BERLINER MORGENPOST: Zeit, die nie zurückkehrt - Nur jeder dritte Mann nimmt Elternzeit, Leitartikel von Diana Zinkler
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in Deutschland zwei Menschen ein Kind miteinander bekommen, dann
können sie sich die vom Staat geförderte Elternzeit aufteilen.
Idealerweise würde die Mutter sieben Monate und der Vater sieben
Monate beim Kind bleiben können. Beide würden im besten Fall 1800
Euro netto pro Monat vom Staat bekommen. Wer würde das nicht wollen?
Ganz ehrlich, ein Traumangebot für eine Traumzeit. Doch die Realität
ist natürlich wie immer eine andere. Von allen Vätern, die die
Elternzeit in Anspruch nehmen können, machen nur 36 Prozent davon
Gebrauch.
Dass die Elternzeitväter, egal wie lang, mehr zu Hause mitmachen,
zeigt die aktuelle Studie. Sie verbringen im Schnitt mehr Zeit mit
den Kindern und bringen sich auch mehr im Haushalt ein als Väter, die
gar keine Elternzeit genommen haben. Damit wäre der gesellschaftliche
Wert und familiäre Nutzen des Systems mal wieder bewiesen. Trotz
allem bleibt die Frage: Was hindert die übrigen 64 Prozent überhaupt,
sich die Auszeit für Kind und Familie zu nehmen?
Bohrt man bei den 64 Prozent nach, hört man immer wieder die
gleichen Geschichten. Sie waren gerade im Job nicht ersetzbar, es
standen wichtige Projekte an. Oder selbst hätte man gewollt, nur der
Chef oder die Chefin nicht. So etwas würde zwar nicht gesagt, aber
Mann spürt so etwas. Dann gibt es noch die Geschichten derer, die
Elternzeit gemacht haben, danach aber nicht mehr für voll genommen
worden sind. Es hängt also viel von der Führungskraft und von der
Kultur eines Unternehmens ab.
Ein zweiter Grund ist das Einkommen, das bei Männern meist höher
ist als bei Frauen. Der Lohnunterschied misst in Deutschland 21
Prozent, so viel verdienen Frauen im Schnitt weniger als Männer. Ein
Totschlagargument gegen eine Elternzeit. Und der dritte Faktor sind
die Frauen selbst. Denn wenn Papi bei den Kindern bleibt, muss Mami
wieder arbeiten. Andersrum ist für viele Frauen natürlich angenehmer.
Die Gründe dafür, warum Väter auf eine Elternzeit verzichten,
zeigen, dass Männer und Frauen hierzulande immer noch nicht gleich
behandelt werden, teils Paare bewusst oder unbewusst selbst diese
Ungleichheit weiterleben. Letztlich müssen Männer und Frauen immer
wieder im Einzelfall entscheiden, ob sie sich Zeit für ihre Kinder
nehmen wollen oder nicht.
Nur eines noch: Das Geld, das man in der Zeit verdienen kann, die
Karriere, die man machen kann, bringen einem die Momente, das erste
Jahr mit Kind nie zurück. Zumindest das haben Frauen schon immer
besser gewusst.
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Datum: 17.10.2018 - 21:28 Uhr
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