Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Videoübewachung in Bayern: Angstmacher von Holger Schellkopf
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Kameraüberwachung auf öffentlichen Plätzen wirkt abschreckend auf
Straftäter - oder kann dabei helfen, diejenigen zu überführen, die
sich nicht haben abschrecken lassen. Tatsächlich lassen
Kriminalstatistiken durchaus einen Zusammenhang zwischen
installierten Kameras und Verbrechensquote vermuten. Kein schlechtes
Argument. Gleichzeitig müssen sich alle Befürworter der Überwachung
aber darüber im Klaren sein, dass die Qualität der Daueraufnahmen in
den allermeisten Fällen nicht ansatzweise ausreicht, um brauchbares
Material von eventuellen Straftätern herzustellen. Völlig falsch ist
die Annahme, hinter jeder Kamera würde ein Aufpasser sitzen, der
sofort reagiert und Hilfe schickt, wenn es irgendwo brenzlig wird.
Nüchtern betrachtet wirkt bei den Kameras in erster Linie der
Placebo-Effekt - alles andere ist eher Prinzip Hoffnung. Schon
deshalb muss die Frage nach Chance und Risiko gestellt werden. Ist
der überschaubare Nutzen tatsächlich die Preisgabe ganz elementarer
Rechte wie der Unschuldsvermutung wert? Nichts anderes ist es, wenn
erst mal jeder überwacht wird, der sich im öffentlichen Raum bewegt.
Man braucht gerade in Zeiten von PRISM auch nicht so wahnsinnig viel
Phantasie, um zu erkennen, wie Datensammlung missbraucht werden kann.
Selbst wenn man sich mit der deutlich erkennbaren Video-Überwachung
anfreunden kann - wer ist in der Lage zu garantieren, dass solche
Daten nicht weitreichender genutzt werden? Zusammen mit den
Informationen, die sich aus Mobiltelefonen holen lassen, entsteht
nämlich plötzlich die Möglichkeit, detaillierte Bewegungsprofile zu
erstellen. Da sind dann selbst unscharfe Kameraaufnahmen hilfreich.
Spätestens dort, wo Betroffene nicht mehr nachvollziehen können, was
mit ihren Daten geschieht, wird die Überwachung inakzeptabel. Dann
werden die Kameras, die eigentlich ja Angst nehmen sollen, selbst zu
Angstmachern - damit ist der Preis zu hoch.
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Datum: 08.07.2013 - 21:40 Uhr
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