Westdeutsche Zeitung: Eine Medizin nach Schweizer Rezeptur
Ein Kommentar von Ingo Faust
ID: 475034
Fluchtwährung für die lahmende Weltkonjunktur und die Währungskrise
in Europa zur Verfügung zu stellen. Sie haben die Notbremse gezogen.
Ehe der Leidensdruck der Exportwirtschaft zu groß wird und die
nächste Wintersport-Saison floppt, wurde kurzerhand der Franken -
jedenfalls vorübergehend - an den Euro gekoppelt. Mindestens 1,20
Franken soll der Euro kosten, die zeitweise fast erreichte Parität
zum Euro soll Vergangenheit sein. Die Finanzmärkte zeigten sich
überrascht, obwohl die Schweizer Notenbank ihr Eingreifen mehrfach
angedeutet hatte. Der Höhenflug des Franken stoppte abrupt. Die
Währung zog sich allein durch die Ankündigung auf die gewünschte
Grenze zurück.
Das Rezept für einen leichteren Franken, mit dem auch die
Exporteure von Arzneimitteln, Maschinen und Käse leben können, ist
nicht neu. Wegen ihrer stark verteuerten Waren hätten die Unternehmen
sonst Marktanteile verloren, Stellen abgebaut oder wären mit der
Produktion ins Ausland umgezogen. Bereits 1978, als der Schweizer
Franken gemeinsam mit dem Gold schon einmal zum Fluchtpunkt geworden
war, wurde diese Medizin verabreicht. Damals wurde ein Mindestkurs
gegenüber D-Mark und Dollar festgelegt. Die Verteidigung des Franken
gelang, allerdings handelten sich die Eidgenossen am Ende eine hohe
Inflation ein.
Auch diesmal wird die Schweizer Nationalbank den
Mindest-Wechselkurs gegenüber dem Euro mit der Notenpresse
verteidigen. Sie hat angekündigt, zur Not Euro in unbegrenzter Höhe
aufzukaufen. Weil gleichzeitig der Zustrom von Fluchtgeldern in die
Schweiz wegen der zunehmenden Angst vor einer neuen Rezession nicht
versiegen wird, können den Anlegern gleich die frisch gedruckten
Franken fast folgenlos in die Hand gedrückt werden. Die Geldmenge
kann also kräftig ausgeweitet werden, ohne gleich Inflation zu
riskieren.
Ein Restrisiko bleibt aber, und die Notenbank muss sich auf die
Bekämpfung von Teuerungsraten einstellen. Da die Zinsen noch bei Null
liegen, dürfte das gelingen. Die Schweizer Bürger, die sich in den
letzten Monaten an billige Importe gewöhnt haben, müssen sich wieder
umstellen - holländischen Gouda zu Dumpingpreisen gibt es nicht mehr.
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Datum: 06.09.2011 - 18:30 Uhr
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