(zum 26.6.) Ein Jahr Weltnaturerbe Wattenmeer - NABU sieht weiterhin Schutzprobleme
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von Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie des
Wattenmeer-Schutzgebietes der Niederlande in die Liste des
Weltnaturerbes durch die UNESCO hat der NABU eine gemischte Bilanz
gezogen. "Die damalige Entscheidung des Welterbekomitees der UNESCO
hat wesentlich dazu beigetragen, das Wattenmeer als weltweit
einmaliges und international bedeutendes Feuchtgebiet weit über die
Grenzen der beteiligten Länder hinaus bekannt zu machen", sagte
NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Der NABU begrüße zudem den Willen
Hamburgs und Dänemarks, dem Welterbegebiet mit ihrem jeweiligen
Wattenmeer beizutreten.
Doch trotz des formal hohen Schutzstatus des Wattenmeers sieht der
NABU nach wie vor erhebliche Defizite beim Schutz der einmaligen
Naturlandschaft. "Der Einfluss ökonomischer Interessen im Wattenmeer
ist definitiv zu hoch", so Tschimpke. Als Beispiel nannte der
NABU-Präsident die Öl- und Gasförderung im Wattenmeer sowie negative
Auswirkungen von Fischerei, Schiffsverkehr und in einigen Regionen
auch des Tourismus für die Natur. Außerdem warnte der NABU vor
Einschnitten bei der Internationalen Wattenmeerschule (IWSS), welche
Kindern und Jugendlichen seit dem Jahr 2003 grenzüberschreitend den
Wert des Wattenmeers nahe bringt. "Die Internationale
Wattenmeerschule sollte vor dem Hintergrund, dass das Wattenmeer seit
einem Jahr Weltnaturerbe ist, ausgebaut werden", forderte Tschimpke.
Mit Ausweitung der IWSS auf alle Infozentren und der neuen Aufgabe
Weltnaturerbe müssten auch Koordination und Projektmittel ausreichend
gesichert werden.
Zu den stärksten und akuten Bedrohungen für das Wattenmeer zählt
nach Einschätzung des NABU die Förderung von Erdöl mitten im
Wattenmeer. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist
nahe der Vogelinsel Trischen seit 1987 die Förderplattform
Mittelplate A in Betrieb, von der nach Ansicht des NABU eine
erhebliche Störung und Gefahr auf die Umwelt des Wattenmeers ausgeht.
Im Umfeld der Anlage befindet sich beispielsweise der weltweit
wichtigste Mauserplatz der Brandgans.
Ein großes Manko sieht der NABU in dem weitestgehenden Fehlen von
Nullnutzungszonen in den Schutzgebieten, die großräumig nicht mit
Booten befahren und befischt werden dürften. Die Überfischung von
Muscheln ist mit verantwortlich für den Rückgang vieler
muschelfressender Vogelarten wie den Austernfischer. Durch die
Fischerei mit Grundschleppnetzen werden zudem empfindliche
Lebensgemeinschafen am Meeresboden beschädigt. Durch Sportboote und
Kutter werden in sensiblen Bereichen häufig mausernde Enten gestört.
"Ein Problem besteht zudem im Kompetenzstreit zwischen Bund und
Ländern über die Befahrungsregeln im Wattenmeer. Bei Niedrigwasser
ist das Wattenmeer ein Nationalpark, bei Hochwasser eine
Bundeswasserstraße", so NABU-Wattenmeerexperte Dominic Cimiotti.
Durch den Welterbetitel sind steigende Besucherzahlen an der
Nordseeküste zu erwarten. Gleichzeitig fehlt aus NABU-Sicht bislang
ein schlüssiges Konzept für nachhaltigen Tourismus im Wattenmeer. In
Niedersachsen seien zum Beispiel zu wenige Nationalpark-Ranger im
Einsatz, um über die Einhaltung der Regeln zu wachen. Ein immer
stärker werdendes Problem ist nach Ansicht des NABU die laufende und
wenig durchdachte Ausweisung neuer Gebieten für Kite-Surfer, da durch
diese Sportart in erheblichem Maße Zug- und Brutvögel verscheucht
würden.
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Dominic Cimiotti, NABU Wattenmeerreferent, Tel. 0162-
1303041.
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Datum: 23.06.2010 - 11:39 Uhr
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