 70er Jahren, der sich millionenfach
verkauft hat. Niemand, erst recht nicht Deutschland, ist eine Insel.
Das muss man heute hinzufügen, auch wenn sich diese Erkenntnis
vielleicht nicht so gut verkauft wie der Simmel-Bestseller. Gauck tut
gut daran, uns diesen Fakt in Erinnerung zu rufen. Deutschland hat
Verantwortung. Und Deutschland muss sie wahrnehmen. Nicht als
Besserwisser. Nicht mit Beherrschungsanspruch. Aber auf der
Erkenntnis fußend, dass mögliche Mitstreiter wie Frankreich, Italien
oder Großbritannien so sehr mit sich selbst und ihren Problemen
beschäftigt sind, dass sie als Partner praktisch ausfallen. Am
besten, wir fangen direkt mit dem Übernehmen von Verantwortung an.
Der Anlass ist traurig genug. Wie lange müssen noch Menschen vor der
Küste von Lampedusa jämmerlich ertrinken? Wie lange noch wollen wir
uns das unsägliche Leid der Flüchtlinge ansehen, die ihrer Heimat den
Rücken zukehren, in der Hoffnung, in Europa ein sichereres Leben
führen zu können? Und wie lange noch wollen wir kriminellen
Schlepperbanden erlauben, mit ihrem schmutzigen Handwerk reich zu
werden? Der Flüchtlingsstrom aus Afrika ist nach dem Scheitern des
arabischen Frühlings enorm angeschwollen. Tag für Tag machen sich
Menschen in Kähnen, die nicht seetauglich sind, auf den Weg nach
Europa. Immer wieder saufen diese Kähne ab, ertrinken Menschen im


Mittelmeer. Meistens erfahren wir das nicht einmal. Wahrscheinlich
auch deshalb, weil die Kapitäne von Handelsschiffen oder
Schnellbooten ihrer Mannschaft den militärischen Befehl "Augen
rechts" geben, wenn links eine Schaluppe untergeht. Sie wollen nicht
den Ärger mit Behörden oder Reederei. Angesichts vieler dutzender
blauer Leichensäcke, die im Hafen von Lampedusa aufgereiht liegen,
wird deutlich, dass die europäische Flüchtlingspolitik gescheitert
ist. Es macht nicht länger Sinn, die südeuropäischen Grenzen von der
Frontex-Truppe "verteidigen" zu lassen. Die europäische
Flüchtlingspolitik passt angesichts des allgegenwärtigen Leids in
Syrien, in Äthiopien, Somalia oder Eritrea nicht länger in die Zeit.
Sie zu reformieren, ist auch eine Aufgabe Deutschlands. An der Rede
des Bundespräsidenten zur deutschen Verantwortung kann man sich
reiben. Man kann, man darf anderer Meinung sein. Natürlich. Aber mit
einer Diskussion allein ist noch nichts gewonnen. Jetzt müssen Taten
folgen. Damit nicht das Sterben unendlich weitergeht.



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Datum: 04.10.2013 - 20:30 Uhr
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