Verfolgte Christen im Irak.

Verfolgte Christen im Irak.

ID: 115588

Reisebericht aus dem Irak vom 07.07.2009 erstellt von Christian Solidarity International

Download des gesamten Berichtes als PDF mit Fotos
http://www.irakhilfe.org/downloads/DeutschReisebericht_Irak4_GW_D1.PDF

I. Zielsetzungen der Reise
Erkundungstätigkeit und humanitäre Hilfe
Hilfe für Hinterbliebene von Terroropfern, Untersuchung der Flüchtlingssituation

II. Teilnehmer
1. Dr. John Eibner (CSI-USA)
2. Gunnar Wiebalck (CSI-CH)

III. Reisedaten
24. Juni – 1. Juli 2009



(firmenpresse) - IV. Ergebnisse

Erfolgreiche Verteilung von CSI-Hilfsgütern in fünf ver- schiedenen Zentren im Norden des Irak in Zusammenarbeit mit der einheimischen Menschenrechtsorganisation Hamorabi (HHRO). Die meisten der Hilfeempfänger waren irakische Kriegsopfer. Viele Interviews wurden mit überlebenden Verwandten und anderen vom Terror Betroffenen geführt. In Bagdad fanden Treffen mit dem Minister für Immigration, Abdel Samad Rahman Sultan, ferner mit US-Botschafter Joseph Stafford sowie Olivier Bercault von der Uno-Menschenrechtsabteilung statt. Die Sicherheitslage des Irak hat sich so weit verbessert, dass wir eine Autofahrt von Bagdad in den Nordirak unternehmen konnten. In Mosul wurde ein Treffen mit dem neu gewählten Gouverneur Atheel A. Alnujaifi abgehalten. Der Rückzug der USA aus irakischen Grossstädten (der wie geplant am 1. Juli 2009 seinen Abschluss fand) fiel mit unserem Besuch zusammen und wurde von einer Anzahl Terroranschläge begleitet, so vor allem ein Autobombenanschlag im christlichen Dorf Hamdaniya am Tag unserer Ankunft. Wir besuchten einen der Überlebenden des Anschlags im dortigen Spital.


V. Agenda
Mittwoch, 24. Juni 2009
Zürich-Amman (Jordanian Air)

Donnerstag, 25. Juni 2009
Amman-Bagdad (Jordanian Air)
Treffen mit dem Minister für Immigration, Herrn Abdul-Samad Rahman Sultan, und mit William Warda (Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation Hamorabi, HHRO). Minister Abdul-Samad betonte, dass sich die allgemeine Sicherheitslage im ganzen Land seit 2007 erheblich verbessert habe. Er erklärte, weshalb viele irakische Flüchtlinge, etwa aus Syrien, nicht in den Irak zurückkehren wollen. “Syrien gestattet den irakischen Flüchtlingen keine Rückkehr. Man sagt ihnen, sie würden getötet. Die Flüchtlinge werden aus politischen Gründen an der Rückkehr gehindert. Einer der Gründe dafür ist ein Propaganda-Krieg der syrischen Baath-Partei-Anhänger gegen den Irak. Darüber hinaus profitiert die syrische Regierung von der humanitären Hilfe, die mit der Präsenz irakischer Flüchtlinge auf syrischem Territorium verbunden ist. Irakische Flüchtlinge auf syrischem Boden fördern auch Syriens Prestige auf internationalem Parkett: Das Land kann sich als Hort für Menschlichkeit anbieten. Dies erweckt den falschen Eindruck, dass die irakische Regierung unfähig sei, für die eigenen Bürger zu sorgen. Indem Syrien seine Grenzen für irakische Minderheiten wie Christen, Mandäer und andere offen hält, bestärkt es Vermutungen, dass sich die irakische Regierung keinen Deut um die Minderheiten ihres Landes schert. Syrien ist gegen die aufkeimende Demokratie im Irak eingestellt. Es möchte der Welt beweisen, dass seine Gesellschaft eine bessere und gesündere ist als die irakische.”


Minister Abdul-Samad beklagte sich darüber, dass das Uno-Flüchtlingskommissariat UNHCR nach wie vor behauptet, es sei immer noch gefährlich für Flüchtlinge, in ihre irakische Heimat zurückzukehren. Als er gefragt wurde, was denn die US-Regierung unternehme, um den Flüchtlingen bei der Rückkehr zu helfen, räumte der Minister ein, es habe gewisse Verbesserungen gegeben. Er war jedoch nicht in der Lage, Aussagen der US-Regierung zu bestätigen, wonach im Zeitraum von Januar 2008 bis Mai 2009 insgesamt 550 Millionen Dollar aufgewendet worden seien, um irakischen Flüchtlingen innerhalb des Landes zu helfen. “Die irakische Regierung ist an diesem Hilfsprogramm nicht beteiligt. Das Geld geht an die NGOs. Diese schreiben schöne, glanzvolle Berichte von 500 Seiten Länge, ohne den Flüchtlingen viel Hilfe zukommen zu lassen. Das meiste Geld verschwindet spurlos, für Saläre der Angestellten sowie für die Kosten ihrer Fahrzeuge, Workshops und Sicherheitsvorkehrungen.”
Minister Abdul-Samad war gegenüber der Idee einer Konferenz zum Thema der Flüchtlingsproblematik unter gemeinsamer Schirmherrschaft von CSI und der Menschenrechtsorganisation Hamorabi positiv eingestellt. Die Konferenz verfolgt den Zweck, die Problematik jener Flüchtlinge anzusprechen, die aus politischer Zweckmässigkeit in Syrien festgehalten werden. Ausserdem wird sie sich dafür stark machen, dass der genauen Verwendung der Gelder von Steuerzahlern nachgegangen wird. Diese scheinen im Moment in einem bodenlosen Abgrund von Bürokratie und Ineffizienz zu verschwinden. Unser offenes Gespräch mit Minister Abdul-Samad veranlasste diesen dazu, zur Fortsetzung des Dialogs ein nochmaliges Treffen mit uns für den folgenden Samstag zu vereinbaren.

