NABU und DUH entlarven falsche Umweltversprechen des chemischen Recyclings / Umweltvorteile können nicht nachgewiesen werden - Miller: Abfallvermeidung, Mehrweg und werkstoffliches Recycling stärken
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Chemische Recyclingtechniken sind mit einem enormen Energiebedarf verbunden, da Kunststoffe unter hohen Temperaturen in ihre Bausteine zerlegt und dann unter erneutem Energieaufwand wieder zusammengesetzt werden müssen. Zudem entstehen beim Recyclingprozess giftige Chemikalien, die in aufwändigen Aufbereitungsprozessen wieder entfernt werden müssen und als gefährliche Abfälle zurückbleiben. Diese wichtigen Umweltaspekte wurden in bisherigen Ökobilanzen nur ungenügend berücksichtigt.
"Das mechanische Recycling ist nachweislich umweltfreundlicher als das chemische Recycling. Die Politik darf sich von intransparenten und tendenziösen Ökobilanzen nicht täuschen lassen. Initiativen sollten sich auf Recyclingfähigkeit, Sortier- und werkstoffliche Recyclingtechnologien konzentrieren. In diesen Bereichen gibt es einen enormen Handlungsbedarf. Das chemische Recycling wäre eine Sackgasse, die wichtige Mittel für andere umweltfreundlichere Technologien vergeuden würde", kritisiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Das chemische Recycling wird zunehmend als Alternative zu nachweislich umweltfreundlicheren werkstofflichen Recyclingverfahren betont. Unternehmen wie BASF, Südpack und Borealis haben sich im Projekt "Chemcycling" zusammengeschlossen, um das chemische Recycling in Deutschland voranzubringen. Dabei wird mit der Umweltfreundlichkeit der Verfahren geworben, obwohl diese bisher nicht nachgewiesen sind.
"Die Versprechen der Industrie zur Umweltfreundlichkeit des chemischen Recyclings entbehren jeder Grundlage. Diese unausgereifte Technologie ist hochriskant und hat massive Umweltauswirkungen. Um die Probleme durch Kunststoffabfälle in den Griff zu bekommen, sind viele Lösungsansätze bereits vorhanden - sie müssen nur umgesetzt werden. So gibt es ein großes Potential mehr Verpackungen als bisher zu recyceln, indem sie recyclingfähig gestaltet werden. Auch sollten durch die Förderung von Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Öko-Design Abfallmengen insgesamt reduziert werden. Das chemische Recycling darf wichtige Investitionen und Entwicklungen in diese Richtung keinesfalls behindern", sagt die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH, Barbara Metz.
Nach eigenen Angaben der Chemieindustrie geht bei den bislang angewendeten chemischen Recyclingprozessen die Hälfte des eingesetzten Materials verloren. Zudem ist unklar, ob Kunststoffhersteller mit hohen Anteilen an chemisch recyceltem Material überhaupt umgehen können und ob sich dies nicht sogar negativ auf die Materialqualität auswirkt.
Hintergrund
Als chemisches Recycling werden Verfahren zusammengefasst, bei denen Altkunststoffe in ihre Grundbausteine zerlegt werden, die dann als Rohstoffe zur Herstellung von neuen Kunststoffen oder anderen Materialien dienen. Im Gegensatz zum sogenannten mechanischen Recycling findet dabei eine chemische Veränderung des Materials statt. Das chemische Recycling verspricht, aus bisher nicht recycelbaren Kunststoffabfällen neuwertige Kunststoffe herzustellen, die sogar im Lebensmittelbereich eingesetzt werden können. Zur technischen Umsetzbarkeit und Umweltrisiken dieser Technologie liegen bisher aber noch keine ausreichenden Informationen vor. Das chemische Recycling wird in Deutschland bisher nicht in großindustriellem Maßstab angewendet
Studie "Understanding the Environmental Impacts of Chemical Recycling - Ten concerns with existing life cycle assessments"
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Datum: 18.12.2020 - 13:45 Uhr
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