EKD beschließt Durchsicht der Lutherbibel
Lenkungsausschuss möchte Ergebnis vor 2017 präsentieren
ID: 227885
(EKD) hat eine "Durchsicht der Lutherbibel" beschlossen und einen
Lenkungsausschuss eingesetzt, dem u.a. Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus den Bereichen Exegese, Praktische Theologie,
Liturgik und Germanistik angehören. Geplant ist, die durchgesehene
Bibel möglichst vor dem Jahr 2017 der Öffentlichkeit vorzustellen.
Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses, Landesbischof i.R. Dr.
Christoph Kähler, erklärte zu dem Vorhaben: "Die Lutherbibel stellt
ein kostbares theologisches und kulturelles Erbe dar. Mit diesem Erbe
müssen wir behutsam und sorgfältig umgehen. Der Wortlaut darf nur
dann verändert werden, wo es die Treue zu den biblischen Zeugen
zwingend erfordert." So gehe es bei der beabsichtigten Durchsicht
nicht um eine Revision. Es sei nicht Ziel der Arbeit, die Lutherbibel
modernem Deutsch anzunähern. Das Vorhaben, so Kähler weiter, sei zwar
in der Zielsetzung bescheidener als eine Revision, in der
Durchführung aber kaum weniger anspruchsvoll. Denn in den Jahren seit
der letzten Revision der Lutherbibel 1984, seien eine Vielzahl neuer
Ergebnisse auf den Gebieten der Textkritik und der Exegese erarbeitet
worden. Der Rat der EKD sieht Veränderungen des Luthertextes
lediglich dort vor, wo sie zwingend geboten sind, wobei jede
Veränderung des den Gemeinden vertrauten Klangs der Lutherbibel
möglichst vermieden werden soll. Der Rat der EKD hat zur Koordination
dieses Projektes einen Lenkungsausschuss eingesetzt, in dem
exegetische Wissenschaftler/innen, praktische Theologen/innen und
kirchleitende Personen vertreten sind. Auch gehören die drei
Hauptkoordinatoren der konkreten Arbeit dem Lenkungsausschuss an: Für
das Alte Testament Prof. Dr. Christoph Levin, München, für das Neue
Testament Prof. Dr. Jens Schröter, Berlin, und für die Apokryphen
Prof. Dr. Martin Rösel, Rostock.
Zur Geschichte der Bibelrevision:
Die Lutherbibel geht zurück auf die Übersetzungen Martin Luthers
und seiner Mitarbeiter in den Jahren 1521 bis 1545. Die Übersetzung
des Neuen Testaments erschien im September des Jahres 1522
(Septembertestament). In den folgenden Jahren wurden kontinuierlich
weitere Bücher der Bibel übersetzt, bis im Jahr 1534 die erste
Gesamtausgabe erschien. Im Jahr 1545 erschien dann die letzte von
Luther selbst durchgesehene Gesamtausgabe. In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts begann man die Bibelübersetzungen, die auf Martin
Luther zurückgingen, sich aber durchaus unterschieden, kritisch
durchzusehen und eine erste Revision vorzunehmen. Diese hatte das
Ziel, einerseits den ursprünglichen Luthertext wieder herzustellen
und andererseits diesen Text an jenen Stellen, wo er nicht mehr
verständlich oder unklar war, an den allgemeinen Sprachgebrauch
anzugleichen. Immer noch in Gemeinde-Gebrauch ist der Text der
zweiten Revision von 1912. Die dritte und letzte Revision wurde in
den Jahren 1964 (Altes Testament), 1970 (Apokryphen) und 1984 (Neues
Testament) abgeschlossen. Zu einer heftigen Auseinandersetzung kam es
Zuge diese Revisionsarbeiten im Jahr 1975. Der damals vorgelegte
revidierte Text des Neuen Testaments stieß in weiten Teilen der
evangelischen Kirche auf zum Teil massive Kritik. Man vermisste vor
allem die "Treue gegenüber der Sprache Luthers". Es wurde eine
"Nach-Revision" vorgenommen, so dass der gesamte Prozess der Revision
erst 1984 zum Abschluss kam. Im Zusammenhang mit der Einführung der
neuen Rechtschreibung 1999 wurde der Text noch einmal durchgesehen.
Bitte beachten Sie unser Editorial "Durchsicht der Lutherbibel".
http://www.ekd.de/aktuell/edi_2010_07_14_lutherbibel_durchsicht.html
Hannover, 14. Juli 2010
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick
Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 14.07.2010 - 13:43 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 227885
Anzahl Zeichen: 4368
Kontakt-Informationen:
Stadt:
Hannover
Kategorie:
Vermischtes
Diese Pressemitteilung wurde bisher 588 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"EKD beschließt Durchsicht der Lutherbibel
Lenkungsausschuss möchte Ergebnis vor 2017 präsentieren"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
EKD Evangelische Kirche in Deutschland (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).