Pal Dragos: Körperwahn und Simulation
ID: 28644
In früheren Zeiten war es einer einzigen Märchenfigur vorbehalten, täglich das Spiegelein zu befragen, wer die Schönste im ganzen Lande sei. Heute aber ist die Frage nach der Schönheit eine kollektive Obsession und das nicht nur bei Jugendlichen. Männlein konkurrieren um Waschbrettbäuche, Weiblein um Körbchengrößen und spätestens beim „Knackpo“ kommen die Geschlechter sogar auf einen gemeinsamen Nenner!
Wir nehmen unseren Körper zwar wahr, wenn wir uns vor einen Spiegel stellen, Lust und Leid in Bezug auf den eigenen Körper müssen wir jedoch empfinden. Mit der wachsenden einseitigen Intellektualisierung in der heutigen westlichen Kultur (digitaler Kapitalismus) werden die Menschen immer „kopflastiger“, sie verlieren den Zugang zu den eigenen Empfindungen und damit auch zum eigenen Körper. Was übrig bleibt, ist die Wahrnehmung der Körper der anderen oder das Spiegelbild des eigenen Körpers.
Dass man den eigenen Körper gerne delegiert, ohne jedoch die Verantwortung dafür übernehmen zu wollen, wissen wir aus der Erfahrung der Medizin. Die Imitation von fremden Körperformen und Gestalten, wie jede Imitation, hat weniger mit Selbstverantwortung, als viel mehr mit einer kindlichen Haltung zu tun. Posieren vor dem Spiegel ist kindisch.
Dieser kindischen Haltung wird auch in den Sportstudios gefrönt (Ausnahmen bestätigen die Regel). Mit verzogenem und in Schweiß gebadetem Gesicht will man sich etwas antrainieren. Diese „Selbstfolterung“ zeigt, dass die Fähigkeit zur Empfindung verloren gegangen ist, sonst müsste die Empfindung beim Sport genauso mitbestimmen können, wie die derzeit ausschließlich dominierenden, selbst gebastelten Vorstellungen des Kopfes. Die Empfindung wird aber durch Messgeräte und Monitore ersetzt, als Ersatz für die eigene Empfindung.
Der vor kurzem verstorbene französische Soziologe Jean Baudrillard hat Simulation als eine Funktion ohne Referenzrahmen bezeichnet. Wir imitieren die Funktionen des Körpers, weil wir mit der Empfindung den eignen Körper meist nicht mehr erreichen können. Ebenso können wir die Anderen zwar wahrnehmen, aber deren Lage nicht mehr nachempfinden - sonst würden wir nämlich in der Lage sein, dem Leid der Anderen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, statt uns mit Posieren vor dem Spiegel abzulenken.
Weitere Informationen zum Thema Simulation in:
Dr. Dr. Pal Dragos: Die Struktur des globalen Kapitalismus, Bd.1 und 2, 2006, BoD, Norderstedt, S.145ff
Weitere Informationen und Leseproben unter:
www.pal-dragos.de
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Wachstumstrend Forschungsinstitut und Verlags-GmbH
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Dr. Dr. Pal Dragos
Stadt: München
Telefon: 08974663082
Datum: 10.04.2007 - 09:50 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 28644
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Dr. Dr. Pal Dragos
Stadt:
München
Telefon: 089-74663082
Kategorie:
Politik & Gesellschaft
Meldungsart: Produktinformationen
Versandart: eMail-Versand
Freigabedatum: 10.04.2007
Diese Pressemitteilung wurde bisher 929 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Pal Dragos: Körperwahn und Simulation"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Wachstumstrend Forschungsinstitut und Verlags-Gmbh (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).