"Die Versteigerer - Profiteure des Holocaust"
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schrecklichste Kapitel der deutschen Geschichte aus einer vollkommen
neuen Perspektive zu erzählen. Es geht um den Verkauf ehemals
jüdischen Eigentums. Wer hat "Judenmöbel" bekommen? Wer hat sich an
ihnen bereichert? Und wo finden sich die Dinge bis heute? Zu sehen
ist der Film "Die Versteigerer - Profiteure des Holocaust" (MDR) am
Montag, 29. Oktober 2018, um 23.30 Uhr auf dem Sendeplatz "Geschichte
im Ersten" in Das Erste.
Mit der Akribie eines deutschen Beamten hat der Versteigerer Hans
Klemm in Leipzig jeden Verkauf ehemals jüdischen Eigentums zwischen
1933 und 1944 dokumentiert. In unzähligen Listen sind die von den
ausreisenden und deportierten Juden zurückgelassenen Gegenstände
erfasst: Betten und Schränke, Tische und Stühle, Bettwäsche,
Kleidung, Musikinstrumente und Spielzeug. Jeder Gegenstand wird
geschätzt und dann versteigert. Als Auftraggeber fungieren damals die
Geheime Staatspolizei oder die Oberfinanzdirektion, die das Geld
zugunsten der Reichskasse einziehen. Doch auch der Versteigerer
selbst erzielt gewaltige Gewinne. Zehn Prozent des
Versteigerungserlöses stehen ihm zu. Die Gewinne von Hans Klemm
steigen in der NS-Zeit von etwa 10.000 auf über 100.000 Reichsmark
pro Jahr.
Die Aktenfunde rund um den Leipziger Versteigerer Klemm waren für
die beiden Filmemacher Jan N. Lorenzen und Michael Schönherr der
Anlass, sich auf eine Reise durch Deutschland zu begeben. In
mühseliger Recherche haben sie festgestellt: Überall, in jeder Stadt
und in jedem kleinen Dorf, in dem Juden gelebt haben, sind deren
Habseligkeiten meist unmittelbar nach deren Deportation unter den
Hammer gekommen und dies wurde genau dokumentiert: Im
mecklenburgischen Stavenhagen zum Beispiel kümmert sich der
Bürgermeister persönlich um den Verkauf der Hühner und Kaninchen des
"Juden Jacobssohn." In Schwerin leuchtet Elektromeister Max Kuhlmann
den Verkaufsraum aus. In Lörrach bannt ein Polizeifotograf auf
Zelluloid, wie im Ort eine Art Schlussverkaufsstimmung entsteht, als
die Gegenstände und Möbel der deportierten Juden direkt in den
Innenhöfen der Häuser versteigert werden. Und in Düsseldorf freut
sich die Stadtverwaltung, dass mit dem "frei Werden" der jüdischen
Wohnungen nunmehr bombengeschädigten "Volksgenossen" ein Ersatz für
ihre verbrannten Sachen geboten werden kann.
Mit der Zerstörung deutscher Städte im Bombenkrieg steigt der
Bedarf an Einrichtungsgegenständen ins Unermessliche. Die Möbel der
deutschen Juden reichen nicht mehr aus. Ab 1942 werden auch die
Wohnungen der französischen und holländischen Juden geplündert, die
Möbel von Spediteuren nach Deutschland gebracht: Im niedersächsischen
Delmenhorst müssen extra Arbeitskräfte angeworben werden, um den
Verkauf zu bewältigen. Unzählige Zeitungsannoncen künden
deutschlandweit von dem makabren Geschäft. Deutlich wird: Geheim sind
diese Vorgänge nicht. Oft werben die Anzeigen offen mit
"Judensachen", oder Möbeln aus "nichtarischem Besitz". Jeder, der
kaufte, wusste, die Deportierten kommen nicht zurück!
Die Filmemacher haben unveröffentlichtes Filmmaterial gefunden und
mit Zeitzeugen gesprochen, die in ihren Kellern Möbel oder andere
Gegenstände aus ehemals jüdischem Besitz bewahren. Auf der Basis
dieser Recherche lässt sich die Geschichte der "Judenmöbel" erzählen.
Hinweis für Journalisten
Im Vorführraum des Pressedienstes Das Erste
(https://presse.daserste.de/pages/vorfuehrraum/liste.aspx) steht für
Sie die Sendung "Die Versteigerer - Profiteure des Holocaust" (MDR)
zur Ansicht bereit.
Honorarfreie Fotos zum Film sind abrufbar unter www.ardfoto.de.
Pressekontakt:
MDR, Presse und Information, Katrin Stolle,
Tel.: (0341) 3 00 64 53, E-Mail: presse@mdr.de, Twitter: @MDRpresse
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Datum: 25.10.2018 - 17:17 Uhr
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