Westdeutsche Zeitung: In Syrien geht es längst nicht mehr nur um den Sturz Assads =
von Anja Clemens-Smicek
ID: 694725
Ministerpräsident Riad Hidschab im Amt gehalten - jetzt setzte er
sich wie etliche andere zuvor aus dem Führungszirkel von Baschar
al-Assad ins Ausland ab. Die Machtbasis des Regimes in Damaskus
erodiert. Womöglich ist es nur noch eine Frage von Wochen oder gar
Tagen, bis die Aufständischen ihre Fahne auf dem Präsidentenpalast
hissen werden. Die Frage ist nur: Welche Fahne? Denn in Syrien geht
es nicht mehr darum, einen autokratischen Herrscher zu stürzen. Aus
dem Bürgerkrieg ist längst ein Religions- und Stellvertreterkrieg
geworden. Ein Krieg, der auf dem Rücken der Zivilbevölkerung
ausgetragen wird und gefährliche Folgen hat für die gesamte Region.
Letztlich ist es ein Kampf um die Vormachtstellung im Mittleren Osten
mit Saudi-Arabien und seinen sunnitischen Partnern auf der einen und
dem schiitischen Iran auf der anderen Seite. So beliefern Riad und
Katar die einzelnen Rebellen-Gruppierungen munter mit Waffen, Geld
und Material. Warum? Weil ein sunnitisch-regiertes Syrien ein
Bollwerk wäre gegen Teheran und die schiitische Hisbollah im Libanon.
Weil mit einem starken Partner in Damaskus die Macht Teherans über
die globalen Ölmärkte begrenzt würde. Auch Russland hat strategische
und geopolitische Interessen. Moskau hält an seinem Verbündeten Assad
fest, weil es den Einfluss des Westens begrenzen will. Jetzt rächt es
sich, dass sich die Staatengemeinschaft in den vergangenen Jahren
nicht um die russischen Befindlichkeiten geschert hat - weder in
Fragen der Nato-Erweiterung noch beim Aufbau einer Raketenabwehr. Man
muss kein Prophet sein um zu ahnen, dass Syrien nach dem Sturz Assads
zu einem Pulverfass wird. Ein Krieg zwischen den
Religionsgemeinschaften dürfte Jordanien, Irak, Libanon und nicht
zuletzt das Nato-Mitglied Türkei destabilisieren. Zudem wittern die
Radikal-Islamisten die Chance, ihre Ideologie im Schlüsselland des
Mittleren Ostens zu verankern. So werden die vermeintlichen Sieger,
die sich in religiösen und ideologischen Fragen spinnefeind sind, für
den Westen weder berechenbare Verbündete sein, noch für ein
friedensstiftendes Gleichgewicht in der Region sorgen. Von Demokratie
ganz zu schweigen.
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Datum: 06.08.2012 - 19:09 Uhr
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