Besuch bei UNAMI (United Nations Assistance Mission to Iraq, Uno-Mission für humanitäre Hilfe im Irak). Treffen mit Uno-Vertreter Olivier Bercault, einem Rechtsanwalt, der früher bei Human Rights Watch gearbeitet hatte. Sein Büro befindet sich hinter einem Labyrinth von explosionssicheren Betonwänden, Sicherheitskontrollen, einer Armee von Blauhelmen und einer grossen Menge nagelneuer, weiss gespritzter Funkstreifenwagen. Bercault gab nur zögernd zu, dass sich die Sicherheitssituation im Irak verbessert habe. “Wir empfehlen den Flüchtlingen nicht, zum jetzigen Zeitpunkt zurückzukehren. Wir glauben nicht, dass ihre Sicherheit gewährleistet wäre. Kürzlich wurde ein dänisches Wiederansiedlungsprogramm auf Eis gelegt. Es gibt zwar sichere Enklaven im Land. Doch während die Situation vor zwei Jahren zugegebenermassen als schrecklich bezeichnet werden musste, ist sie heute noch immer sehr schlecht.”
Olivier Bercault wusste nicht, wofür die 550 Millionen US-Dollar, die seitens der US-Regierung den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt worden waren, tatsächlich verwendet wurden. Er wies darauf hin, dass das Geld möglicherweise infolge Korruption in falschen Kanälen versickert sei. “Willkommen im Irak”. Bercault erwähnte, dass Homosexuelle Repression und Verfolgung ausgesetzt seien. Viele von ihnen wurden im April 2009 getötet. Eine NGO versucht, Mitglieder der Homosexuellen-Gemeinde in eine sichere Ortschaft in Beirut zu evakuieren. Ein Homosexueller wurde in Damaskus, Syrien festgenommen und in den Irak deportiert.

Freitag, 26. Juni 2009
Treffen mit dem amerikanischen Botschafter Joseph Stafford und dem für politische Angelegenheiten zuständigen Beamten Kyle Richardson in der US-Botschaft. Diese gleicht einer Festung (und ist in der sogenannten “Grünen Zone” Zentralbagdads situiert). Unsere Fragen, was aus den 550 Millionen Dollar geworden sei, die zwischen Januar 2008 und Mai 2009 von der US-Regierung für Flüchtlingshilfe im Irak bestimmt wurden, blieben grösstenteils unbeantwortet.

Treffen mit Dr. Bashir Matthew al-Turi (Stellvertreter Wardas bei der Menschenrechtsorganisation Hamorabi, HHRO), Pharmazeutiker. Er wurde in Barzani geboren, nahe der historischen Stadt El Kosh. Diese gilt als Geburtsort des Propheten Nahum. Seine Familie stammt aus Midyat (Tur Abdin, Türkei). Dr. Bashir besass eine Apotheke in Al-Dorah, Bagdad. Er musste sie jedoch schliessen, nachdem die US-Armee eine Militäranlage direkt vor seinem Geschäft aufgerichtet hatte. Zudem erhielt er im Jahre 2006 Todesdrohungen. Dr. Bashir unterstützt als vollamtlicher Diakon der syrisch-orthodoxen Kirche in Bagdad Bemühungen, die aramäische Sprache wieder zu beleben.

Samstag, 27. Juni 2009
Folgetreffen mit Immigrationsminister Abdul-Samad betreffend Vorschlag einer Flüchtlingskonferenz in Bagdad.

Wir verliessen Bagdad per Auto in nördliche Richtung und fuhren an Baqubah vorbei. Dort wurde Abu Musab al-Zarqawi, der jordanischstämmige Hauptdrahtzieher von Hunderten von Bombenanschlägen, Entführungen und Enthauptungen im Irak, am 7. Juni 2006 bei einem US-Luftangriff getötet. Wir fuhren an ausgedehnten Palmenplantagen vorbei, durch Kirkuk mit seinen beachtlichen Erdölanlagen und erreichten schliesslich das christliche Dorf Hamdaniya (Ninive-Ebene). Von Hamdaniya setzten wir die Autofahrt nach Teleskof fort. Wir wurden jedoch während rund zehn Minuten an einer kurdischen Kontrollstelle in der Nähe von Teleskof aufgehalten. Die Ninive-Ebene steht zwar unter der administrativen Verwaltung von Mosul; doch in Wirklichkeit übt die kurdische Regionalregierung (Kurdish Regional Government, KRG) über viele Teile der Provinz eine illegale Herrschaft aus.

