Mittelbayerische Zeitung: Forschungsnation im Selbstzweifel / Der Wissenschaftsstandort Deutschland

Mittelbayerische Zeitung: Forschungsnation im Selbstzweifel / Der Wissenschaftsstandort Deutschland ist besser als sein Ruf. Bild und Selbstbild passen da nicht ganz zusammen. Leitartikel von Angelika Sauerer

ID: 1763415
(ots) - Deutschland gilt als das Land der Dichter und
Denker, der Erfinder und Ingenieure, gleichwohl geriert es sich gerne
auch als das Land der Zweifler - vor allem an sich selbst. Im
weltweiten Vergleich heißt es in Bezug auf die hiesige Lehre und
Forschung beinahe gebetsmühlenartig, man laufe Gefahr, abgehängt zu
werden. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler würden
schlechter, ebenso die der Studierenden. Auf diese Weise, so der
Tenor, könne man mit dem Forschungsriesen USA und dem aufstrebenden
China nicht mehr mithalten. Es gibt keinen Grund (mehr) für diese
Schwarzmalerei, im Gegenteil. Vor kurzem erst attestierte das in
London erscheinende Magazin Times Higher Education (THE) der
deutschen Universitätslandschaft beste Noten. Im weltweiten Ranking
platzierte sich Deutschland mit der Anzahl der nominierten
Hochschulen sowohl unter den Top 100 als auch unter den Top 200 auf
Platz drei - hinter den USA und Großbritannien - und weit vor China
(Platz sieben). Während der Trend für das Vereinigte Königreich nach
unten zeige, gehe es für Deutschlands Unis steil nach oben, so die
Autoren der Studie. Waren 2016 nur drei deutsche Unis in den Top 200
zu finden, sind es 2018 stattliche 23. Man ist damit England dicht
auf den Fersen, vor allem unter den Top 100, wo Deutschland mit zehn
(vorneweg die Münchner Institutionen LMU und TU, ferner Heidelberg)
und die Briten mit zwölf Hochschulen vertreten sind. Und das alles
noch vor dem Brexit. "Wird Deutschland Europas Forschungsnation No.
1?" fragte denn auch die "Zeit" angesichts dieser sprunghaften
Steigerung. Die Regensburger Hochschulen werden im THE-Ranking nicht
genannt. Allerdings ist auch das kein Grund für Schwarzmalerei. Geht
man nach dem renommierten Hochschulforscher Hans de Wit (Boston
College), dann ist Deutschlands Hochschulsystem ohnehin weniger wegen


seiner Leuchttürme als vielmehr aufgrund der Breite und der
Praxisnähe herausragend. Und wenn wir schon bei Nähe sind: Auch die
räumliche spielt hier eine Rolle. Eine Uni, eine Hochschule gleich um
die Ecke zu haben, trägt dazu bei, Talente in der Region zu halten.
Wenn man so will, dann sind die Regensburger Universität und die
Ostbayerische Technische Hochschule mit Standorten in Regensburg,
Amberg und Weiden nicht nur Standortfaktoren für Unternehmen, die
hier ihren Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern decken können.
Sondern auch für kluge Köpfe, die nah der Heimat bleiben wollen. Der
Erfolg der deutschen Hochschullandschaft kommt nicht von ungefähr. Er
wurde gesät durch ein Umdenken, den Wettbewerb um die besten Ideen
und die besten Köpfe, kurzum: um Exzellenz. Und er wurde gedüngt
durch eine starke Aufstockung der Mittel. Lag der Etat des
Bundesforschungsministeriums 1997 noch bei 7,2 Milliarden Euro,
beläuft er sich 2018 auf 18,3 Milliarden. Zudem warben die
Hochschulen verstärkt Forschungsgelder ein. Der Anteil der
Drittmittel stieg 2005 bis 2015 von 17,6 auf 23 Prozent. Jeder Cent
davon war gut angelegt. Im Haushalt für 2020 stagniert das Budget
erstmals. Das ist nicht gut. Umso wichtiger sind zusätzliche
Investitionen wie das Innovationsprogramm für den
Wissenschaftsstandort Bayern, das Ministerpräsident Markus Söder von
einer auf geplante zwei Milliarden Euro erhöht hat. Das Geld soll in
Bau- und Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen fließen, eine
Mittelstandsoffensive auf den Weg bringen und den Bereich Künstliche
Intelligenz fördern. Die neue Fakultät für Informatik und Data
Science, die in den nächsten zwei Jahren an der Universität
Regensburg entstehen soll, ist ein Kandidat dafür. Vielleicht hat die
Angst, abgehängt zu werden, dazu geführt, dass die deutschen
Hochschulen besser dastehen denn je. Andererseits könnte man nun
unverstellt und ohne Selbstzweifel auch ein bisschen stolz auf das
Erreichte blicken. Den Erfolg weiter zu steigern, ist schließlich
auch ein Antrieb.



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Kommentar von Thorsten Knuf
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Datum: 18.10.2019 - 19:45 Uhr
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