Kinder fürs Leben stärken - Psychologin gibt Eltern und Großeltern Tipps (FOTO)
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(ots) -
Von "Mama, ich will nur mit Dir einschlafen" bis "Nein, ich ziehe
die Schuhe alleine an": Im Kindergartenalter wechseln sich der
kindliche Wunsch nach Nähe und Unterstützung, aber auch nach
Selbständigkeit permanent ab. Für Eltern und Großeltern ist es eine
besondere Herausforderung, den unterschiedlichen Grundbedürfnissen
der Kinder nachzukommen und bei Ängsten und Wutanfällen möglichst
"richtig" zu agieren.
Wie sich gute Beziehungen aufbauen und pflegen lassen, wie man
sinnvoll Grenzen setzt ohne die Beziehung zum Kind zu gefährden und
wie der Nachwuchs lebenslang von feinfühligem Verhalten profitieren
kann, zeigte Diplom-Psychologin Dr. Julia Berkic vom Staatsinstitut
für Frühpädagogik bei einem Informationsabend der Krankenkasse BKK
Mobil Oil in München auf. Die Veranstaltung unter dem Titel
"Feinfühligkeit und Bindung im Kindergartenalter" war aufgrund
zahlreicher Nachfragen von Eltern zustande gekommen. Vertrauensvolle,
sichere Bindungen als Voraussetzung für seelische Gesundheit. Was
brauchen Kinder für ihre seelische Gesundheit? "Vertrauensvolle,
sichere Bindungen. Sie machen Kinder stark und ermöglichen ihnen,
positiv durchs Leben zu gehen und ihre Potentiale zu entfalten", weiß
Dr. Berkic. Die seelische Fitness der Kinder lasse sich trainieren,
so die wissenschaftliche Referentin.
Zwei Verhaltenssysteme verstehen und "die Wippe ernst nehmen"
Entscheidend für die psychische Entwicklung der Kinder seien vor
allem das Bindungs- und das Explorationsverhaltenssystem.
Bindungsverhalten ziele darauf ab, die Nähe einer bevorzugten Person
zu suchen, um dort Sicherheit zu finden. Eine sichere Bindung fördere
in jedem Alter auch die Unabhängigkeit des Kindes. "Nur, wenn das
Kind sich sicher und ernst genommen fühlt, kann es seine Umgebung
angstfrei erkunden und Selbstständigkeit entwickeln", so Dr. Berkic.
Solange bei einem Kind Wohlbefinden vorherrsche, könne das
Explorationsverhaltenssystem wirksam sein - Kinder erkunden die
Umwelt und probieren Neues aus. Bei innerem oder äußerem Stress oder
Überforderung - etwa Krankheit, Müdigkeit, Angst - werde dagegen das
Bindungsverhaltenssystem eingeschaltet. Dieses sichere, steuere und
reguliere die Nähe zwischen dem Kind und einer Bindungsperson.
Beide Systeme seien wie eine Wippe miteinander verbunden -
"arbeiten abwechselnd, nie gleichzeitig: Ein Kind, das belastet ist,
wird nicht die Welt erkunden, bevor es durch eine vertraute Person
wieder Sicherheit erfahren hat. Wenn also ein Kind hingefallen ist
und sich wehgetan hat, hilft kein Spiel zur Ablenkung. Es möchte
zunächst getröstet werden."
"Bindung erfüllt immer eine Doppelfunktion", weiß Dr. Berkic:
Einerseits das Trösten bei Überforderung, andererseits die
Unterstützung des Erkundungsdranges und des Bedürfnisses, Neues zu
lernen." Eltern sollten eine "sichere Basis" und ein "sicherer Hafen"
sein. Damit Kinder sich gut entwickeln können, benötigen sie die
Freiheit und das Vertrauen, sich von der Bindungsperson wegzubewegen
und die Welt zu erkunden - aber auch die Sicherheit, bei Bedarf
jederzeit zur Bindungsperson kommen zu können, um Schutz,
Geborgenheit, Ermutigung und Trost zu erfahren.
