Lungenärzte streiten über Dieselabgase - Kritiker bezweifeln Gesundheitsgefahr durch Stickstoffdio

Lungenärzte streiten über Dieselabgase - Kritiker bezweifeln Gesundheitsgefahr durch Stickstoffdioxid

ID: 1689529
(ots) - In der Ärzteschaft wächst die Kritik an den
Grenzwerten für Stickstoffdioxid und Feinstaub - und damit an den
bundesweit drohenden Fahrverboten für ältere Dieselfahrzeuge. Mehr
als 100 deutsche Lungenfachärzte haben ein Positionspapier
unterzeichnet, das die Gesundheitsgefahr durch Stickstoffdioxid (NO2)
anzweifelt und eine Überprüfung der Grenzwerte fordert. In der
schriftlichen Stellungnahme, die dem NDR vorliegt, bezeichnet der
ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP),
Prof. Dieter Köhler, einen Großteil der vorhandenen Studien zu
Gesundheitsgefahren durch Dieselabgase als methodisch fragwürdig.

Damit wendet sich Köhler gegen die bisherige Position des
aktuellen Vorstands der DGP. Dieser hatte Anfang Dezember ausführlich
auf Gesundheitsrisiken durch NO2 aufmerksam hingewiesen und sich
dabei die Studienergebnisse des renommierten Münchner
Helmholtz-Instituts für Umweltmedizin zu Eigen gemacht. Die Münchner
Forscher sehen erhebliche Gesundheitsgefahren durch Stickstoffdioxid
auch schon in niedrigen Konzentrationen wie dem derzeit gültigen
Grenzwert für NO2 von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft im
Jahresmittel. Sie haben die Krankheitslasten der Stadtbevölkerung mit
denen von Menschen auf dem Land verglichen und die Unterschiede dem
NO2-Ausstoß von Dieselfahrzeugen angelastet. Für Prof. Köhler sind
diese Unterschiede aber eher auf andere Faktoren wie
unterschiedlichen Alkoholkonsum, Sport oder Rauchen zurückzuführen.
"Man macht aus einer zufälligen Korrelation eine Kausalität, für die
es keine Begründung gibt. Im Gegenteil: Man kann das sogar sehr gut
widerlegen."

Köhlers Kritik an dieser Position und die inzwischen eingegangenen
mehr als 100 Unterschriften werden am Mittwoch, 23. Januar, in einer
gemeinsamen Erklärung von der DGP, der Deutschen Lungenstiftung und


dem Verband Pneumologischer Kliniken verbreitet. Der amtierende
Präsident der DGP, der Hamburger Lungenfacharzt Prof. Klaus Rabe,
will damit auf die Kritiker im eigenen Verband zugehen und eine
sachliche Debatte über die wissenschaftlichen Grundlagen der derzeit
geltenden gesetzlichen Grenzwerte ermöglichen. Rabe räumte gegenüber
dem NDR ein, dass die Zahl der Kritiker deutlich größer sei als
zunächst angenommen. Insgesamt hat die DGP rund 4000 Mitglieder.

Der Konflikt im Fachverband der Lungenärzte hat große Bedeutung
für die derzeit laufende Diskussion um Fahrverbote für ältere
Dieselfahrzeuge. Der aktuell gültige gesetzliche Grenzwert wird in
vielen deutschen Städten überschritten, zahlreiche
Verwaltungsgerichte haben daraufhin Fahrverbote für Diesel-PKW
verhängt. Die Kritiker halten das für unverhältnismäßig. In Kraft
getreten ist ein solches Verbot für Diesel ab Euro-Norm 4 zuletzt am
1. Januar 2019 für die gesamte Umweltzone in Stuttgart. Der Chefarzt
der dortigen Lungenklinik im Krankenhaus zum Roten Kreuz, Prof.
Martin Hetzel, teilt die Kritik von Köhler: "Es gibt keine Feinstaub-
oder NO2-Erkrankung der Lunge oder des Herzens, die man im
Krankenhaus antrifft. Es gibt auch keinen einzigen Toten, der kausal
auf Feinstaub oder NO2 zurückzuführen wäre. Das ist unseriöser,
ideologiegeleiteter Populismus."

Köhler und Hetzel bezweifeln auch die Zahlen über Tausende
vorzeitiger Todesfälle auf Grund von NO2, die das Umweltbundesamt mit
Verweis auf die Studien des Helmholtz-Instituts verbreitet hat.
Gegenüber dem NDR sagte Prof. Dieter Köhler: "Das Dilemma ist hier,
dass die Datenlage das nicht hergibt. Der jetzige Grenzwert NO2 ist
völlig ungefährlich. Er produziert keinen einzigen Toten." Für Prof.
Hetzel sind die Berechnungen des Helmholtz-Instituts konstruierte
mathematische Modelle, die mit der Realität nichts zu tun haben: "Es
ist einfach nicht plausibel, dass diese geringen Konzentrationen von
NO2 und Feinstaub die Gesundheitsschäden und die Todesfälle
verursachen sollen, die derzeit publiziert werden."

Die Kritiker um Köhler fordern die Bundesregierung auf, den
derzeitigen Grenzwert für Stickstoffdioxid einer erneuten Überprüfung
zu unterziehen. Der Wert basiert auf einer Empfehlung der
Weltgesundheitsorganisation. Andere Länder wie zum Beispiel die USA
sind dieser Empfehlung nicht gefolgt, weil sie die wissenschaftliche
Basis für unzureichend hielten. In fast allen Bundesstaaten der USA
gilt mit 103 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter ein wesentlich höherer
Jahresmittelwert. Mit diesem Wert gäbe es in Deutschland keine
Fahrverbote für Diesel-PKW.



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Datum: 23.01.2019 - 00:05 Uhr
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