NABU weist streng geschützte Riffe im Fehmarnbelt nach /
Biotopkartierung vorgestellt / Miller: Fehmarnbelttunnel hat jetzt ein Problem mehr (VIDEO)
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Riffe statt Sandboden: Der NABU hat heute eigene
Biotopkartierungen entlang der Trasse des geplanten
Fehmarnbelttunnels in den schleswig-holsteinischen Küstengewässern
vorgestellt. Diese waren zwingend nötig, weil sich in den Unterlagen
und Gutachten des dänischen Vorhabenträgers Femern A/S
Ungereimtheiten fanden, die der NABU überprüfen lassen wollte.
Die Ergebnisse der Tauchgänge sind so überraschend wie eindeutig.
Obwohl der Meeresgrund laut Umweltverträglichkeitsstudie nur aus
Schlick und Sand bestehen soll, zeigen die neuen Untersuchungen gut
ausgeprägte und artenreiche Riffe. "Das sind streng geschützte
Lebensräume, die im Verfahren nicht berücksichtigt wurden", sagt
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Was das für die
Tunnelgenehmigung bedeutet, wird im Verfahren vor dem
Bundesverwaltungsgericht zu klären sein. Fakt ist: Der Tunnel hat
jetzt ein weiteres großes Problem."
Neben dem fehlenden Bedarf und überholten Verkehrsprognosen
kritisiert der NABU seit Jahren die zu erwartenden Umweltschäden
durch den geplanten Absenktunnel. Dazu zählen Gefahren für
Deutschlands einzigen heimischen Wal, den Schweinswal, für den hier
ein Schutzgebiet ausgewiesen wurde, und auch Zerstörungen am
Meeresboden durch den 60 Meter breiten, 20 Meter tiefen und 18
Kilometer langen Graben. "Wir haben es hier mit einem einzigartigen
Lebensraum zu tun: Große Findlinge und ausgedehnte Geröllfelder sind
dicht mit bunten Schwämmen, buschartig verzweigten Moostierchen und
Tang bewachsen. Es gibt hier eine Dichte an Plattfischen, die in der
Ostsee ihres Gleichen sucht. Der ökologische Schaden im Fall eines
Tunnelbaus muss neu bewertet werden", so Dr. Kim Detloff, NABU-Leiter
Meeresschutz.
Riffe sind durch das Bundesnaturschutzgesetz und die europäische
FFH-Richtlinie streng geschützt. Deutschland und auch das Land
Schleswig-Holstein haben bisher zu wenig für den Erhalt dieser Oasen
der Meere getan. Auch deshalb hat die EU-Kommission ein
Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik eröffnet. Die
neuen Biotopkartierungen, die das renommierte Kieler
Forschungstaucher-Unternehmen Submaris durchgeführt hat, sind
Gegenstand der Klagebegründung des NABU gegen den
Planfeststellungsbeschluss und liegen aktuell beim
Bundesverwaltungsgericht. Die Leipziger Richter sind nun gefragt, die
Vollständigkeit und Rechtmäßigkeit der Genehmigung zu überprüfen.
Die "verschwundenen Riffe" haben einen seltsamen Beigeschmack, da
Vorhabenträger alle maßgeblichen Umwelt-Gutachten selbst in Auftrag
geben und entsprechend Einfluss auf Ergebnisberichte nehmen können.
Deshalb setzt sich der NABU seit Jahren für eine Entkopplung ein. Ein
weiteres Problem sind politisch protegierte Vorhaben. "Um bewusste
oder unbewusste Täuschungen zu vermeiden, muss politische
Einflussnahme auf Genehmigungsbehörden ausgeschlossen werden", so
Malte Siegert, Infrastrukturexperte des NABU.
Mehr Infos: www.NABU.de/Fehmarnbelt
Kostenfreie Pressebilder: www.NABU.de/pressebilder_FFBQ-Riffe
Link zu Bewegtbild: https://seafile.nabu.de/f/dc199a63fd/
Pressekontakt:
Dr. Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz, Mobil +49 (0)152.09202205,
E-Mail: Kim.Detloff@NABU.de
Malte Siegert, NABU-Fehmarnbelt-Experte, Mobil +49 (0)173.937 32 41,
E-Mail: siegert@nabu-hamburg.de
Anne Böhnke-Henrichs, NABU-Meeresschutz-Expertin, +49 (0)173.535 75
00, E-Mail: Anne.Boehnke@NABU.de
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Datum: 05.09.2019 - 11:00 Uhr
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