Sonntag, 28. Juni 2009
In Teleskof trafen wir Herrn Adil (Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Hamorabi, HHRO). Er sagte uns, dass der neue Gouverneur von Mosul und seine Administration von kurdischen Milizen am Besuch der Dörfer in der Ninive-Ebene gehindert werden. Dörfer mit nichtchristlichen Minderheiten, so auch Jeziden, werden von der kurdischen KRG als kurdische Dörfer betrachtet. Schüler dürfen keine Schulbücher verwenden, die vom Erziehungsministerium in Bagdad zur Verfügung gestellt worden sind. Stattdessen werden sie in Kurdisch unterrichtet (Schulliteratur wird von der kurdischen KRG-Regierung bereitgestellt).

Treffen mit dem Bürgermeister von Telkef, Bassim Ballo.
Fahrt von Telkef bis Mosul, Treffen mit dem gewählten Gouverneur der Provinz Ninive, Atheel A. Alnujaifi. Er informierte uns über die schwierige politische Situation, die er übernommen hat. Die Ninive-Ebene, die Teil seiner Provinz ist, wurde während der vergangenen fünf Jahre von der Regionalregierung Kurdistans (Kurdish Regional Government, KRG) regiert. Für Sicherheitsbelange ist die KRG zuständig. Die Dominanz der Kurden bedeutete, dass die Verwaltung des Gouverneurs daran gehindert wurde, grosse Teile der eigenen Provinz zu betreten. Der Gouverneur drückte seine Zuversicht darüber aus, dass er bereits in wenigen Monaten seine Autorität über die Provinz Ninive ausüben können würde. “Mosul ist in seiner Vielfalt von diversen religiösen und ethnischen Gruppen als Stadt einmalig. Nach dem Sturz von Saddams Diktatur wird es einige Zeit dauern, bis Recht und Ordnung wieder hergestellt werden können. Es ist notwendig und möglich, mit den Kurden zusammenzuarbeiten. Doch was wir brauchen, ist Druck, damit unsere Zielsetzungen verwirklicht werden können – Druck von innen und auch auswärtiger Druck. Die Zeit bewaffneter Auseinandersetzungen ist endgültig vorbei. Unser Volk will nicht weiter kämpfen.” Der Gouverneur zeigt anhand von zwei Beispielen auf, wie die Rechtsstaatlichkeit in seinem Gouvernement voranschreitet. Er erwähnt ein Video, das kurdische Milizen zeigt, die an der rechtswidrigen Hinrichtung eines sunnitischen Arabers beteiligt waren. Der Araber war verdächtigt worden, eine Bombe gelegt zu haben. “Das Video dieser Hinrichtung wurde dem Parlament vorgeführt. Fünf Tage zuvor hatten Terroristen zwei Polizisten in Mosul getötet. Dabei wurde einer der Terroristen selber verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Dort wurde der Terrorist vom Cousin eines der getöteten Polizisten getötet. Ich ordnete die Gefangenennahme dieses Mannes an. Er wurde von der Armee gefeuert und wird jetzt vor Gericht gestellt.”

Wir werden von zwei Regierungsfahrzeugen aus der Stadt begleitet.

Verteilung von CSI-Hilfsgütern im Dorf Batnaia. Interviews mit Terroropfern und überlebenden Verwandten:

Elshuaa Sliwa Hormas (links):
“Unser 18-jähriger Sohn Aram Khalel Oraha war aufgebrochen, um in Safaraima (Bagdad) unseren Zahnarzt zu besuchen. Als er das Gebäude verliess, wurde er bei einem massiven Bombenanschlag getötet, der auch 50 weitere Menschen in den Tod riss. Dies geschah im Jahr 2006. Mein Mann Khalel wurde im gleichen Jahr schwer verletzt. Er wurde in Mosul angeschossen, ist seitdem für immer behindert und kann nicht mehr arbeiten. Ich bin aus Batnaia, mein Sohn ist hier beerdigt. Ich habe vier weitere Kinder, drei verheiratete Töchter und einen Sohn. Meine Eltern emigrierten in die USA und leben heute in Detroit.”


Leila Petrus Oraha und Tochter Mirna (rechts):
“Ich habe vier Kinder. Mein Mann Micha starb 2007 an Krebs. Mein Bruder Petros Oraha wurde nahe des Hotels Al-Rasheed in Bagdad getötet. Er lief mitten im Durcheinander versehentlich vor ein Auto, nachdem eine amerikanische Bombe in der Nachbarschaft des Hotels losgegangen war.”

Senna Petros Aziz (links):
“Wir wohnten in Bagdad. Am 3. März 2006 starb mein Sohn Stephen Walid Aziz, 14, bei einer Explosion an einer Tankstelle im Bagdader El Amin-Viertel. Dabei starben viele weitere Menschen. Ich habe auch drei Töchter; eine von ihnen hat hier geheiratet, die beiden anderen leben bei mir. Mein Mann ist bei mir. Ich bin in Batnaia geboren. Mein Mann arbeitete in Bagdad als Assistent bei der Betreuung eines Benzin-Lastwagens. Jetzt ist er bei der Strassenkontrolle beschäftigt.”

