Mittelbayerische Zeitung: Vorbildhaft
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Es ist ein seltener Vorgang, dass ein Bundespräsident eine
geplante Reise absagt. Umso gewichtiger ist das Signal, dass von so
einem Schritt ausgeht. Der Amtsvorgänger von Joachim Gauck, Christian
Wulff, hatte bereits von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, als er
einen Besuch in Bahrain aufgrund des Vorgehens der Regierung dort
gegen Demonstranten absagte. Gaucks Schritt ist eine logische
Konsequenz seiner eigenen Biografie. Er verdient höchsten Respekt. Es
würde nur schwer mit dem von ihm selbst gewählten Überthema
"Freiheit" zusammenpassen, würde er dem ukrainischen Präsidenten
Janukowitsch trotz dessen Vorgehens gegen die Oppositionsführerin
Julia Timoschenko die Hand reichen. Der Applaus, den Gauck von allen
Seiten erhält, ist also richtig. Doch applaudiert ist schnell. Es
wäre besser, wenn diejenigen, die seine Entscheidung gutheißen,
selbst seinem Beispiel folgen würden und Besuche der EM in der
Ukraine absagen würden. Allein: Das kann nicht darüber
hinwegtäuschen, dass der Protest am Ende wenig ändern wird.
Janukowitsch ist bereit ist, die Opposition in der Ukraine zu
vernichten - und das im wörtlichen Sinne.
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Datum: 26.04.2012 - 19:18 Uhr
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