Universität Gießen und Deutscher Feuerwehrverband starten "Das Dritte Reich und wir" / Bundesweites Projekt zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus in den eigenen Gemeinden
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"Es gibt unzählige Publikationen zu lokaler NS-Geschichte", sagte die Projektleiterin Prof. Dr. Ulrike Weckel, die am Historischen Institut der JLU Gießen Fachjournalistik Geschichte lehrt. "Aber nur wenige Bürger*innen haben je persönlich die Geschichte des Nationalsozialismus erforscht", so Weckel. "Es ist eben ein Unterschied, ob ich eine Dokumentation im Fernsehen über Zwangsarbeit sehe oder ob ich etwas über einen Zwangsarbeiter beim Bauern oder Gastwirt im eigenen Ort erfahre." Weckel betonte, dass das Projekt nicht moralisieren oder erziehen wolle, sondern Neugier wecken möchte für konkrete Details und Zusammenhänge der NS-Geschichte, die trotz gefühlten umfänglichen Wissens gar nicht bekannt seien. "Die Menschen vor Ort brauchen an der ein oder anderen Stelle fachliche Unterstützung, aber keine Professorin, die sich vor ihnen aufstellt und ihnen moralische Lehren erteilt."
"Die Feuerwehren wirken wie kaum eine andere Institution in unser Land hinein", erklärte der DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. "Daher können die Feuerwehren bei der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten", fuhr er fort. Allerdings sei die Entscheidung zur Teilnahme den einzelnen Feuerwehrleuten überlassen, betonte der DFV-Präsident: "Das ist Sache der Feuerwehren vor Ort, nicht die des Präsidiums".
Einzelprojekte entstehen, indem sich aus Vereinen, der Feuerwehr und den Kirchengemeinden eines Ortes heraus eine Gruppe von Interessierten zusammenfindet. Innerhalb eines Jahres recherchiert die Gruppe zusammen mit dem Projektmitarbeiter Dr. Clemens Tangerding zur NS-Zeit in der Gemeinde und bereitet eine Präsentation vor. "In der Gruppe dürfen ruhig auch unterschiedliche Ansichten zur Aufarbeitung und divergierende politische Haltungen aufeinandertreffen", sagte der Historiker. "Natürlich kann es Streit darüber geben, wie freiwillig im Einzelfall eine NSDAP-Mitgliedschaft war, was den Einzelnen antrieb und wie wir das heute einordnen und bewerten", so Tangerding. Aber es gebe keinen Grund dafür, Angst vor etwaigen Konflikten zu haben. "Vereinsmenschen, Feuerwehrleute und Kirchenmitglieder vor Ort haben schon vor diesem Projekt viele schwierige Probleme gelöst", ergänzte der 44-Jährige.
"Das Dritte Reich und wir" ist aus dem Projekt "Feuerwehren in der NS-Zeit" hervorgegangen. In diesem Projekt arbeiten vier Freiwillige Feuerwehren die NS-Geschichte ihrer eigenen Wehr auf. Dabei handelt es sich um die Feuerwehren von Mannheim, Marburg, Dömitz und Schwedt/Oder. Für "Das Dritte Reich und wir" haben sich bislang die Gemeinden Dietramszell, Oerlinghausen, Heynitz, Radeberg, München und Stuttgart-Riedenberg angemeldet. Das Projekt wird von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.
Zum Start des Projekts hat das Team zusammen mit Repräsentant*innen aus Sport, Kultur und Kirchen ein Werbevideo veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=JdiQL-pefxA
Webseite: https://dasdrittereichundwir.de/
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Datum: 16.06.2021 - 13:57 Uhr
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