Senna Gorgis Dawoud, Tante der fünfjährigen Dalia:
“Dalia Sami Emmanuels Mutter, Hanna Nissan, wurde am 9. Dezember 2007 in Mosul getötet. Sie war zusammen mit den beiden Töchtern Dalia und Diana nach Mosul gereist, um Weihnachtseinkäufe zu machen. Ein Mann streckte sie mit drei Kugeln am Marktplatz von Suk Al Nabi in Mosul nieder. Dabei benutzte der Mörder eine Waffe mit Schalldämpfer. Nach seiner Gefangennahme sagte er beim Verhör, er habe Dalias Mutter aus Versehen getötet; er habe eigentlich eine andere Person im Visier gehabt. Dalia und Diana haben einen dreijährigen Bruder namens Yussef.”

Habiba Noor Yousef:
“Mein Mann Talal Paulus Patros wurde im Januar 2007 in Khales (auf der Strasse zwischen Mosul und Bagdad) getötet. Er fuhr mit dem eigenen Taxi und befand sich auf dem Weg zurück nach Batnaia, nachdem er seine Eltern in Bagdad besucht hatte. Er wurde in seinem Wagen erschossen. Danach wurde das Auto in Brand gesetzt. Dabei befand sich seine Leiche noch darin. Wir hatten keine Kinder. Mein Mann ist in Batnaia begraben. Viele andere wurden nach diesem Anschlag in derselben Strasse getötet. Nun bin ich auf mich allein gestellt. Das “Büro für christliche Angelegenheiten”, das vom früheren KRG-Finanzminister Sarkis Agajan gegründet wurde, unterstützt mich monatlich mit 40 US-Dollar.”

Thaara Ira Yousef:
“Mein Mann Farid Shaia wurde im Oktober 2003 von einer Gruppe von Personen in Mosul getötet. Er arbeitete als Taxichauffeur. Drei männliche Passagiere und eine Frau stiegen eines Tages in sein Fahrzeug ein. Er wurde von ihnen im Bezirk Kohera niedergestochen. Sie schienen sich nur für die Reifen seines Mercedes-Benz-Fahrzeugs zu interessieren. Ich habe einen zwölfjährigen Sohn namens Levon. Ich lebe jetzt bei meinen Eltern.”

Salwa Sulema Shaman mit ihrem 21-jährigen Sohn Simon Elias Patros (der Sänger werden will):
“Ich verlor meinen Mann Elias Patros Aziz im März 1990. Er war Soldat in Suleymania. Als Saddam in Kuwait einmarschierte, wurde er von einer kombinierten iranisch-kurdischen Streitmacht in den Iran entführt. Obwohl dies mir gegenüber nie bestätigt wurde, glaube ich, dass er tot ist. Der Bruder meines Mannes lebt in Schweden. Mein Bruder Amar Sulaka Doku starb im März 2006. Er arbeitete in einer Apotheke in Bagdader Distrikt Al-Jadeda. Er wurde entführt, seine Leiche und Identitätskarte wurden vier Tage danach gefunden: Er war in der Nähe seines Hauses erschossen worden. Ich habe keine weiteren Kinder. Ich habe noch zwei Brüder, die beide in Deutschland wohnen.”
Maysoon Patros Oraha, 45, mit dem Sohn ihres Bruders, Wissam Imad Boutros:
“Mein Bruder Imad Patros Oraha wurde am 11. Mai 2006 getötet. Er arbeitete als Chauffeur eines Wassertankers, der Blumen in Al-Dora (Bagdad) mit Wasser versorgte. Wissam stand neben seinem Vater, als dieser von drei Terroristen erschossen wurde. Sie drohten, auch Wissam zu töten. Sie stahlen Geld aus Imads Auto. Ich vermute, der Grund für den Mord war, dass mein Bruder die örtliche Polizeistation mit Wasser versorgte. Nach Imads Tod floh seine Schwägerin zusammen mit ihren acht Kindern (vier Buben, vier Mädchen) nach Batnaia. Sie hat nun Asyl erhalten und befindet sich heute mit sieben ihrer Kinder in den USA. Allein Wissam bleibt hier in Batnaia. Er verstand sich nicht gut mit seiner Mutter und möchte lieber nach Australien gehen. Ich selber wohne nicht in Bagdad, sondern bin hier zu Besuch. Ich finde keine Arbeit in Bagdad und leide an einer seltenen Hautkrankheit. Ich würde auch gerne nach Australien gehen. Meine Mutter starb an gebrochenem Herzen drei Monate nach Imads Ermordung. Ich habe noch einen Bruder in Bagdad.”

Montag, 29. Juni 2009
Treffen mit dem chaldäischen Priester Faris Yako Marrougi in Teleskof. Pater Faris lehrt eine Gruppe von neun Kindern die aramäische Sprache. Als wir uns in seinem Büro befanden, traf bei uns eine fünfköpfige Regierungsdelegation aus Bagdad ein. Das Team ist Teil des aus Anhängern verschiedener Religionen zusammengesetzten “Ministeriums für Schenkungen” (Ministry of Endowment). Dieses Ministerium ermittelt, mit Blick auf eventuelle finanzielle Unterstützung seitens der irakischen Regierung, Schäden und Reparaturbedarf an Kirchenbesitz. Pater Faris Yako: “Was wir hier in Teleskof am meisten benötigen, sind Job-Möglichkeiten. Unsere Jugendlichen brauchen Ausbildungen als Schreiner, Schmiede oder Geschäftsführer. Ich bin in meinen Bewegungen sehr eingeschränkt und kann nicht einmal nach Mosul reisen. Ich kannte Pater Ragheed Ganni (der in Mosul getötet wurde), habe aber nicht vor, den Irak zu verlassen.”

