Auch hier ein Behördenproblem - Kommentar von "nd.DerTag" zum Jahrestag des Anschlags von Hanau
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Die Zahl der Merkwürdigkeiten im Behördenhandeln vor, während und nach dem zehnfachen Mord groß. Genau wie einige Monate zuvor bei den von Rechtsradikalen verübten Mordanschlägen in Halle und Kassel, genau wie bei den Morden des NSU an Migranten, die das Terrornetzwerk sieben Jahre lang völlig ungestört verüben konnte. Weggeschaut, zugeschaut und verharmlost wurde auch bei zahllosen weiteren rassistischen Ausschreitungen und Attentaten in den letzten 30 Jahren: Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen, Lübeck oder Düsseldorf-Wehrhahn sind nur einige Beispiele dafür.
Immer wieder wurden Menschen mit Einwanderungsgeschichte verletzt und ermordet, immer wieder wurde eher gezielt als einseitig gegen überlebende Angehörige oder Mitbewohner ermittelt. Wenn angesichts dessen und unglaublicher Vertuschungs- und Strafvereitelungstatbestände deutsche Politiker noch heute von Staatsversagen sprechen, dann ist schon das eine Verharmlosung.
Wenigstens die Verdächtigung blieb Eltern, Geschwistern, Partnern der Toten von Hanau erspart. Weil der Täter zweifelsfrei feststand. Doch zu Recht fragen auch sie sich: Hätte der Tod wenigstens der Mehrheit dieser jungen Menschen nicht verhindert werden können? Warum war der Polizeinotruf für Zeugen nicht erreichbar? Und warum können dem Vater des Täters, einem offenkundigen Rassisten und Verschwörungstheoretiker, nicht wenigstens seine Waffen abgenommen werden? Und warum spricht der Präsident des Bundeskriminalamts in diesen Tagen von einsamen rechten Wölfen, die man leider nicht rechtzeitig werde stoppen können, wenn sie eines Tages auf Menschenjagd gehen? Warum können sich militante Rechte jahrelang in Ruhe auf Verbote ihrer Gruppe vorbereiten?
All das und die vielen Einzelfälle von Rassismus und Rechtsradikalismus in Polizei, Bundeswehr, Verfassungsschutz, aber auch in der Justiz zeigt, wie sehr die deutsche Gesellschaft von Rassismus und sogenannter gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit durchsetzt ist. Es bleibt zu hoffen, dass wir, die anderen, wirklich mehr sind und dass es nicht zu spät ist für eine echte Entnazifizierung.
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Datum: 18.02.2021 - 17:59 Uhr
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