Westdeutsche Zeitung: Inflation, Deflation - eine heikle Balance
Ein Kommentar von Peter Kurz
ID: 1042567
so wie eine Inflation - seit den Erfahrungen in den 1920er Jahren, in
denen der Preis für einen Laib Brot innerhalb weniger Monate von 500
Mark auf mehr als fünf Milliarden Mark anstieg. Da gab es
100-Billionen-Mark-Scheine, Erspartes schmolz wie Schnee in der
Sonne. Kann da, wie jetzt allenthalben zu hören ist, die gegenteilige
Entwicklung tatsächlich ebenso gefährlich sein?
In der Tat ist es so. Das Sinken der Preise bis hin zur Deflation
ist nämlich beileibe nicht nur eine feine Sache. Das Szenario eines
solchen unguten Wirtschaftsprozesses sieht so aus: Bei konstant
sinkenden Preisen rechnen die Verbraucher damit, dass Güter und
Dienstleistungen demnächst noch billiger werden. Sie schieben den
Kauf daher auf. Die Unternehmen setzen weniger ab, haben aber
weiterhin die gleichen Kosten. Sie fahren ihre Produktion zurück,
investieren nicht, senken Löhne, entlassen Mitarbeiter, gehen pleite.
Auch für Schuldner - Privatpersonen wie Unternehmen - stellt sich
die Sache dramatisch dar. Ihre Schuld bleibt nominal die gleiche, der
sinkende Lohn macht aber das Bedienen des Kredits schwieriger. Und
dann haben auch die Gläubiger nichts mehr zu lachen, weil ihnen
Kreditausfälle drohen. Banken könnten ins Straucheln geraten.
Diese Gefahrenspirale sehen die Geldexperten der Europäischen
Zentralbank aber offenbar derzeit nicht. Sie verzichten auf eine
weitere Absenkung des ohnehin schon niedrigen Leitzinses. Eine
Deflation ließe sich zwar prinzipiell damit bekämpfen, dass die
Zentralbank via Zinssenkung mehr Geld in den Markt pumpt - um
Investitionen und Konsum anzukurbeln. Doch jedenfalls mit Blick auf
die deutsche Wirtschaft bedurfte es eines solchen Schrittes nicht,
der die Sparer weiter gequält hätte. Ein großer Anteil der sinkenden
Preise fällt nämlich auf die Bereiche Energie und Lebensmittel. Hier
kann und wird der Verbraucher, anders als bei langlebigen
Wirtschaftsgütern, ohnehin keine Kaufzurückhaltung üben. Allerdings
fallen auch die Preise für andere Güter. Nur so lange die
Arbeitslosenzahl tendenziell niedrig ist, die Gehälter steigen und
die Konsumfreudigkeit bleibt, haben wir kein Problem. Doch das muss
nicht so bleiben.
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Datum: 03.04.2014 - 18:23 Uhr
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