Intensive Gefühle regulieren
Wut, Frustration, Überforderung und Angst vor Neuem: Eltern und
Großeltern von Kindergartenkindern sind immer wieder mit intensiven
Gefühlen konfrontiert. Nicht wenige stoßen regelmäßig an ihre
Grenzen, wenn beispielsweise Kinder aus für Erwachsene unbedeutenden
Gründen einen Wutanfall bekommen - etwa, wenn im Supermarkt keine
Süßigkeiten gekauft werden oder morgens beim Ankommen im Kindergarten
ein Hausschuh verschwunden ist. "Das Gehirn von Kindergartenkindern
ist noch nicht fähig, intensive Gefühle alleine zu regulieren", weiß
Dr. Berkic. "Dafür benötigen Kinder viel Zeit und Übung und vor allem
die verlässliche und feinfühlige Unterstützung der
Betreuungspersonen."
Tipps der Expertin
- Was fühlst Du? Helfen Sie dem Kind, seine Gefühle und
Bedürfnisse zu verstehen und in Worte zu fassen.
- Es ist ok, was Du fühlst! Nehmen Sie die Gefühle des Kindes
ernst. Vermeiden Sie, die Gefühle zu bewerten oder
herunterzuspielen. Unterstützen Sie das Kind aktiv dabei, die
Gefühle zu bewältigen. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit
negativen Gefühlen.
- Ich fühle mit Dir - aber ich bleibe bei mir! Stellen Sie eine
Verbindung zum Gefühlsleben des Kindes her, aber heben Sie nicht
die Grenze zwischen Ihnen und dem Kind auf. Das Kind muss
spüren, dass Sie seine Verzweiflung ernst nehmen, aber
gleichzeitig nicht selbst auch anfangen zu verzweifeln. Trauen
Sie dem Kind zu, dass es die Gefühle mit Ihrer Unterstützung
aushalten und bewältigen kann.
- Ich nehme alles ernst, aber nicht alles geht! Die Gefühle des
Kindes ernst zu nehmen, bedeutet nicht, jedes Verhalten des
Kindes zu akzeptieren - etwa, wenn das Kindergartenkind
eifersüchtig auf das kleine Geschwisterkind reagiert.
- Jeder Mensch hat seine eigenen Gefühle! Bleiben Sie authentisch
und zeigen Sie auch Ihre eigenen Gefühle in einer, dem Alter und
Entwicklungstand des Kindes, angemessenen Weise.
Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis
Eltern müssen nicht jeden Wunsch erfüllen - Kinder müssen auch den
Umgang mit Frustrationen sowie Kompromissen erlernen." Wichtig sei,
Drohungen, Strafen, aber auch Belohnungen für
Selbstverständlichkeiten zu vermeiden und klar zu kommunizieren, was
vom Kind erwartet wird. Das verschaffe Orientierung.
Seit den 70-er Jahren wurden viele hundert Babys und deren
Familien untersucht - ab der Geburt bis ins dritte Lebensjahrzehnt.
Sicher gebundene Kinder zeigten im Kindergarten mehr Kompetenz im
Umgang mit anderen Kindern und waren sehr viel konzentrierter beim
Spiel. Sie kamen in Stress- und Konfliktsituationen besser zurecht.
Bei ihnen wurde weniger aggressives Verhalten gegenüber anderen
Kindern und weniger emotionale Abhängigkeit von den Erzieherinnen
beobachtet. Als Jugendliche und Erwachsene zeichnen sich sicher
gebundene Kinder durch eine hohe soziale Kompetenz,
beziehungsorientiertes Verhalten sowie bessere Freundschafts- und
Liebesbeziehungen aus.
Bildung durch Bindung
Dr. Berkic: "Grundlegende Kompetenzen wie Konzentrationsfähigkeit,
Empathiefähigkeit oder Frustrationstoleranz werden immer in Beziehung
gelernt. Das feinfühlige Fürsorgeverhalten der Eltern bildet die
wichtigste Voraussetzung für die seelische Gesundheit von Kindern
sowie für den schulischen Erfolg." Die Diplom-Psychologin weiter:
"Lernen funktioniert über Bindung, nicht über Vorschulhefte. Die
Qualität der Eltern-Kind-Beziehung ist ausschlaggebend für das
Interesse und die Motivation zu lernen."
Mehr Themen rund um das gesunde Heranwachsen von Kindern finden
Eltern auch in der Rubrik "Kinderwelt" auf der Website der BKK Mobil
Oil:
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Datum: 19.06.2018 - 10:30 Uhr
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