Pandemie traf Mütter psychisch härter als Väter
ID: 1924789
Während vor der Pandemie 29 Prozent der Mütter in Beziehung und 21 Prozent der alleinerziehenden Mütter angaben, sich manchmal oder häufiger niedergeschlagen und hoffnungslos zu fühlen, waren es in der Pandemie 64 Prozent der Mütter in Beziehungen und 74 Prozent der Single-Mütter. Zum Vergleich: Bei Vätern stieg der Anteil derjenigen mit depressiven Verstimmungen von 33 Prozent auf 48 Prozent.
Dass Mütter in der Pandemie deutlich mehr leiden, überrascht auf den ersten Blick. Denn zugleich war die Mehrarbeit wie zum Beispiel durch Schul- und Kita-Schließungen vergleichsweise fair zwischen den Geschlechtern verteilt. Mütter mit Partner übernahmen im Schnitt etwa drei Stunden mehr Sorgearbeit und kümmerten sich um Kinder und den Haushalt. Väter mit Partnerin investierten in etwa zweieinhalb Stunden mehr an sogenannter Care-Arbeit.
Der entscheidende Punkt ist aber nach Meinung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, wie viel Care-Arbeit Mütter und Väter jeweils vor der Pandemie leisteten. Während Väter vor der Corona-Krise in etwa drei Stunden Care-Arbeit pro Tag übernahmen, waren es bei Frauen sechs bis sieben Stunden. Bei Müttern mit Partner erhöhte sich so die Sorgearbeit in der Pandemie von gut sieben auf mehr als zehn Stunden pro Tag. Dies führte nach Einschätzung der Sozialpsychologin Theresa Entringer vom DIW zu mehr Erschöpfung und Überforderung. "Wenn ich die achte, neunte oder zehnte Stunde den Haushalt schmeiße, ist das nicht dasselbe, wie wenn ich fünf bis sechs Stunden mithelfe statt zwei oder drei Stunden", so Entringer.
Entringer fordert darum, das Psychotherapieangebot speziell für Frauen auszubauen. Für einen klar begrenzten Zeitraum sollten auch Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die keine Kassenzulassung haben, ihre Dienste bei Krankenkassen regulär abrechnen dürfen. Entringer und andere Forscherinnen warnen zudem ausdrücklich davor, dass für die Schulen und Kitas im Herbst und Winter andere Lösungen als Homeschooling gefunden werden müssten als letztes Jahr. Sonst drohe einer ganzen Generation von Müttern der Burnout.
Die Datenanalyse als interaktive Story auf rbb24.de:
Wie hat sich die Pandemie auf Familien ausgewirkt? In einer interaktiven Story können Sie sich auf rbb24.de durch die unterschiedlichen Alltage von Müttern und Vätern klicken und durchleben, wo genau die Zusatzbelastungen lagen - und was das mit den Eltern macht.
Link am 08.09. ab 6 Uhr aktiv:
https://ots.de/FajpPr
Pressekontakt:
Rundfunk Berlin-Brandenburg
Redaktion rbb24
Tel.: +49 (0)30 97993-37950
Fax: +49 (0)30 97993-37909
internet@rbb-online.de
Ihr Rundfunkbeitrag für gutes Programm.
Original-Content von: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg, übermittelt durch news aktuell
Weitere Infos zu dieser Pressemeldung:
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 08.09.2021 - 06:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1924789
Anzahl Zeichen: 3310
Kontakt-Informationen:
Stadt:
Berlin
Kategorie:
Gesundheitswesen - Medizin
Diese Pressemitteilung wurde bisher 739 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Pandemie traf Mütter psychisch härter als Väter"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).