Autofahrt in das historische Dorf El Kosch. Begegnung mit zehn vom Terror Betroffenen in El Kosch und Verteilung von CSI-Hilfsgütern. Unter den zehn befindet sich Yousef Issac Zara (links). Er ist Dichter und schreibt für die irakische Zeitschrift “Shragha”. Zara plädiert leidenschaftlich dafür, dass der Auswanderung aus dem Irak Einhalt geboten wird: “Bitte ermutigt unsere Jugend nicht dazu, die Heimat zu verlassen. Öffnet eure Länder nicht für Christen aus dem Irak. Wir werden unsere Heimat verlieren, wenn Länder wie die USA oder Australien unserer Bevölkerung die Tore öffnen. Nur unsere Feinde werden sich darüber freuen!”

Watheqa Sulayman Maya und ihre Tochter Anne:
“Mein Mann Issac Habeeb Oraha wurde 2004 bei einem Zusammenstoss von Terroristen und Nationalgardisten in Al-Dora (Bagdad) getötet. Es gab einen Feuerwechsel. Dabei drang eine Kugel durch die Eingangstüre unserer Wohnung und tötete ihn. Ich habe noch drei andere Kinder. Als sich die Situation drei Monate nach dem Tod meines Mannes verschlechterte, zogen wir nach El Kosh. Dort leben meine Eltern. Ich bin in Kirkuk aufgewachsen; doch meine Eltern zogen nach Mosul. Dort arbeitete mein Vater in einem Elektrizitätswerk. Nachdem sie in Mosul Todesdrohungen erhielten, flohen sie von dort und leben nun in El Kosh.”

Foad Harmes, Weizenbauer. Er verkaufte seinen Bauernhof, sein Auto, seine Traktoren, seinen Weizen und anderes Hab und Gut und emigrierte mit seiner Frau und vier Kindern (zwischen vier und 18 Jahren) nach Schweden.
“Die Eltern meiner Frau flüchteten vor dem Terrorregime Saddam Husseins im Jahre 1995. Sie erhielten schliesslich eine Aufenthaltserlaubnis in Schweden. Ich bin Bauer. Als die Sicherheitslage zunehmend kritischer wurde und ich grosse Schwierigkeiten hatte, meine Produkte auf dem Markt in Mosul abzusetzen, entschloss ich mich, gemeinsam mit meiner Familie den Irak zu verlassen und eine neue Heimat in Schweden zu suchen. TV-Berichte trugen dazu bei: Die schwedische Regierung hatte die Iraker ermutigt, nach Schweden zu kommen. Im Jahr 2007 bezahlte ich kurdischen Schmugglern 65'000 Dollar, um uns aus dem Irak zu bringen. Vier Monate dauerte es, bis wir in Schweden ankamen. Wir reisten durch die Türkei und bestiegen mit 55 anderen irakischen Familien ein Schiff in einem türkischen Hafen. Wir segelten nach Griechenland, fuhren auf Lastwagen. Erst nach vier Monaten erreichten wir Schweden. Doch in Schweden fand ich keine Arbeit. Wir wurden wieder aus Schweden deportiert, nachdem Präsident Nur Al-Maliki mit der schwedischen Regierung ein Repatriierungsabkommen unterzeichnet hatte.” Fouad Harmes und seine Frau kamen vor neun Tagen mit dem Flugzeug in Erbil an. Sie hatten nicht einmal die Mittel, um von Erbil nach Telleskof zurückzukehren, und mussten von Verwandten abgeholt werden. Foad und seine Familie leben jetzt bei seinem Bruder. Die 5-köpfige Familie ist in einem Wohnzimmer zusammengepfercht.

Verteilung von CSI-Hilfsgütern an rund 40 Familien des Dorfes Telkef (nahe Mosul). Telkef war ursprünglich nur von Christen bewohnt; doch jetzt weist es eine gemischte (christliche und muslimische) Bevölkerung auf. Während wir die Hilfsgüter verteilten, drangen über Lautsprecher aus Moscheen durchdringende Gebetsaufrufe in unsere Mitte. Viele christliche Frauen in Telkef tragen aus Furcht vor Angriffen von Terroristen den muslimischen Tschador. Hier einige Interviews mit Hilfsempfängern:

Boshra Petrus Isho mit ihrem Sohn Yousef Samir Yousef:
“Ich habe fünf Kinder. Mein Bruder Bashir Petrus wurde im Mai 2004 in der Nähe des Hotels Ashur in Mosul durch eine Autobombe getötet. Er hatte eine gut bezahlte Stelle in der Nahrungsmittelindustrie. Wir verliessen Mosul zusammen mit unseren vier Kindern (im Alter von 17, 16, 12 und 10). Wir wohnen hier in Telkef bei meinen Eltern. Ich habe vier weitere Brüder, von denen drei verheiratet sind. Mein Mann arbeitet im gleichen Geschäft in Mosul wie mein verstorbener Bruder. Er will nicht, dass wir nach Mosul gehen. Das heisst für mich, dass ich nicht einmal das Grab meines Bruders besuchen kann. Es bedeutet für meinen Mann ein grosses Risiko, jeden Tag nach Mosul und zurück zu fahren, aber er hat keine andere Wahl.”

