Pilze programmieren Ameisen um / Forscher finden uralte Hinweise auf perfiden Parasitismus
ID: 243903
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Der Pilz Orphyocordyceps unilateralis verwandelt in asiatischen
Regelwäldern tagtäglich Millionen von Ameisen in willenlose Zombies.
Vor 50 Millionen Jahren gab es diese bizarre Form des Parasitismus
wohl auch in Nordeuropa. Das vermuten zumindest Forscher der
Universitäten Bonn und Harvard sowie des Smithsonian-Instituts in
Washington.
Die Indizien sind 48 Millionen Jahre alt und stammen von einem
fossilen Blatt aus der Grube Messel bei Darmstadt. Der Bonner
Paläontologe Dr. Torsten Wappler hat zusammen mit US-Kollegen in der
Versteinerung charakteristische Mini-Löcher entdeckt. Genau dieselben
Löcher findet man heute häufig in bodennahen Blättern im
thailändischen Regenwald. Sie stammen von pilzinfizierten
Tischlerameisen. "Die fossilen Bissspuren stimmen extrem gut mit den
heutigen Kieferabdrücken überein", sagt Wappler.
Was die Infektion genau bewirkt, hat Harvard-Biologe David P.
Hughes erst vor etwa einem Jahr in einer aufsehen erregenden Studie
herausgefunden: Wenn Sporen von Orphyocordyceps unilateralis auf den
Panzer einer Ameise gelangen, beginnen sie dort zu keimen. Die
Pilzhyphen dringen in ihr Opfer ein. Von ihrem Nest in der
Wipfelregion steigen die kranken Tiere in die Tiefe. Zwei Handbreit
über dem Boden suchen sie sich ein Blatt an der Nordseite des Baums.
An seiner Unterseite verbeißen sich an einer der großen Blattvenen.
Dann sterben sie.
Und was hat der Pilz davon? 25 Zentimeter über dem Boden herrschen
für Orphyocordyceps nahezu ideale Lebensbedingungen. Die Pilze nutzen
die Ameisen also als Transportvehikel - und parken sie auch noch
exakt dort, wo es ihnen selbst am besten geht. "Unsere Studie zeigt
nun, dass es diese hoch spezialisierte Form des Parasitismus schon
sehr viel länger gibt als gedacht", erläutert Wappler. Es sei zudem
das erste Mal, das Fossilien Hinweise auf eine durch Parasiten
verursachte Verhaltensänderung lieferten. Die Wissenschaftler
berichten in den biology letters (doi: 10.1098/rsbl.2010.0521) über
ihren Fund.
Pressekontakt:
Professor Jes Rust
0228/73-4842
jrust@uni-bonn.de
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