Fehlender Bestandswettbewerb in der PKV
Die private Krankenversicherung pflegt zu wenig Wettbewerb. Dies ist das Ergebnis eines Gutachtens, das das Bundeswirtschaftsministerium beim IGES-Institut (Infrastruktur & Gesundheit) beauftragt hat. Vor allem die Altersrückstellungen verhindern Wettbewerb.
Das Gutachten, an dem auch der ehemalige Wirtschaftsweise und langjährige Berater verschiedener Bundesregierungen, Bernd Rürup, mitgearbeitet hat, sieht in Folge des demografischen Wandels erhebliche Kostensteigerungen auf die privaten Krankenkassen zukommen, wenn diese nicht gegensteuern. Dies aber sei derzeit nicht zu erwarten, da private Krankenkassen zu wenig Wettbewerb untereinander führen bzw. führen können. Gerade ältere Mitglieder können faktisch nicht mehr ihre Versicherung wechseln, weil sie dann einen erneuten Gesundheitscheck und vor allem einen Verlust ihrer Altersrückstände in Kauf nehmen müssen. Altersrückstände können derzeit nur in Höhe vom Basistarif mitgenommen werden. Dies fördere aber nicht den Wettbewerb, sondern allenfalls die Risikoselektion, so die Gutachter des IGES-Instituts. Wettbewerb sei aber dringend nötig, um durch Innovation das demografische Problem abzumildern.
Wettbewerb konzentriert sich auf Neumitglieder
Ziel müsse es hingegen sein, dass ältere privat Versicherte ihre Altersrückstände als eine Art Faustpfand mitnehmen können, um so wettbewerblich interessant für andere Kassen zu werden. Derzeit konzentriere sich der Markt der PKV viel zu sehr darauf, junge und gesunde Kunden mit niedrigen Beitragssätzen neu zu werben. Über die tatsächliche Kostenentwicklung herrsche wenig Transparenz, zumal es in der Natur der Sache liegt, dass sich junge Menschen nur begrenzt für den Beitrag interessieren, den sie in vierzig Jahren zu bezahlen haben. Das Gutachten befürchtet deshalb in der Zukunft größere Beitragserhöhungen und -schwankungen.
Und damit kann die PKV auch ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, eine Art demografiefestes Modell zu bieten, bei dem der Versicherte nicht in dem Maße durch eine älter werdende Gesellschaft belastet wird, wie dies beim Umlage finanzierten Modell der gesetzlichen Krankenkassen der Fall ist. Auch wenn das Gutachten betont, keinen direkten Vergleich von gesetzlichen und privaten Krankenkassen leisten zu können oder wollen.
Kein Leistungswettbewerb zwischen GKV und PKV
Dass es in Deutschland zwei unterschiedliche Versicherungssysteme (GKV und PKV) gibt, sehen die Gutachter allerdings nicht als besonders förderlich für den Wettbewerb an. Die meisten Leistungsanbieter (Ärzte, Krankenhäuser etc.) behandeln sowohl private als auch gesetzlich Versicherte. Von unterschiedlichen Wartezeiten abgesehen, gäbe es derzeit keine Aussagen über die unterschiedliche Qualität solcher Behandlungen, rein medizinisch betrachtet sind die Unterschiede aber nicht groß, trotzdem wird ein unterschiedlicher Preis gezahlt.
Dieser sei zwar gerade für Ärzte sehr attraktiv, weil es die geringen Pauschalen ausgleicht, die sie an gesetzlich Versicherten verdienen, unter Strich bleiben aber auch Ärzte auf die Einkünfte durch gesetzlich Versicherte angewiesen. Diese machen die Masse aus, da die PKV einfach einen zu geringen Marktanteil besitzt. Vereinfacht gesagt: Es findet kein Leistungswettbewerb statt, es gibt nur unterschiedliche Preise.
Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Von einer politischen Beurteilung für oder gegen die PKV sieht das Gutachten ab, mahnt nur die Konstruktionsfehler bisheriger Gesundheitsreformen an, die den Bestandswettbewerb innerhalb der PKV nicht genügend fördert. Interessant in dem politischen Zusammenhang ist aber, dass eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung, wie sie denn dieses Gutachten einschätze, weitgehend ausweichend geantwortet wird, man keinen Handlungsbedarf sieht.
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Datum: 14.04.2010 - 16:31 Uhr
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