BERLINER MORGENPOST: Keine Werbung für die Post / Leitartikel von Philipp Neumann zur Post

BERLINER MORGENPOST: Keine Werbung für die Post / Leitartikel von Philipp Neumann zur Post

ID: 1607910
(ots) - Kurzform: Wie gesund Angestellte sind, hängt vor
allem von den Arbeitsbedingungen ab. Eine Übernahme in unbefristete
Beschäftigung von vergleichsweise scharfen Bedingungen abhängig zu
machen, schadet der Post letztendlich selbst. Auch sie kann kein
Interesse daran haben, kranke und unzufriedene Mitarbeiter zu
beschäftigen. Hinzu kommt: Schon der befristete Job allein und die
Sorge um eine ausbleibende Verlängerung sorgen dafür, dass die
Paketfahrer sich über die Maßen anstrengen werden. Warum also noch
zusätzlichen Druck aufbauen durch strenge gesundheitliche Vorgaben?
Ob solche Vorgaben wirklich zulässig sind, müssen Gerichte klären.
Gute Werbung für einen Arbeitgeber sind sie jedenfalls nicht. Zum
Glück aber ist nicht nur jedes Unternehmen frei in der Entscheidung,
wen es einstellt. Auch Arbeitnehmer können sich ihre Firma aussuchen:
Niemand ist gezwungen, bei der Post zu arbeiten.

Der vollständige Leitartikel: Menschenverachtend, sittenwidrig,
unwürdig - das Urteil über die Post ist schnell gefällt. Die
Politiker, die den Umgang des Konzerns mit seinem Personal
kommentieren, verteilen sofort die maximal schlechtesten Noten. Ein
Unternehmen, das befristet angestellte Mitarbeiter nur dann
unbefristet einstellt, wenn sie gesund sind, kann einfach kein guter
Arbeitgeber sein. Aber ist es wirklich so einfach? Im
Bundestagswahlkampf hatten Gewerkschaften und SPD gefordert,
befristete Jobs möglichst zu verbieten. Arbeitnehmer sollten nicht
ständig in Unsicherheit über ihre Zukunft arbeiten müssen, lautete
das Argument. Da muss man ein Unternehmen, das relativ viele solcher
Verträge in unbefristete Stellen umwandelt, doch eigentlich loben.
Sicher: Besser wäre es immer, erst gar keine Angestellten befristet
zu beschäftigen. Aber das, was die Post da macht, ist so schlecht
nicht. Dass sie gleichzeitig nicht sagen will, wie viele ihrer


Mitarbeiter befristet arbeiten, macht freilich misstrauisch. Welchen
hohen Anteil befristeter Jobs will der Konzern verbergen? Auch der
Vorwurf, wonach der Postkonzern nur gesunde Mitarbeiter übernehmen
will, ist im Kern vollkommen nachvollziehbar: Paketfahrer - und nur
um die geht es in diesem Fall - müssen körperlich hart arbeiten
können. Die Kunden wollen pünktlich ihre Päckchen bekommen. Gern
wollen sie das Paket mit Weinflaschen auch in den vierten Stock
getragen bekommen. Ihr Arbeitgeber muss sich deshalb auf seine Fahrer
verlassen können. Er hat kein Interesse daran, ständig neue Aushilfen
einarbeiten zu müssen. Es ist also keineswegs menschenverachtend,
dass auch die Post sich anschaut, wie fit ihre Mitarbeiter sind. Den
verpflichtenden Gesundheitstest, den es für die Paketfahrer vor der
Unterschrift unter dem ersten Vertrag gibt, hat bisher übrigens noch
niemand kritisiert. Auch die Bedingung der Post, dass nur die Fahrer
unbefristet eingestellt werden, die weniger als zwei Autounfälle
selbst verschuldet haben, ist nachvollziehbar. Und dass ein
Paketdienst lieber die Fahrer übernimmt, die ihre Touren pünktlich zu
Ende bringen und mindestens einmal die stressige Weihnachtszeit
mitgemacht haben, ist so verwunderlich nicht. Dass der Fall trotzdem
irritiert, liegt an den Vorgaben, die die Post ihren
Personalverantwortlichen in den Niederlassungen bei der Gesundheit
der Fahrer macht: Maximal 20 Krankheitstage in zwei Jahren - das ist
schon hart. Es muss nur zwei Grippewellen geben, und diese Zahl ist
schnell erreicht. Dahinter steht offenbar ein sehr mechanischer
Umgang mit Angestellten. Aber Mitarbeiter sind keine Maschinen, die
nur wenige Male ausfallen dürfen. Gesundheit ist eine zutiefst
individuelle Sache. Wie gesund Angestellte sind, hängt vor allem von
den Arbeitsbedingungen ab. Eine Übernahme in unbefristete
Beschäftigung von vergleichsweise scharfen Bedingungen abhängig zu
machen, schadet der Post letztendlich selbst. Auch sie kann kein
Interesse daran haben, kranke und unzufriedene Mitarbeiter zu
beschäftigen. Hinzu kommt: Schon der befristete Job allein und die
Sorge um eine ausbleibende Verlängerung sorgen dafür, dass die
Paketfahrer sich über die Maßen anstrengen werden. Warum also noch
zusätzlichen Druck aufbauen durch strenge gesundheitliche Vorgaben?
Ob solche Vorgaben wirklich zulässig sind, müssen Gerichte klären.
Gute Werbung für einen Arbeitgeber sind sie jedenfalls nicht. Zum
Glück aber ist nicht nur jedes Unternehmen frei in der Entscheidung,
wen es einstellt. Auch Arbeitnehmer können sich ihre Firma aussuchen:
Niemand ist gezwungen, bei der Post zu arbeiten.



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Kommentar Von Reinhard Kowalewsky
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Datum: 06.05.2018 - 20:34 Uhr
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