Usham Mohamed:
“Ich bin sunnitischer Araber. Mein Bruder Walid Mohamed arbeitete für US-Truppen in Bagdad als Übersetzer. Als wir Todesdrohungen erhielten, zogen wir nach Telkef. Ich habe eine Teilzeitstelle beim Gesundheitsministerium in Mosul und fahre zweimal pro Woche dorthin. Die Terroristen wussten offenbar, dass mein Bruder seinen Wohnsitz nach Mosul verlegt hatte: Am 16. Juli 2006 überfielen sie ihn, banden ihn an Händen und Füssen, verdeckten ihm die Augen und erschossen ihn. Ich war bei ihm, als er starb. Eine der Kugeln traf mich am Bein. Die US-Armee entrichtete unserer Familie 1000 US-Dollar als Entschädigung für den Tod meines Bruders.”

Karima Naif Hassan:
“Ich arbeite als Arabisch-Lehrerin. Mein Mann Ziyd Kasam Sultan arbeitete für die Polizei in Mosul. Wir haben sechs Kinder. Am 13. März 2008 bekam er einen Telefonanruf von seinen Vorgesetzten: Angeblich seien einige Personen in Sahaji (westlich von Mosul) entführt worden. Die Mitteilung entpuppte sich als eine Falle. Mein Mann wurde von den eigenen Kollegen im Zuge eines Machtkampfs um Positionen bei den Polizeikräften von Mosul erschossen.”

Auf dem Wege zum Flughafen von Erbil erreichte uns die Nachricht, dass sich soeben ein Bombenanschlag in Hamdaniya ereignet hatte. Eine Autobombe war um 14.30 Uhr in der Nähe des Spitals losgegangen. Die Explosion tötete neun Menschen; bei den meisten handelte es sich um lokale Polizisten, die sich um das Fahrzeug versammelt hatten. Wir verpassten den Rückflug nach Zürich. Stattdessen reisten wir nach Hamdaniya, um bei unserer nächsten

Hilfsgüterverteilung persönlich anwesend zu sein (sie fand im gleichen Dorf statt, welches soeben Zielscheibe von Terroristen gewesen war).


Dienstag, 30. Juni 2009
Verteilung von CSI-Hilfsgütern im Dorf Hamdaniya. Der Anlass wurde durch Herrn Louis, Mitglied des dortigen Stadtrates, eröffnet. Wir führten Interviews mit Angehörigen von Terroropfern:

Sihan Salim Abulahad (rechts):
“Ich bin Sonntagsschullehrerin und Chorleiterin. Hier feiern wir unseren Sonntag am Freitag. Ich wurde von Predigten unserer Bischöfe Sako und Raho dazu ermutigt, mich selber auszubilden. Meine Familie war erschüttert, als sie erfuhr, dass Terroristen meinen Mann Naffa Bashir in Mosul getötet hatten. Er wollte am Morgen gerade seinen Laden öffnen, als sich ihm ein Fremder näherte und ihn erschoss. Wir haben drei Kinder. Unsere Verwandten, Nachbarn und Freunde hatten Angst davor, sich an seiner Beerdigung zu zeigen. So mussten meine drei Söhne den Sarg ihres Vaters selber tragen. Danach flohen wir nach Hamdaniya, ohne irgendwelche Habseligkeiten ausser den Kleidern, die wir trugen.”

Hanna Salem Yakob:
“Mein Mann Lyth Hekmat und ich heirateten 2002. Am 8. November 2004 wurde er von unbekannten Angreifern entführt. Er arbeitete als Wächter bei einer amerikanischen Firma. Seine Entführer riefen mich mit seinem Handy an und verlangten ein Lösegeld von fünf Millionen Dollar. Nachdem ich das Geld nicht aufgetrieben hatte, riefen mich die Entführer am 29. November 2004 ein zweites Mal an. Ich durfte mit meinem Mann wenige Minuten vor seiner Hinrichtung ein letztes Mal sprechen. Er sagte zu mir: ‚Ich liebe Dich, kümmere Dich gut um Shahad’ (heisst ‚Honig’). Shahad ist unsere einzige Tochter; sie ist 2003 geboren. Nach dieser letzten Mitteilung wurde die Kommunikation abgebrochen. Dann riefen die Entführer meine Schwiegermutter an. Sie arbeitete als Köchin für die gleiche amerikanische Firma wie mein Mann. Die Entführer verlangten von ihr 30’000 Dollar als Austausch für die Leiche meines Mannes. Wir glauben, es handelte sich um eine Falle, damit sie auch ihrer habhaft werden konnten. Stattdessen bot sich mein Vater an, den Entführern das Geld auszuhändigen, welches ich von Verwandten und Freunden auftreiben konnte. Er brach auf zusammen mit seinem Bruder. Schliesslich fanden sie die Leiche in der Nähe des Spitals von Mosul; sie war mit Zeitungen bedeckt worden. Sie sahen, dass der Kopf fehlte; er war vom Körper abgetrennt worden. Ein Unbekannter sagte ihnen, sie sollten nach dem Kopf auf einer nahe gelegenen Müllhalde suchen. Sie gingen dorthin, steckten den Kopf in einen Sack und kehrten zur Leiche zurück. Sie fühlten sich bedroht und wagten es nicht, die Überreste meines Mannes mit sich zu nehmen. Einheimische Streitkräfte wurden herbeigerufen, um ihnen dabei behilflich zu sein. Da niemand das Geld forderte, wurden die 30'000 U.S. Dollar an die Verwandten zurückgegeben.”

