Mittelbayerische Zeitung: Unbedingt abwehrbereit
Von Reinhard Zweigler
ID: 1694880
Schlagzeile des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", der damit Ende
1962 die mangelhafte Ausstattung und Ausrüstung der damaligen
Bundeswehr zum Thema machte. Es folgte ein politisches Beben im Land,
in dessen Folge zuerst Journalisten des Magazins wegen
"Landesverrats" inhaftiert, später aber wieder freigelassen wurden.
Der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß jedoch
stolperte über die Affäre und gab das Ministeramt auf. Vergleicht man
den Sturm der damaligen "Spiegel-Affäre" mit den derzeitigen
Negativ-Schlagzeilen über die deutsche Armee, dann handelt es sich
heute eher um leichte Winde. Man hat sich gewissermaßen gewöhnt an
immer neue Nachrichten über nicht einsetzbare Transportflugzeuge,
ausgefallene U-Boote, ein seit Jahren im Trockendock liegendes
Schulschiff, fehlende Ersatzteile für Panzer, fehlende Schutzwesten,
Nachtsichtgeräte, rechte Netzwerke in der Truppe und vieles mehr. Der
Eindruck drängt sich auf, dass die Bundeswehr der Prügelknabe ist,
auf den jeder mal eindreschen darf. Einen Grund gebe es eigentlich
immer. Doch das ist falsch. Hinter dem in vielen Medien und sozialen
Netzwerken so gern gezeichneten schiefen Bild einer durch und durch
"maroden Bundeswehr" verschwinden nämlich die ungeheuren Leistungen
von über 200 000 Soldaten und Soldatinnen sowie Zivilbeschäftigten,
die 365 Tage im Jahr für unsere Sicherheit sorgen. Nicht nur in
unserer unmittelbaren Heimat, nicht nur im Nato-Bündnisgebiet,
sondern auch darüber hinaus in vielen Regionen der Welt. Oft unter
Einsatz des eigenen Lebens. Man kann über den Sinn solcher
Auslandseinsätze natürlich trefflich streiten - und sollte das in
unserer offenen demokratischen Gesellschaft auch tun, doch das darf
nicht zu einem "Generalverriss" unserer Armee als Ganzes führen. Das
würde weder den objektiv steigenden Anforderungen an die Bundeswehr
in den derzeitigen unruhigen Zeiten noch deren Angehörigen gerecht.
Dass die deutsche Armee derzeit dennoch viele Probleme vor sich
herschiebt, hat auch mit Illusionen zu tun, die nach dem Ende des
Kalten Krieges und der Blockkonfrontation vor drei Jahrzehnten ins
Kraut schossen. Nachdem der waffenstarrende Warschauer Vertrag des
Ostblocks sozusagen in sich zusammengefallen war, glaubten viele,
eine Zeit des immerwährenden Friedens breche an. Von einer
"Friedensdividende" war die Rede, Gelder wurden zusammengestrichen,
die Bundeswehr wurde verkleinert. Und schließlich verschwand sogar
die Wehrpflicht, auf den Weg gebracht ausgerechnet von einem
CSU-Verteidigungsminister. Einen SPD-Mann hätte man bei einem solchen
Ansinnen vermutlich aus dem Amt gejagt. Allerdings, auch das gehört
zur Wahrheit, entsprach die praktizierte Wehrpflicht längst nicht
mehr dem Grundsatz der Wehrgerechtigkeit. Wie auch immer steht die
Bundeswehr heute in einer einschneidenden Trendwende. Sie muss mit
Blick auf die vielfältigen Bedrohungen besser ausgerüstet werden und
flexibler einsetzbar sein. Und obendrein soll sie sich als
attraktiver Arbeitgeber mit guten Aufstiegschancen, ordentlichem Sold
und sozialen Leistungen erweisen, der in der Konkurrenz mit der
zivilen Wirtschaft bestehen kann. Das ist eigentlich die Quadratur
des Kreises. Doch die große Herausforderung muss dennoch entschlossen
angegangen werden. Ob mit Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen oder ohne sie. Die CDU-Politikerin mit den flotten
Ankündigungen hat zwar einiges erreicht, den Wehretat kräftig erhöht
und - jawohl auch das - die Beschaffung verbessert. Doch das
ausufernde Beratungswesen in ihrem Haus trübt die Bilanz erheblich.
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Datum: 07.02.2019 - 20:15 Uhr
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