Anthropotechnik in der Praxis: auf der Suche nach dem Gottmenschen
Alexander Graeffs neues Buch ist einer eigenartigen Figur gewidmet: dem Gottmenschen. Es erscheint am 15. Juli im Phänomen Verlag Hamburg. Gottmensch? Da denkt man sofort an Jesus oder Nietzsches Übermensch. Ist das Thema so einfach? Mitnichten.
Derartige Aussagen erinnern dann doch an Peter Sloterdijks neues Buch "Du musst dein Leben ändern". Ein Vergleich drängt sich auf, denn auch Sloterdijk konstatiert: "Für jeden Organismus ist seine Umwelt seine Transzendenz,..." (Sloterdijk 2009, S. 21). Sloterdijk beackert wie Graeff die post-säkularen Zustände unserer Zeit, räumt mit dem oft beschworenen Vorurteil auf, dass es eine Rückwendung zur Religion bzw. eine Rückkehr der Religion gäbe (vgl. Sloterdijk 2009, S.12). Sloterdijk geht es mehr um spirituelles Üben, um Anthropotechnik. "Das wirklich Wiederkehrende, das alle intellektuelle Aufmerksamkeit verdiente, hat eher eine anthropologische als eine ‚religiöse" Spitze" (Sloterdijk 2009, S. 13). Diese anthropologische Hinwendung zum Transzendenten ist auch Graeffs Thema: bei ihm ist der Gottmensch die Metapher für einen symbolischen Zwischenzustand, einen zwischen Selbst und Anderem, zwischen Mensch und Transzendenz. Innerhalb dieses Dazwischens entsteht nun ein selbstformendes und selbststeigerndes Verhalten: die Arbeit am Selbst. Früher nannte man das Religion, Sloterdijk nennt es spirituelles Übungssystem; Graeff bedient sich inhaltlich bei der Mystik, formal-ästhetisch beim Surrealismus. Eigenartige Mischung? Kurios allemal.
Nach der Lektüre von Graeffs Buch kann festgehalten werden: Transzendenz gehört unabwendbar zur Welt, zum Menschsein, das ist seine leitende These. Bei ihm ist das keine religiöse Angelegenheit, sondern eine anthropotechnische. In Alexander Graeffs neuem Buch geht es folglich nicht um klischeebeladene Überhöhungsphantasien, an die man gewiss auch denken könnte, wenn man das Wort "Gottmensch" hört. Vielmehr liegt ihm die prosaische Präsentation einer besonderen Form des Menschseins: das Bewusstsein für eine kritische Lebenskunst. Am Ende wandelt sich der Gottmensch zum Weltmensch, und seine Themen sind "die Züge eines Wesens, das zur surrealistischen Anstrengung verurteilt ist. Wer Menschen sucht, wird Akrobaten finden." (Sloterdijk 2009, S. 29).
Interview mit Alexander Graeff über sein neues Buch:
http://phaenomen-verlag.de/blog/wordpress/?p=130#content
Zitierte Literatur
• Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern: Über Religion, Artistik und Anthropotechnik. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2009
• Alexander Graeff: Dazwischen. Eine kurios-philosophische Suche nach dem Gottmenschen. Hamburg: Phänomen, 2009.
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Über den Autor
Alexander Graeff ist Autor und philosophischer Freischärler. Ergebnisse seiner Schöpfungsprozesse sind gleichermaßen philosophische Essays sowie erzählende Prosa. Graeffs essayistische Schwerpunkte sind die historischen Bewegungen der Lebensreform, des Okkultismus und der künstlerischen Avantgarde der Moderne. Seine erzählende Prosa ist fragmentarisch und surreal. Er scheut sich nicht vor Literaturmischformen und transdisziplinärem Arbeiten.
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Thematischer Schwerpunkt unseres 2005 gegründeten Verlags ist die Evolution des Bewusstseins. Unsere Titel greifen nicht nur klassische grenzwissenschaftliche Themen auf, zum Beispiel in Form der Yoga-Werke Swami Vivekanandas, wir orientieren uns auch an aktuellen kulturellen Entwicklungen wie z.B. der Integralen Philosophie, die über den „esoterischen Bereich“ hinaus viele Anhänger in der Psychologie und Philosophie findet. Darum freuen wir uns, Werke von den wichtigsten aktuellen Vertretern der Integralen Philosophie – Ken Wilber und Steve McIntosh – sowie ihren Vorreitern und Pionieren Timothy Leary, Robert Anton Wilson und Dr. John C. Lilly im Programm zu haben. Ganz besonders liegt uns jedoch am Herzen, deutsche Gegenwartsliteratur zum Thema Evolution des Bewusstseins zu fördern. Neben Alexander Graeff dürfen wir daher auch Hardy Fürch, Mike Hosang und Tom Amarque zu unseren Autoren zählen. Wir beschränken uns bei unserer Verlagsarbeit nicht nur auf Sachbücher, sondern lassen auch belletristische Werke auf dem weiten Feld der Evolution zu Wort kommen.
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Datum: 23.06.2009 - 15:25 Uhr
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