Börsen-Zeitung: Altlasten, Kommentar sich abzeichnenden Teilverkauf des amerikanischen Stahlgeschäfts durch ThyssenKrupp, von Andreas Heitker.
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amerikanischen Stahlgeschäfts durch ThyssenKrupp ist im Detail noch
nicht zu bewerten. Vor allem ist noch nicht klar, wie viel Cash
tatsächlich zum Schuldenabbau und zur Bilanzstärkung fließen wird und
ob eventuell doch noch weitere Wertberichtigungen fällig werden. Klar
ist aber heute schon, dass der Deal mit ArcelorMittal und Nippon
Steel - so er denn zustande kommt - auch Neujustierungen in der
Strategie notwendig machen wird.
ThyssenKrupp wird die Stahlhütte in Brasilien, für die der Konzern
keinen Käufer gefunden hat, wieder in die Bilanz nehmen und im
Stahlgeschäft den Fokus neu auf den brasilianischen Markt richten
müssen. Das war so eigentlich nicht geplant und könnte durchaus noch
weitere Investitionen nach sich ziehen, um sich im Markt auch
entsprechend zu positionieren. Das Geld für solche Investitionen hat
ThyssenKrupp eigentlich nicht, und die vorhandenen Mittel sollten
eigentlich in den Ausbau der Technologiesparten fließen, in denen
Vorstandschef Heinrich Hiesinger die Zukunft des Unternehmens sieht.
Dass der Verkauf der Stahlweiterverarbeitung in den USA nun wohl
gelingt, ist keine große Überraschung. Die Werke in Alabama galten
schon immer als die eigentliche Perle bei Steel Americas. Dass
ThyssenKrupp die Abgabe nun mit Lieferverträgen mit brasilianischem
Stahl verknüpft, hilft der dortigen Hütte für eine gewisse Zeit, ist
aber langfristig keine Lösung. Denn die wahrscheinlichen Käufer
Arcelor und Nippon wollen in Alabama natürlich auch ihren eigenen
Stahl unterbringen.
Aus dem eigentlich angestrebten Komplettausstieg aus dem
amerikanischen Stahlgeschäft wird wohl nichts mehr. Und das hängt
ganz offensichtlich auch mit Altlasten zusammen, die das frühere
Management hinterlassen hat. Dazu gehören zahlreiche
Sonderkonditionen, die einst dem Partner in Brasilien, dem Erzkonzern
Vale, gewährt wurden, vor allem um Abschreibungen auf das Investment
zu vermeiden. Diese Konditionen, etwa langfristige
Abnahmeverpflichtungen für Eisenerz, entwickeln sich heute mehr und
mehr zum Problem. Und Abschreibungen haben sie ja auch nicht
verhindert. 6,4 Mrd. Euro Wertberichtigungen sind bei Steel Americas
schon angefallen.
Es ist gut, dass sich Hiesinger im Verkaufsprozess nicht hat
erpressen lassen und mit einem Verkauf um jeden Preis nicht noch mehr
Werte vernichtet hat. Aber mit den Fehlinvestitionen in Übersee und
den Lasten der Vergangenheit wird ThyssenKrupp nun wohl noch lange
leben müssen.
(Börsen-Zeitung, 21.11.2013)
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Datum: 20.11.2013 - 20:45 Uhr
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