ESCCAP-Service: Studienzusammenfassung: Was gibt es Neues zu Wurminfektionen und Koliken beim Pferd?

ESCCAP-Service: Studienzusammenfassung: Was gibt es Neues zu Wurminfektionen und Koliken beim Pferd?

ID: 2001495

Dass der Befall mit gastrointestinalen Parasiten wie Strongyliden, Askariden und Bandwürmern
bei Pferden Koliken verursachen kann, ist im veterinärmedizinischen Feld bekannt. Wie relevant
dieser Zusammenhang jedoch angesichts jahrzehntelanger routinemäßiger Behandlung mit
Anthelminthika gegenwärtig tatsächlich ist, dieser Frage sind Forschende in einer aktuellen
Studie nachgegangen.



(firmenpresse) - Strongylus vulgaris, Parascaris spp. & Anoplocephala perfoliata
Zu den wichtigsten gastrointestinalen Parasiten beim Pferd zählen Strongylus vulgaris (große
Strongyliden), die Spulwürmer Parascaris spp. sowie Bandwürmer wie Anoplocephala
perfoliata. Diese Wurmarten parasitieren bei Pferden im Dünn- und Dickdarm und können
mitunter Krankheitszeichen wie Durchfall, Abmagerung sowie Koliken verursachen. Von
besonderem Interesse war in der Vergangenheit S. vulgaris, da dieser durch das klinische
Syndrom der thrombotisch-embolischen Kolik als „Pferdekiller“ galt. Verursacht wird diese Kolik
durch S. vulgaris-Larven, die in den Endothelien der den Dickdarm versorgenden Arterien bis
zur Arteria mesenterica cranialis sowie Aorta wandern (Abb. 1).

Prospektive Fall-Kontroll-Studie von 620 adulten Pferden
Auf Infektionen hinsichtlich eben dieser drei Parasiten – S. vulgaris, Parascaris spp. und
A. perfoliata – wurden im Rahmen der prospektiven Fall-Kontroll-Studie 620 adulte Pferde
untersucht, um den Zusammenhang zwischen Kolik und Wurminfektion zu analysieren. Die eine
Hälfte der Pferdeklinik-Patienten war wegen einer Kolik aufgenommen worden, die andere
Hälfte wegen einer nicht-intestinalen Erkrankung.
Für jedes Pferd erhoben die StudienautorInnen klinische, serologische sowie kopromikroskopische Daten. Ergänzt wurden diese durch Informationen zur Anamnese, die frühere anthelmintische Behandlungen und Haltungsbedingungen umfassten.

Kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen Infektionsbefund und Kolik
Wie in jüngeren Studien aus Skandinavien ergab auch die hier hervorgehobene Untersuchung
keinen statistisch belegten Zusammenhang zwischen einem positiven S. vulgaris-Nachweis und
einem erhöhten allgemeinen Kolikrisiko. Hier bleibt es Gegenstand aktueller Untersuchungen
zu klären, ob eventuell lediglich bestimmte Kolikausprägungen, vor allem nicht-strangulierende


Darminfarkte, bei S. vulgaris-Infektionen entstehen. Jüngere Studien legten zudem nahe, dass
eine S. vulgaris-Infektion eher im Zusammenhang mit anderen Krankheitserscheinungen, wie
z. B. einer Bauchfellentzündung, stehen. Unter den 620 untersuchten Pferden wurde nur jeweils
bei lediglich fünf eine Bandwurm- bzw. Spulwurmeiausscheidung festgestellt.

Unerwartet hohe S. vulgaris-Seroprävalenz
Im Rahmen der kopro-mikroskopischen Untersuchung (FLOTAC-basiert) zeigte sich für Magen-Darm-Strongyliden mit 41,8 % die höchste Infektionsrate, bei A. perfoliata und Parascaris spp.
lag sie hingegen bei jeweils 0,8 %. Signifikante Unterschiede in Bezug auf die einzelnen
Studiengruppen (Aufnahme wegen Kolik/Aufnahme ohne Kolik bzw. gastrointestinaler
Erkrankung) zeigten sich nicht.
Mittels Echtzeit-PCR wurde eine DNA-Prävalenz von 1,1 % für S. vulgaris festgestellt. Unter ELISAVerwendung ergaben sich deutlich höhere Seroprävalenzen von S. vulgaris (32,3 %) und A.
perfoliata (10,7 %).
Wobei bemerkenswert war, dass bei keinem dieser Ergebnisse ein Zusammenhang zu Koliken
festgestellt werden konnte. Jedoch zeigte sich ein 1,8-fach erhöhtes Risiko für die Ausscheidung
von Strongylideneiern bei einer S. vulgaris-Seropositivität.

Erhöhtes Kolik-Risiko & Zeitspanne der zurückliegenden Entwurmung
Bezüglich des Auftretens von Koliken konnten die StudienautorInnen einen Zusammenhang zur
Zeitspanne der zurückliegenden Anthelminthika-Behandlung beobachten. Pferde, die in der
vorangegangenen Woche ein Anthelminthikum erhalten hatten, wiesen ein 2,4-fach höheres
Risiko für Anzeichen von Koliken auf als Tiere, die mindestens acht Wochen zuvor behandelt
worden waren. Bemerkenswert war zudem, dass Ponys deutlich seltener von Koliken betroffen
waren als Warmblüter.

Fazit: Relevanz der Bekämpfung von Wurminfektionen
Zusammenfassend hielten die StudienautorInnen fest, dass die untersuchten intestinalen
Parasiten als Ursache für Koliken in den 620 adulten Pferden, die in die Pferdeklinik
aufgenommen wurden, eine kleinere Rolle spielten. Allerdings zeigen die hohe S. vulgaris-Seroprävalenz von 32,3 % und die beträchtliche Seroprävalenz von A. perfoliata (10,7 %), die in dieser Untersuchung festgestellt wurden, die hohe Relevanz von konsequenten und wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen gegen Helminthen-Befall bei Pferden.

Konkrete Empfehlungen und Hinweise zu Entwurmungsstrategien und Hygienemaßnahmen
finden Tierärztnnen, Tiermedizinische Fachangestellte sowie PferdehalterInnen beispielsweise in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 „Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden“ sowie im ESCCAP-Pferdeflyer „Warum muss ich mein Pferd entwurmen?“ online auf www.esccap.de. Besuchen Sie uns auch auf Facebook und Twitter!

Literaturverzeichnis
Gehlen H et al. Comparative Analysis of Intestinal Helminth Infections in Colic and Non-Colic Control Equine Patients. Animals 2020, 10,
1916; doi:10.3390/ani10101916
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden Deutsche Adaption der
ESCCAP-Empfehlung Nr. 8, August 2019, unter: https://www.esccap.de/v2/wp-content/uploads/2020/09/2-2022-Pferde-Empfehlung-8-
1.pdfWeitere Infos zu dieser Pressemeldung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:

Das European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP) ist eine in Großbritannien eingetragene Vereinigung. Sie wurde im Jahr 2005 von acht europäischen VeterinärparasitologInnen gegründet. Inzwischen sind 14 europäische Länder bei ESCCAP vertreten. In Deutschland ist ESCCAP ein eingetragener Verein (ESCCAP Deutschland e.V.).



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Datum: 19.08.2022 - 12:05 Uhr
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