Linda Benjamin Hamokan:
“Mein Mann Firas Salim Micha verschwand spurlos am 14. September 2004 (vor der Geburt von Tochter Enass). Er transportierte Beton aus Zakho (nahe der türkischen Grenze) an die amerikanische KBR-Basis in Al Dijel (nördlich von Bagdad). Er fuhr zusammen mit Mofak Sabeh Paulos (Mofaks Ehefrau, Montaha Petrus Matti; sie war beim Interview anwesend).

Ich habe drei Kinder: Enass und die beiden Buben Marvin und Yousef (neun und sieben Jahre alt) sind hier bei mir. Sowohl ich als auch Montaha hoffen, dass unsere Ehemänner noch leben; doch weil sie vor fünf Jahren verschwunden sind, haben wir nur noch wenig Hoffnung. Wir sind in einer sehr schwierigen Lage, zumal die Amerikaner, die an der Basis stationiert waren, zu welcher mein Mann zu fahren pflegte, nicht bestätigten, dass er für sie gearbeitet hatte. Vom Besitzer des Lastwagens, der in El Kosh lebt, hörten wir, die Amerikaner hätten ihn für den Verlust seines Lasters entschädigt; doch wir selber erhielten nichts. Es gibt viele Gerüchte über mögliche Aufenthaltsorte unserer Ehemänner; einige Leute behaupten, sie seien im Gefängnis von Abu Ghraib gesehen worden. Ich selber will im Irak bleiben; doch Montaha hat vor, nach Syrien zu emigrieren, wo sie Verwandte hat (Montaha sagt uns, dass ihr Leben durch ihre Schwiegermutter und den Bruder ihres Mannes sehr erschwert wird). Bei einem Unfall im Haushalt vor drei Jahren erlitt meine Tochter Enass schwere Verbrennungen durch kochendes Wasser. Ich lebe zusammen mit der Familie meines Mannes und weiss kaum noch, wie ich durchkommen soll.”

Nasira Yousef Paulos (rechts)
“Mein Mann Mayasar Rafou Azou schloss seine Studien an der Übersetzungsabteilung der Kunstakademie in Mosul ab. Nach der US-Invasion arbeitete er als Übersetzer bei der US-Militärbasis in Mosul. Er und vier Kollegen wurden von Terroristen am 23. Februar 2004 entführt. Sie waren gerade mit dem Auto von Hamdaniya nach Mosul unterwegs. Mayasar und zwei seiner Kollegen wurden getötet, als die Terroristen mit ihrem Fahrzeug anrückten und das Feuer eröffneten. Zwei andere Kollegen überlebten. Die Ermordeten waren die ersten Terroropfer aus Hamdaniya seit Saddams Sturz. Die Überlebenden berichteten, die Angreifer seien bärtige Typen gewesen, vermutlich Al-Kaida-Mitglieder. Mein Mann arbeitete nicht nur für die US-Basis, sondern leitete auch amerikanische Wiederaufbaubemühungen in unseren Dörfern und Kleinstädten hier in der Ninive-Ebene. Er war sehr bekannt dafür, dass er aktiv um US-Unterstützung für Kirchenbau-Projekte, den Bau von Schulen, Strassenerneuerungs-Arbeiten und andere Projekte in Hamdaniya warb. Er scheint den ‚Fehler’ begangen zu haben, das Leben unseres Volkes mit Hilfe der Amerikaner verbessern zu wollen. Er vermittelte den Leuten in Hamdaniya Englisch-Kenntnisse und gab Abendunterricht in der Kirche. Zu der Zeit realisierte niemand, dass derartige Bemühungen Todesfolgen haben könnten. Fünf Monate nach dem Tod meines Mannes musste ich eine weitere Tragödie in unserer Familie erleben. Mein 12-jähriger Sohn Hadil wurde von einem Verwandten meines Mannes getötet. Er wurde zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt und ist noch immer inhaftiert. Jetzt lebe ich nur noch für meine vier verbliebenen Kinder. Meine älteste Tochter ist 19, mein Sohn Savio ist 18, die anderen Mädchen sind 15 und 6 Jahre alt. Ich war im siebten Monat schwanger, als mein Mann getötet wurde. Seit dem Verlust meines Mannes trage ich Schwarz. Am Hochzeitstag meines Sohnes Savio werde ich meine dunklen Kleider gegen hellere austauschen.”

Am Nachmittag suchten wir den Ort auf, in dem sich der gestrige Bombenanschlag ereignet hatte, und besuchten Rami Quiryo Hanna, einen der Überlebenden, im örtlichen Spital in Hamdaniya. Ramis Schwester Raida war an seinem Bett. Rami hatte das Fahrzeug bemerkt, welches auf dem unter seiner Kontrolle stehenden Parkplatz in der Nähe des Spitals stand. Er hatte den Eindruck, dass die drei Fahrer sich verdächtig verhielten, und rief die Polizei an. Unglücklicherweise versammelten sich sieben Menschen rings um das Fahrzeug, ohne im Geringsten zu ahnen, dass sich innerhalb des Fahrzeugs eine Bombe befand, die dann losging. Ein in der Nähe spielendes Kind wurde ebenfalls getötet.

