Börsen-Zeitung: Knall mit Kalkül / Kommentar von Stefan Paravicini zur Verschärfung des Handelskonflikts
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US-Regierung mit Zöllen auf Solarpanels und Waschmaschinen dem
wichtigsten Handelspartner China einen Schuss vor den Bug gesetzt
hat. Jetzt ist der Kanonendonner auch an den Finanzmärkten nicht
mehr zu überhören. Denn US-Präsident Donald Trump hat mit lautem
Knall angekündigt, den gerade vorgestellten Zöllen auf Importe aus
China im Volumen von 50 Mrd. Dollar weitere Zölle über 200 Mrd.
Dollar folgen zu lassen, sollte Peking zu den in Aussicht gestellten
Vergeltungsmaßnahmen greifen.
Der US-Handelsbeauftragte hat bereits den Auftrag erhalten, eine
erweiterte Liste mit Produkten aus China zusammenzustellen, um die
von Trump ausgesprochene Drohung umsetzen zu können, sobald auf die
für den 6. Juli geplante Einführung der ersten Tranche von US-Zöllen
die erwartete Reaktion aus Peking folgt. Für den Fall, dass China
danach wieder Kontra gibt, hat der US-Präsident bereits weitere Zölle
angekündigt. Am Ende der Eskalationsspirale würden Importe über 450
Mrd. Dollar mit Zöllen belegt.
Trumps Kalkül ist einfach: Wer ein Handelsdefizit von mehr als
350 Mrd. Dollar mit China ausweise, könne einen Handelskrieg mit
China nicht verlieren, wiederholt er seit Monaten bei fast jeder
Gelegenheit. Tatsächlich wird Peking bald Schwierigkeiten bekommen,
US-Zölle mit gleicher Münze heimzuzahlen, da die Volksrepublik
zuletzt Waren für rund 130 Mrd. Dollar aus den USA importiert hat.
Doch die Zentralregierung kann etwa US-Konzernen das Leben
schwermachen, die in China über Assets von gut 600 Mrd. Dollar
verfügen. Schließlich hat China geopolitische Trümpfe wie seinen
Einfluss auf Nordkorea im Ärmel, die Staatschef Xi Jinping ausspielen
könnte.
Eine Rechnung geht nicht allein deshalb auf, weil sie einfach ist.
So ist auch Trump selbst im Handelskonflikt verwundbar. Die
nächste Eskalationsstufe dürfte vielen US-Wählern bereits ans
Portemonnaie gehen, wenn sie für Konsumgüter aus China höhere Preise
bezahlen und in der US-Landwirtschaft Jobs verloren gehen sollten.
Die Börsen zeigen an, wer den Sieg in einem eskalierenden
Handelsstreit davonträgt: keiner. Für die US-Kongresswahlen im
November muss das nicht gelten, vor allem wenn sich Trump auch in
der Immigrationspolitik verkalkulieren sollte. Der landesweite
Aufschrei wegen Bildern von weinenden Kindern illegaler Einwanderer,
die an der US-Grenze auf Geheiß der Regierung von ihren Eltern
getrennt werden, übertönt in den USA derzeit jeden Kanonendonner.
(Börsen-Zeitung, 20.06.2018)
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Datum: 19.06.2018 - 20:40 Uhr
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