Verteilung von CSI-Hilfsgütern in Bartulla. Dabei interviewten wir einige Angehörige von Terroropfern:


Eman Isac Hanna (rechts), Frau des verstorbenen Dr. Raad Oghestian Kiryakos, ein berühmter Ohren-, Nasen- und Halsspezialist, Chirurg und Professor in der Stadt Ramadi (Provinz Anbar an der jordanischen Grenze; für US-Truppen ist es am gefährlichsten, sich in der Provinz Anbar aufzuhalten):
“Mein Mann erhielt Drohbriefe. Sie wurden unter der Eingangstüre hineingeschoben. Zwei seiner ärztlichen Mitarbeiter erhielten je eine CD, auf der schreckliche Folterszenen zu sehen waren. Die CDs sollten die Ärzte in Schrecken versetzen. Mein Mann wurde am Abend des 8. Dezember 2004 ermordet. Ich war damals gerade in Bartulla. Nach dem, was ich erfahren habe, drangen die beiden Mörder in seine Klinik ein und fragten: ‚Wo ist der christliche Arzt?’ Dann vertrieben sie Patienten aus dem Wartesaal und schossen auf meinen Mann. Eine Kugel durchdrang eine Hauptarterie seines linken Beins, was zu massivem Blutverlust führte. Am gleichen Abend wurde er operiert; doch direkt nach Mitternacht erlitt er einen fatalen Schlaganfall. Mein Mann hatte in einem Haus gewohnt, das ihm von der irakischen Regierung zur Verfügung gestellt worden war. Vierzig Tage nach seinem Tod reiste ich nach Ramadi, um seine Habseligkeiten abzuholen. Die Nachbarn meines Mannes sagten mir, dass seine Mörder nicht aus Ramadi stammten. Nach ihrem Akzent könnten sie Iraner und Syrer gewesen sein. Wir haben zwei Kinder, Marvin und Rayan (zwölf und neun Jahre alt).”


Verteilung von CSI-Hilfsgütern in Keramlesh am Abend, Interviews mit Angehörigen von Terroropfern:

Witwe Senna William:
“Mein Mann Siad Kamal Boutros hatte einen Laden für Ersatzteile in Mosul, er war behindert. Am 6. Oktober 2008 wurde er getötet (er war einer der 13 Christen, die zur Zeit der grossen Krise in Mosul, die zur Flucht von rund 13'000 Christen geführt hatte, ermordet worden waren). Der Mord geschah im Distrikt Al-Sennaa in Mosul, mein Mann befand sich im Auto. Zwei andere junge Männer im gleichen Wagen fanden ebenfalls den Tod. Wir wohnten in Bakir, Mosul. Ich werde nicht zurückkehren. Ich habe meinen Mann verloren, jetzt lebe ich mit meiner Mutter Gurjea Shamoun in Keramlesh. Wir hatten keine Kinder.”



Elham Yakoun Isa, eine Witwe mit zehn Kindern: “Mein Mann Abdulkarim Hormis wurde am 17. Mai 2006 getötet. Er arbeitete als Taxichauffeur. Er verliess am Morgen jenes Tages unser Haus und fuhr in das Nachbardorf Hamdaniya. Er nahm zwei Polizeioffiziere als Passagiere mit, wusste aber nicht, dass diese von Terroristen bedroht worden waren. Sie verliessen Hamdaniya in Richtung Mosul. Die Terroristen verfolgten vermutlich sein Taxi: Bevor mein Mann und die Offiziere Mosul erreichten, versperrten ihnen zwei Autos die Weiterfahrt. Eine US-Armeepatrouille, die zufälligerweise vorbeifuhr, begann auf die Terroristen zu schiessen. Mein Mann verlor während des Feuerwechsels sein Leben. Jemand rief mich mit seinem Handy an, um mir die Nachricht mitzuteilen.”


In Keramlesh besuchten wir Azis Mattigulli und Gurjia Suleyman (Foto rechts), die Eltern des Priesters Ragheed Ganni, der am 3. Juni 2007 in Mosul getötet worden war. Ihre Tochter Raghad und die beiden Söhne Firas und Salah wohnen noch immer in Keramlesh. Doch Ghada und Enass, die beiden anderen Töchter von Azis und Gurjia, haben den Irak verlassen. Sie sind nach Australien gezogen und leben jetzt dort mit ihren Familien.

Mittwoch, 1. Juli 2009
Autofahrt von Hamdaniya nach Erbil
Rückflug von Erbil nach Zürich via Wien (Austrian Air).


John Eibner und Gunnar Wiebalck
7. Juli 2009


Christian Solidarity International

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Valpichlerstraße 82 a
80686 München
www.csi-de.de

www.irakhilfe.org
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Vor 30 Jahren gingen in der Schweiz 15?000 Christen auf die Straße.
Anlass dazu
gab ihnen ein Baptist aus der damaligen Sowjetunion, der wegen seines Glaubens
mehrfach inhaftiert worden war. Mit Gottesdiensten und Schweigemärschen
demonstrierten sie in Zürich und Bern für all die Menschen, die wegen ihrer
religiösen Überzeugung unterdrückt wurden. Die Spenden, die für die Deckung
ihrer Unkosten zusammenkamen, überstiegen bei weitem den Bedarf, so dass der
Zürcher Pfarrer Hansjürg Stückelberger am 15. April 1977 CSI gründete.



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Datum: 03.09.2009 - 18:15 Uhr
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